Griechenland: Austritt aus dem Euro könnte weltweite Krise auslösen
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Athen/ Berlin (BoerseGo.de) - Die Regierungskoalition in Athen steht vor der Zerreißprobe. Die beiden kleinen Partner der konservativen Nea Dimokratia wollen ein zentrales Reformversprechen nicht mehr mittragen, berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Knackpunkt sind offenbar die Reformen auf dem Arbeitsmarkt. Streitpunkt waren automatische Lohnerhöhungen, die die internationalen Kreditgeber streichen wollen sowie Abfindungen, die reduziert werden sollen. „Die Verhandlungen gehen weiter. Ziel der Regierung ist aber weiterhin, dass die nächste (Hilfs-)Tranche bis Mitte November ausgezahlt wird“, sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur dpa.
Die Troika-Kontrolleure hätten weitere Arbeitsmarktreformen eingefordert, darunter die Halbierung der Abfindungen entlassener Arbeitnehmer und die Wiedereinführung der Sechs-Tage-Woche, hieß es seitens der Regierung in Athen. Die Probleme bei den Reformen wurden von zwei kleineren Koalitonsparteien der griechischen Sozialisten und der Demokratischen Linken mittlerweile bestätigt. „Die Verhandlungen gehen weiter. Die Troika fordert jedoch Sachen, die die Arbeitsrechte dem Erdboden gleich machen werden“, sagte der Chef der kleinen Koalitionspartei Demokratische Linke, Fotis Kouvelis. Seine Partei könne diesen Forderungen nicht zustimmen, sagte er im Staatsfernsehen (NET). Auch der Chef der Sozialisten, Evangelos Venizelos wurde deutlich: Einige Kreise, die hinter der Troika stünden, spielten mit dem Feuer und verursachten Verspätungen in den Beratungen zum griechischen Sparprogramm, sagte er im Fernsehen. Die "Troika" stelle immer mehr Forderungen. Venizelos habe Regierungschef Antonis Samaras gebeten, beim Gipfeltreffen den Partnern in der EU klar zu machen, dass man das nicht machen könne.
Die Situation in Athen bleibt prekär. Und einer aktuellen Studie zufolge hängt viel vom Ausgang der Verhandlungen der Troika mit der griechischen Regierung ab. Eine volkswirtschaftliche Berechnung der Prognos AG im Auftrag der deutschen Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Schluss, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro das Risiko eines europäischen und sogar internationalen Flächenbrandes in sich trägt und eine weltweite Wirtschaftskrise zur Folge haben könnte. Zu den Betroffenen würden nicht nur die Südeuropäer oder die Mitglieder der EU sondern auch die USA, China und andere Schwellenländer gehören, heißt es in der Prognos-Studie, die die finanziellen Folgen und erstmals auch die Wachstumsverluste für Deutschland sowie die 42 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer bis zum Jahre 2020 in der Folge eines Euro-Austritts der Griechen oder weiterer Krisenländer analysiert.
Für Griechenland wäre das Szenario mit einem Staatsbankrott, einer massiven Abwertung der neuen griechischen Währung, Arbeitslosigkeit, Nachfrageverlusten u.v.a. verbunden, was sich bereits schnell auf seine direkten Handelspartner auswirkt. In dem südeuropäischen Land selbst würden sich die anschließenden Wachstumsverluste bis zum Jahre 2020 demnach auf 164 Milliarden Euro oder 14.300 Euro pro Einwohner belaufen. Die 42 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt müssten in der Summe aber bereits einen Verlust von insgesamt 674 Milliarden Euro verkraften.
Die Autoren der Untersuchung kommen zu dem Fazit: „Ein zunächst isolierter Austritt Griechenlands und sein Staatsbankrott wären zwar ökonomisch verkraftbar, könnten aber mit ihren schwer kalkulierbaren Folgen die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen, die auch vor außereuropäischen Volkswirtschaften keinen Halt machen würde. Die Gefahr eines Flächenbrandes mit seinen wirtschaftlichen Konsequenzen und seinen politischen wie sozialen Folgewirkungen eines griechischen Staatsbankrotts und Austritts aus dem Euro sind so bedrohlich, dass die internationale Staatengemeinschaft beides verhindern sollte“.
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