Kommentar
10:50 Uhr, 19.09.2013

Goldpreis: Helikopter-Ben wird zu Goldenboy Bernanke

Die Sitzung der Federal Reserve endete am gestrigen Abend anders als von vielen Marktteilnehmern erwartet: Seitdem haussieren nicht nur die Aktienmärkte und Staatsanleihenkurse, sondern vor allem die Preise für Edelmetalle.

• Die Sitzung der Federal Reserve endete am gestrigen Abend anders als von vielen Marktteilnehmern erwartet: Seitdem haussieren nicht nur die Aktienmärkte und Staatsanleihenkurse, sondern vor allem die Preise für Edelmetalle. Während der Silberpreis um rund 7,5% zulegen konnte, verteuerte sich die Feinunze Gold um nicht weniger beachtliche 5%.

• Im gestrigen Handelsverlauf sackte der Goldpreis noch kurzfristig unter die runde Marke von 1.300 USD. Die ersten Marktteilnehmer warnten gar vor deutlich niedrigeren Kursen in Richtung 1.000 USD oder sogar darunter.

• Wer weiß, wie es mit dem avisierten „Tapering“ gekommen wäre? So erweist „Helikopter-Ben“ – der Mann der grenzenlosen Liquidität – seinem Namen weiter große Ehre und wird allmählich zu „Goldenboy Bernanke“. Seitdem die Fed ihr quantitatives Easing 2009 gestartet hat, konnte sich der Goldpreis in der Spitze mehr als verdoppeln. Mit rund 1.375 USD notiert das Edelmetall aktuell natürlich merklich darunter und neue Höchstkurse sind 2013 wie auch 2014 unserer Einschätzung nach nicht zu erwarten.

• Dennoch sehen wir unser Bild von stabilen bis steigenden Kursen in der zweiten Jahreshälfte als bestätigt an. Die Nachfrage aus Fernost wird zwar insbesondere in Indien durch weiter steigende Einfuhrzölle niedriger ausfallen als von uns zum Jahresanfang angenommen, aber der wachsende Wohlstand in der chinesischen Bevölkerung könnte die Nachfragelücke auffangen. Zudem agieren einige Zentralbanken weiter als Nettokäufer am Goldmarkt. Es wäre somit keine Überraschung, wenn sich insbesondere China und Russland – aber auch Kasachstan und die Türkei – weiter um die Diversifizierung ihrer Zentralbankbilanz bemühen und Gold kaufen.

• Der Einstieg in den Ausstieg der Fed ist vorerst nicht begonnen worden, der monatliche Geldstrom in Höhe von USD 85 Mrd. fließt mindestens bis Dezember weiter. Allerdings mögen die Marktteilnehmer in der Regel eher klare Ansagen als Unsicherheit: Die Frage nach dem Zeitpunkt oder der Geschwindigkeit der Rückführung ist und bleibt weiterhin unbeantwortet. Die US-amerikanische Notenbank wird im weiteren Vorgehen mehr denn je von diversen volkswirtschaftlichen Entwicklungen abhängig sein. In der Vergangenheit war es so, dass jegliche Gedankenspiele zum QE-Ausstieg den Edelmetallpreis belastet haben.

• Fazit: Die Party der Fed hat sich noch nicht dem Ende geneigt – neben den Aktienmärkten haussiert seit gestern Abend insbesondere der Goldpreis. Helikopter-Ben wird zu Goldenboy Bernanke! Allerdings wird bald wieder etwas Katerstimmung einsetzen: Der durch die Federal Reserve im Raum stehende Entzug der Liquiditätsdroge wird im IV. Quartal seine Schatten vorauswerfen. Mögliche Preisrückschläge sollten aber durch Zukäufe der Zentralbanken aus den BRIC-Staaten oder anderen Schwellenländern sowie die physische Nachfrage insbesondere aus China überlagert werden. Das würde den Goldpreis in Summe unserer Einschätzung nach recht stabil halten.

Quelle: Nord/LB

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