Kommentar
12:43 Uhr, 18.05.2016

GOLDMAN SACHS - Ein Quantum Peinlichkeit

Analysten haben es nicht leicht. Die von Goldman Sachs haben es derzeit aber besonders schwer. So viele Fehlgriffe bei den Prognosen erscheinen leicht peinlich.

Um etwas gleich vorwegzunehmen: Goldman Sachs versteht sein Handwerk nach wie vor. In vielen Bereichen sind sie ungeschlagen und vermutlich eine der ganz wenigen Banken, die sich tatsächlich noch Investmentbanken nennen können. Nichtsdestotrotz gab es in den letzten Monaten eine Reihe von Fehlprognosen.

Zu allererst ist da die Prognose zu EUR/USD. Eigentlich hätte das Währungspaar nach der ursprünglichen Prognose bereits im vergangenen Jahr die Parität erreichen sollen. Danach hätte es deutlich tiefer gehen sollen - bis 0,85. Inzwischen hat Goldman Sachs die ursprüngliche Prognose mehrfach revidiert. Bis Jahresende 2016 sollen nun 0,95 auf dem Kurszettel stehen. Anfang des Jahres sah die Vorhersage nicht nur einen Kurs unter 1 für Jahresende vor, sondern auch einen Kurs von 1,04 am Ende des ersten Quartals und 1 gegen Mitte des Jahres. Weder die vorhergegangenen Prognosen sind eingetroffen, noch die aktuelle.

So zuverlässig wie die Prognose von EUR/USD war auch die Vorhersage des Goldpreises. In einem Zeitraum von 3, 6 und 12 Monaten hätte der Goldpreis auf 1.100, 1.050 und dann 1.000 USD sinken sollen. Diese Zahlen wurden vor einer Woche nach oben revidiert. Nun liegen die Ziele bei 1.200, 1.800 und 1.150 USD. Damit ist die Investmentbank noch immer bärisch für das Edelmetall. Derzeit sieht es so aus als könnte die Prognose auch langfristig das Schicksal der EUR/USD Prognose ereilen.

Neben einer bärischen Einstellung zu Gold traute Goldman Sachs auch der Rohstoffrallye im Februar und März nicht über den Weg. Inzwischen sieht das anders aus. Der Sektor wurde auf "neutral" heraufgestuft. Insbesondere bei Öl sieht Goldman Sachs noch ein wenig Luft nach oben. Das sind ganz neue Töne und haben wenig mit der bisherigen Einschätzung zu tun.

Wenn es um Aktien geht, dann wird GS skeptischer. GS und andere Banken sehen, dass die Luft draußen ist. Aktien sollte man eher verkaufen, wenn die Kurse steigen.

Falsch lag GS auch bei der Prognose zur Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen. Bis Jahresende sollte die Rendite ursprünglich auf 3 % steigen. Vor einer Woche wurde das Ziel auf 2,4 % nach unten revidiert. Die Zielmarke von 3 % wurde in das Jahr 2018 verschoben.

Als Bank oder Analyst darf man seine Meinung natürlich ändern, schließlich ändern sich auch die Rahmenbedingungen. Stur an einer Prognose festzuhalten, auch wenn sie längst überholt ist, macht wenig Sinn. Goldman Sachs scheint jedoch ziemlich eindeutig fast alle Prognosen von einem Faktor abhängig gemacht zu haben: der Zinswende.

GS dürfte von einem rascheren Zinsanstieg ausgegangen sein. In diesem Fall wären die kurzfristigen Zinsen gestiegen. Gleichzeitig hätte das auch auf die längerfristigen Staatsanleihen abgefärbt. Höhere Zinsen in den USA bedeuten Rückenwind für den Dollar. Der Euro hätte entsprechend fallen müssen.

Ein starker Dollar ist bärisch für Rohstoffe, die in Dollar notieren. Insbesondere Gold ist vom Dollar und von den Zinsen in den USA abhängig. In sich waren die Prognosen der Investmentbank schlüssig. GS setzte jedoch alles auf eine Karte bzw. legte den Prognosen nur ein mögliches Szenario zugrunde. Dieses Szenario ging auch nicht von einer sehr zaghaften Zinswende aus, sondern von einer entschlossenen. Da daraus nichts wurde, wurde auch aus den Prognosen nichts.

Die Lehre daraus: Man gar nicht früh genug erkennen, wenn man falsch liegt. Wer zu lange an einem überholten Szenario festhält, verliert Geld. Nun revidierte GS die meisten, sehr Dollar bullischen Prognosen nach unten und just in diesem Moment geht der ursprüngliche Trend weiter. Der Dollar erholt sich gerade von einer deutlichen Abwertung und die Renditen für Anleihen steigen. Gold hält sich derweil einigermaßen gut. Gut möglich, dass GS in Kürze noch einmal eine Kehrtwende machen muss

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13 Kommentare

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  • Austrochris
    Austrochris

    Goldman Sachs ist ein verlängerter Arm der Fed . Ich bin sicher die machen ihre Prognosen absichtlich ohne Rücksicht auf die Realität . Hat ja man auch beim Gold gesehen . Wieso leihte sich GS Gold aus Venezuela und Equador aus .

    Da muss man nicht lange raten was da dahinter steckt ! Es ist nicht nur peinlich sondern kriminell bis mafiaartig was da für ein Schauspiel abläuft .

    Letztendlich wird GS wieder eine 180 Drehung beim Goldpreis machen sobald der über 2000 Dollar steht ! Affentheater pur !!

    07:49 Uhr, 20.05. 2016
  • Chronos
    Chronos

    Warum nennt man GS seit 15 Jahren wohl Goldman Sucks?

    Ich kann mich an wenig, bis fast auf keine eintreffenden Analysten von GS erinnern.

    Ähnliches gibt es nur bei den Lagerbeständen, WTI noch schlimmer als Brent.

    Kann mich seit 2 Jahren nicht erinnern, das die Prognosen eingetroffen sind.

    11:28 Uhr, 19.05. 2016
  • Silberpapst
    Silberpapst

    Prognosen sind schwierig weil sie die Zukunft betreffen :-) Die Frage ist doch. Wird auch nach den Prognosen gehandelt oder wird Wasser gepredigt und Wein getrunken. Siehe Goldmarkt. Prognosen mit immer weiter fallenden Zielen in der Vergangenheit aber Gold kaufen im Hintergrund. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Amen.

    08:39 Uhr, 19.05. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • tibo2009
    tibo2009

    hallo 1800 Euro ist Bärisch :

    06:47 Uhr, 19.05. 2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Die Goldmäner und wie sie alle heißen, liegen i.d.R. nur dann richtig, wenn sie den Markt auch selber nach belieben beeinflußen und manipolieren können.

    Aber das kann eigentlich jeder, wenn er die Mittel dazu hat. Da bedarf es keiner besonderen

    Fertigkeit außer genügend krimmineller Energie.

    21:54 Uhr, 18.05. 2016
  • amateur
    amateur

    das sind alles Hütchenspieler des 21. Jh.

    21:30 Uhr, 18.05. 2016
  • LAM
    LAM

    tja, kein wunder wenn die sich alle jungspunde die frisch von der uni kommen holen die einen prädikatsabschluss haben... Jedoch kein bissl ahnung von der praxis. Know-how und expertise sieht bestimmt anders aus

    20:52 Uhr, 18.05. 2016
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Gold 1800 ??? Das ist aber sehr bullish ... - das ist ein Schreibfehler, oder?

    20:49 Uhr, 18.05. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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