Kommentar
12:19 Uhr, 17.04.2009

Goldhausse wahrscheinlich - Papiergeldsystem in der Krise

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

„Geschichte wiederholt sich, nur nicht exakt“ lautet eine bekannte Börsenregel. In den 70er Jahren stieg Gold als Folge des Ölpreisschocks von 350,00 USD auf in der Spitze 850,00 USD im Jahr 1980 und erlebte die größte Hausse seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern brach wegen der Ölkrise ein und die Notenbanken lockerten ihre Geldpolitik, um die Auswirkungen abzumildern. Die USA hatten zudem die hohen Kosten des Vietnamkrieges zu finanzieren, was das Wirtschaftswachstum zusätzlich belastete. Hohe zweistellige Inflationsraten entwerteten das Papiergeld. In einem Umfeld hoher Inflation kam Gold die Funktion als Wertaufbewahrungsmittel und Alternativwährung zu. Dieser Beitrag zeigt auf, dass Gold in der nächsten Hausse erneut deutliche Kursgewinne verbuchen wird.

US-Leitzins zeitweise über 20%
Die US-Inflationsrate erreichte im Jahr 1980 auf Jahresbasis einen Wert von extrem hohen 14%. Paul Volcker, der von 1979 bis 1987 US-Notenbankpräsident war, erhöhte die Leitzinsen auf zeitweise mehr als 20%, wodurch die Inflationsrate in nur zwei Jahren wieder auf 3,2% sank. Der Preis für die Rettung der Währung und die Wahrung der Geldwertstabilität war 1982/83 eine der schwersten US-Rezessionen der Nachkriegszeit. Seitdem verfolgte die US-Notenbank stets eine Politik des lockeren Geldes, die jüngst zur Entstehung der US-Immobilienblase führte und damit zum Auslöser der aktuellen Wirtschaftskrise wurde.

Geldmenge ist Inflationsnährboden
Die derzeitige Geldpolitik nahezu aller bedeutenden Notenbanken ist äußerst expansiv. Die US-Notenbank wird in den nächsten sechs Monaten langlaufende Staatsanleihen, MBS-Papiere und Agency Bonds in gewaltigem Umfang aufkaufen. Die Aktiva der Fed dürften damit auf etwa 27% des US-Bruttoinlandsproduktes anschwellen. Die Geldbasis wird immer größer und liegt derzeit bereits um 100% über dem Wert von September 2007. Der Anstieg der Geldbasis wird dafür sorgen, dass die Inflation im nächsten Aufschwung deutlich ansteigen wird. Die Geldentwertung wird Gold dann wie in den 70er Jahren wieder seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel ausspielen lassen. Der Kurs des Edelmetalls kann dann nur noch ansteigen.

Ausblick für die nächsten Jahre

These 1: Keine Deflationsspirale (2009/2010)
Die US-Teuerungsrate ist erstmals seit 1955 unter null Prozent gefallen. So sank der Verbraucherpreisindex im März auf Jahressicht um -0,4 Prozent, nachdem er im Vormonat noch um +0,2 Prozent zugelegt hatte. Obwohl die Inflationsrate im negativen Bereich liegt, ist noch keine Deflation im engeren Sinne eingetreten, da die Kerninflationsrate mit 1,8 Prozent noch ein gutes Stück von der Nullmarke entfernt ist. Eine Deflationsspirale und ein verlorenes Jahrzehnt wie in Japan sind unwahrscheinlich. Der japanische Aktienmarkt war 1990 mit abartigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen von fast 60 bepreist. Außerdem ließ sich die japanische Regierung damals fast 7 Jahre Zeit, bevor sie das Bewertungsproblem abschreibungsbedürftiger Assetts in Angriff nahm. Die US-Regierung hat schon innerhalb eines Jahres eine pragmatische Lösung gefunden und einfach die Rechnungslegung geändert.

These 2: Inflation wird Goldhausse bringen (ab 2011/12) Im nächsten Aufschwung wird die Inflation deutlich anziehen und einen zweistelligen Jahreswert erreichen. Der Goldpreis wird dann wie in den 70er Jahren wegen seiner Rolle als Wertaufbewahrungsmittel und Alternativwährung zwangsläufig zulegen. Um den zweistelligen Inflationsraten beim Papiergeld zu entfliehen, werden sich Investoren in Gold flüchten. Zwischen dem US-Dollar und der Goldentwicklung wird dann wieder die altbekannte inverse Beziehung zu sehen sein. Je stärker der USD abwertet, desto stärker dürfte der Goldkurs anziehen. Die Jahre 2011/2012 könnten den Bullen wieder frischen Wind in die Segel blasen. Die Inflationsproblematik wird dann aber erst mit einigen Jahren Zeitverzug immer größer werden. Es ist aber auch möglich, dass die Goldbullen die zu erwartende Entwicklung vorab schon mit deutlichem Zeitvorsprung „spielen“ und schon ab dem nächsten Jahr eine Goldhausse startet.

These 3: Zinserhöhungen werden neue Rezession bringen (2018/2019) Die US-Notenbank muss irgendwann mit Zeitverzug deutlich die Zinsen erhöhen, so wie dies Paul Volcker bereits Anfang der 80er Jahre gemacht hat. Andernfalls werden die Inflationserwartungen immer weiter ansteigen und den US-Dollar zunehmend devaluieren. Die dann erforderlichen Zinserhöhungen werden zwangsläufig die Konjunktur wieder abwürgen, werden aber absolut unumgänglich sein, um die Existenz des Papiergeldsystems zu sichern. Wie Anfang der 80er Jahre wird die Goldhausse vermutlich dann enden, sobald die US-Notenbank der Inflation ernsthaft den Kampf ansagt.

Fazit
Die gegenwärtige Krise wird vermutlich zweiteilig ausfallen und von einem Scheinaufschwung unterbrochen werden. Prognosen wann dieser kommen kann, sind in einem Umfeld in dem selbst Wirtschaftsforschungsinstitute und Unternehmensvorstände keine Prognosen wagen, nur schwer möglich. Am Ende des Zyklus wird die Welt vermutlich wieder da stehen, wo die USA 1982/83 schon waren, nämlich in der Rezession. Es ist normal, dass auf Phasen des Wachstums wieder Kontraktionsphasen folgen. Jedoch hat die abartige Geldmengenexplosion in den USA die Basis dafür gelegt, dass die zukünftigen Wirtschaftskrisen dramatischer ausfallen werden als es bei einer nachhaltigen, an die realwirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft angepassten Geldmengenentwicklung der Fall wäre.

Jens Lüders
FXdirekt Bank

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