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12:54 Uhr, 20.10.2016

Goldene Brücken

Zur Belebung der Weltwirtschaft müssen Didier Le Menestrel, Chairman von La Financière de l’Echiquier, zufolge große Investitionen getätigt werden – und zwar auf Pump.

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Paris (GodmodeTrader.de) – Die Gegner der keynesianischen Wirtschaftstheorie beschimpfen die Initiativen zur Belebung der Wirtschaft gern als kostspielige und dumme Projekte, die zu nichts führen. In Frankreich etwa werden Kreisverkehre angeprangert, die unnötigerweise am Eingang von Ortschaften angelegt sind, oder seit Kurzem auch TGVs, die auf Intercity-Strecken fahren. Die bissigsten von ihnen verweisen auf den Pionier Camember, den Comic-Helden des 19. Jahrhunderts, der unter den Augen des Sergeanten Bitur ein Loch gräbt, um ein anderes zu füllen. Allen Kritikern zum Trotz wird man von Japan über die USA bis hin zum Vereinigten Königreich dennoch beginnen zu graben – viel zu graben, wie Didier Le Menestrel, Chairman von La Financière de l’Echiquier, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Diese drei großen Volkswirtschaften hätten in Anlehnung an das europäische 315-Milliarden-Euro Investitionspaket von Juncker immense Infrastrukturprojekte vorgestellt. Konkret sei die Rede von 210 Milliarden Dollar in Japan und von 133 Milliarden im Vereinigten Königreich, jeweils über fünf Jahre verteilt. Für die Vereinigten Staaten verspreche Hillary Clinton 250 Milliarden für denselben Zeitraum sowie die Gründung einer nationalen Infrastrukturbank, die über Anleihen Investitionen in Höhe von weiteren 250 Milliarden Dollar finanzieren könnte. Donald Trump, dem es nie schwerfalle andere zu überbieten, kündige an, doppelt so viel tun zu wollen, heißt es weiter.

„In jedem Fall ist es notwendig, denn den drei Ländern ist eine dramatische Überalterung ihrer Infrastruktur gemeinsam. In den USA ist ihr Durchschnittsalter laut Schätzungen seit den 90er Jahren bis heute von 20 auf 27 Jahre gestiegen. In Japan sind Brücken und Autobahnen etwas weniger alt, aber der Trend ist ähnlich: Seit Beginn dieses Jahrhunderts und dem Anstieg des Verhältnisses Verschuldungsgrad/BIP, haben die japanischen Behörden ihre Investitionen gedrosselt. Bleibt es bei der aktuellen Entwicklung werden 2030 mehr als die Hälfte der Brücken älter als 50 Jahre sein. Das Konjunkturprogramm zur ‚Wiederbelebung der japanischen Wirtschaft 2016‘ trifft also auf einen echten Bedarf“, so Le Menestrel.

Frage sich nur, wie man all das finanziere. Die Zinsen lägen bei null, wodurch sich die Antwort geradezu aufdränge: mit Schulden. Eine Antwort, die allerdings eine andere Frage aufwerfe: Sei das eine gute Verwendung des Kapitals? Ob einem der bedingungslose Gehorsam des Pioniers Camember gefalle oder nicht – es sehe ganz so aus, als müsse man diese Frage mit ja beantworten, heißt es weiter.

„Eine 2014 veröffentlichte Studie des IWF zeigt nämlich, dass eine Politik großer Arbeiten, die heute umgesetzt wird, von ‚anormal günstigen‘ Bedingungen profitieren würde. Die erste bereits erwähnte Bedingung hängt mit den Zinsen zusammen, die praktisch bei null liegen. Die schmerzfreie Finanzierung ermöglicht eine bessere Rentabilität der neu gebauten Infrastrukturen. Der den Ökonomen so liebe Multiplikatoreffekt erhöht sich. In diesem Nullzinsumfeld führt eine Investition von einem Prozent des BIP nach vier Jahren zu drei zusätzlichen Prozentpunkten Wachstum. Ein heilbringender Effekt, der eine schnelle Rückzahlung der aufgenommenen Schulden ermöglicht“, so Le Menestrel.

Die zweite günstige Bedingung sei die Tatsache, dass die meisten Industrieländer sich derzeit in einem negativen „Output Gap“ befänden, das heiße, das reale BIP liege deutlich unter dem Produktionspotenzial. Auch in diesem Umfeld zeige die IWF-Studie, dass Investitionen in die Infrastruktur den Multiplikatoreffekt verstärkten, heißt es weiter.

„Diese Milliarden werden nicht sofort in die Wirtschaft gepumpt. Die noch zu durchlaufenden Etappen (beispielsweise die Abstimmung des amerikanischen Kongresses) sind zahlreich. Wir sollten jedoch nicht daran zweifeln, dass diese vielfältigen Initiativen letztendlich die Weltwirtschaft ankurbeln werden. Ein Ziel, hinter dem wir vorbehaltlos stehen“, so Le Menestrel.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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