Kommentar
11:06 Uhr, 01.06.2016

Gold: Zurück auf Los?

Im ersten Quartal 2016 war Gold als Anlageklasse fast ungeschlagen. Jetzt geht seit Wochen nichts mehr vorwärts. Der Aufwärtstrend droht sogar wieder zu kippen.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Persönlich gehe ich nicht davon aus, dass Gold wieder Richtung 1.000 Dollar fällt. Viele Banken halten das inzwischen wieder für möglich, obwohl sie erst vor wenigen Wochen die Kursziele nach oben angepasst hatten. Das Timing der Banken war bisher nicht sonderlich gut und das Argument, weshalb Gold wieder deutlich fallen soll, ist etwas undifferenziert.

Der Goldpreis konnte in den ersten Monaten des laufenden Jahres aus zwei Gründen zulegen. Zuerst war da eine starke Verunsicherung des Marktes direkt zu Jahresbeginn. Die ganz große Rallye startete dann allerdings als die US-Notenbank im Februar durchblicken ließ, dass erst einmal keine weitere Zinserhöhung geplant sei.

Nun revidiert die Fed ihr Zurückrudern zu Jahresbeginn und stell für Juni oder Juli eine Zinsanhebung in Aussicht. Steigende Zinsen können den Dollar stützen und so auf Rohstoffpreisen lasten, die in Dollar notieren. Da Gold im Gegensatz zu Anleihen und vielen Aktien keine Zinsen bzw. Dividenden zahlt, wird Gold unattraktiver, wenn die Zinsen steigen.

Die Zinsanhebungsfantasie der letzten Tage hat den Goldpreis unter Druck gebracht. Das muss jedoch noch lange nicht das Ende des Aufwärtstrends sein. Der Dollar mag auf absehbare Zeit wieder etwas aufwerten und den Goldpreis drücken, doch ein anderer Effekt dürfte den Goldpreis mittelfristig stützen.

In den USA wie auch in vielen anderen Ländern zeichnet sich eine Trendwende bei der Inflationsrate ab. Anstatt weiter zu fallen stabilisiert sich die Teuerungsrate in vielen Ländern und beginnt vorsichtig zu steigen. Die Inflationsrate kann - im Gegensatz zu Zinsen - relativ rasch ansteigen. Allein durch den Ölpreisanstieg auf 50 Dollar müssen wahre Wunder passieren, dass die Inflation in den USA nicht auf 2 % steigt.

Für die Attraktivität einer Währung sind mittel- bis langfristig die Realzinsen relevant. Nachdem keine der großen Notenbanken die Zinsen rasch anheben kann, ohne den Markt und die Wirtschaft an den Rand des Kollaps zu drängen, werden die Realzinsen mittelfristig erheblich sinken. Das sollte dem Goldpreis Auftrieb geben.

Die Grafik zeigt den bisherigen Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und den US-Realzinsen. Mit einer minimalen zeitlichen Verzögerung laufen die beiden Zeitreihen stark negativ korreliert (sinkende Zinsen und steigender Goldpreis). In den kommenden Monaten und sogar Jahren gehe ich von tendenziell sehr niedrigen Realzinsen aus. Das Zinsniveau ist auf einem Rekordtief und die Inflation beginnt zu steigen. Da muss man nicht lange rechnen...

Das einzige, was den Bullenmarkt bei Gold nun gefährden kann, ist ein Realzins in Europa und Japan, der niedriger als der der USA liegt. Dann ist der Dollar trotz niedriger Realzinsen immer noch attraktiver als andere Währungen, die noch niedrigere Realzinsen aufweisen. In diesem Fall würde der Dollar weiterhin gewinnen und Gold unter Druck bleiben. Aktuell sehe ich diese Gefahr nicht. Der Rücksetzer des Goldpreises war eine gesunde Konsolidierung. Der Rücksetzer bis 1.200 war die Mindestanforderung einer Korrektur für die seit Ende 2015 laufende Aufwärtsbewegung. Grundsätzlich kann es auch noch Richtung 1.169 gehen ohne den mittelfristigen Trend zu gefährden.

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6 Kommentare

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  • Octagon2012
    Octagon2012

    Guter Artikel. Trotz Zinserhöhung im Dezember gab es eine Goldrally. Gold steigt wenn die Inflation steigt. Ihrem Artikel ist wenig hinzuzufügen.

    19:35 Uhr, 01.06.2016
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Gold zahlt keine Zinsen? Das ändert sich gerade. In Zeiten um sich greifender Negativzinsen dürfte das folgende Angebot noch einige Wellen schlagen:

    http://us9.campaign-archive2.com/?u=d0e14e8252cf4c...

    15:37 Uhr, 01.06.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    ... doch natürlich: gelesen habe ich den Artikel schon ... - aber man muss ja nicht zu jedem Artikel einen Beitrag abliefern ...

    Aber der Artikel ist natürlich gut ... - und richtig ...

    12:27 Uhr, 01.06.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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