Kommentar
14:10 Uhr, 17.08.2020

Gold: Wo bleiben die neuen Hochs?

Die dramatische Korrektur des Goldpreises in der vergangenen Woche hat viele Anleger verunsichert. Kommt es noch zu neuen Hochs?

Erwähnte Instrumente

  • XAU/XAG
    Kursstand: 72,53 € (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.951,65002 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • XAU/XAG - Kurs: 72,53 € (FOREX)
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.951,65002 $/oz. (FXCM)
  • Silber - WKN: 965310 - ISIN: XC0009653103 - Kurs: 26,88400 $/oz. (FXCM)

So schnell können sich die Dinge ändern. Noch im Juli und Anfang August schien Gold eine sichere Wette zu sein. Der Preis stieg nicht einfach nur an, er stieg immer schneller. Noch mehr galt das für Silber. Silber ist praktisch ein Hebel auf Gold. Wenn Edelmetalle gefragt sind, steigt der Silberpreis meist noch stärker als der Goldpreis. Das führt dazu, dass das Gold/Silber-Verhältnis sinkt, wenn die Zeiten für Anleger am schönsten sind. Das galt 1980 genauso wie 1983, 1987, 2006, 2008, 2011 und nun wieder. Wer das als gute Neuigkeit interpretiert, ist allerdings etwas voreilig. Der Einbruch des Gold/Silber-Verhältnisses ist oft nur von kurzer Dauer und zeigt das Ende einer spekulativen Aufwärtsbewegung an, nicht den Beginn. Der Beginn wird von einem steigenden Verhältnis angekündigt. Gold ist ein Vorläufer von Silber bzw. Silber ist der Nachzügler. Anleger greifen zuerst bei Gold zu. Da der Silberpreis zunächst nicht mitmacht (Gold wird als sicherer Hafen zuerst gekauft), greifen Anleger dort erst zu, wenn der Goldpreis bereits signifikant gestiegen ist.

Anleger vermuten, dass auch Silber ansteigen muss. Es ist ja immerhin auch ein Edelmetall. Der Silberpreis steigt dann quasi in einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Silber wird gekauft, weil es noch billig ist. Das lässt den Preis ansteigen.

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Nun kam es in der vergangenen Woche zu einer heftigen Korrektur. Einige sehen das zweifellos als Einstiegsgelegenheit. Dabei gibt es leider nur ein Problem. Tagesbewegungen von -5 % finden am Ende eines Trends statt. 2011 leiteten solche Bewegungen den Prozess der Topbildung ein.

Es gibt keine Garantie, dass das heute wieder so ist. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass der Goldpreis vor einem Trendwechsel steht. Mit anderen Worten: die guten Zeiten für den Goldpreis sind schon wieder vorbei. So war es zumindest in der Vergangenheit, ob 2011 oder 1980.

Gold
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Wer die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben will, dem hilft das Zinsumfeld. Die Realzinsen sind negativ und stehen fast bei -1 %. Stehen die Realzinsen heute bei -1 %, gewinnt Gold in den folgenden 12 Monaten im Durchschnitt mehr als 10 % (Grafik 2). Zuletzt stieg der Realzins von niedrigem Niveau wieder an. Wichtiger als das Realzinsniveau ist der Trend. Sinkt der Zins, steigt Gold. Steigt der Zins, selbst wenn er noch negativ ist, fällt Gold.

Kurz gesagt: Es besteht die Möglichkeit, dass Gold gerade ein Hoch ausbildet. Dieser Prozess dauert einige Wochen. In dieser Zeit geht es volatil seitwärts. Das ist am wahrscheinlichsten. Die Wahrscheinlichkeit liegt aber nicht bei 100 %. Jeder Anleger muss sich selbst ein Bild machen und eine Entscheidung treffen. Es handelt sich hier explizit um keine Kaufs- oder Verkaufsempfehlung, sondern um eine Darstellung dessen, was im Normalfall geschieht, wenn sich der Kurs so entwickelt wie zuletzt.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Sandplayer
    Sandplayer

    Werter Clemens Schmale, man muss auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Es hat einige gute Punkte. Momentan sehe ich die Mehrheit von sowohl Fundamental betrachtern als auch Chart Analysten aber eher auf einer sehr bulischen Seite, einschließlich dem godmode Team. Aber danke dafür, dass diese Möglichkkeit im Hintrekopf bleiben muss.

    20:41 Uhr, 17.08.2020
  • Trival
    Trival

    Was ist dieses Jahr schon "Normal"?

    18:29 Uhr, 17.08.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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