Kommentar
10:57 Uhr, 22.06.2017

GOLD: Warum rührt sich nichts?

Genug Gründe für steigende Goldpreise gäbe es ja... nur will keiner dieser Gründe dem Edelmetall zum Durchbruch verhelfen.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Es gibt für Gold derzeit gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht zuerst: markttechnisch befindet sich Gold im Aufwärtstrend. Gold hat Ende 2015 bei gut 1.000 Dollar je Unze ein Tief ausgebildet, welches bisher nicht nach unten durchbrochen wurde. Anfang 2017 folgte ein neues Tief, allerdings ein höheres. Das ist per Definition ein Aufwärtstrend (höhere Tiefs und höhere Hochs).

Gold
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    JFD Brokers

Für ein höheres Hoch hat es bisher noch nicht gereicht. Dazu müsste der Goldpreis noch ein ganzes Stück zulegen. Vollkommen hoffnungslos ist das nicht, doch es gibt auch eine schlechte Nachricht. Die Haupttreiber des Goldkurses erreichen ihre Grenzen.

Gold kann kurzfristig gewinnen, wenn viel Unsicherheit im Markt ist. Das war wieder einmal zu erkennen, als einige arabische Länder Qatar von einen Tag auf den anderen isolierten und der Terrorfinanzierung bezichtigten. Das half Gold immerhin für einen Tag lang.

Diese kleinen Schübe können den Goldpreis zwar stützen, doch langfristig sind sie ziemlich unerheblich. Gold ist und bleibt von den Realzinsen getrieben. Grafik 1 zeigt den Goldpreis und die Realzinsen in den USA. Immer dann, wenn die Realzinsen in den negativen Bereich fielen, gewann Gold überproportional an Wert.

Der Grund für diese Systematik ist einfach. Gold wirft keine Zinsen ab. Je niedriger die Realzinsen sind, desto geringer sind die Opportunitätskosten. Anleger können sich unter anderem zwischen Anleihen und Gold entscheiden. Vor allem kurzfristige Anleihen haben geringe Kursschwankungen, werfen aber Zinsen ab.

Zahlt eine Kurzfristanleihe 1 % Zinsen bei wenig Kursrisiko, ist das gar nicht so unattraktiv. Gold zahlt nichts, hat aber volles Kursrisiko. Liegt die Inflation nun in diesem Beispiel bei 2 %, so ist die reale Verzinsung der Anleihe negativ. Anleger können sich nun für einen sicheren Verlust entscheiden oder Gold kaufen, welches die Inflation recht zuverlässig ausgleicht.

Nun sind die Realzinsen so tief wie lange nicht. Sie bewegen sich im Bereich von 0 %. Es ist unwahrscheinlich, dass sie von diesem Niveau aus weiter sinken. Die Inflation hat ihre Hochs erst einmal gesehen. Gleichzeitig steigen die Zinsen, wenn auch nur sehr langsam. Für Realzinsen gibt es derzeit praktisch nur den Weg nach oben.


Das dürfte den Goldpreis mittelfristig belasten. Es hilft auch nicht, dass die USA möglicherweise auf die nächste Rezession zusteuern. Eine Rezession allein bringt den Goldpreis nicht zum Steigen. Indirekt kann negatives Wirtschaftswachstum helfen, weil im Abschwung die Zinsen gesenkt werden und die Realzinsen fallen. Wirtschaftliche Kontraktion per se ist aber kein Grund für steigende Goldpreise.

Abgesehen von ereignisgetriebenen Rallys wie zuletzt nach der Isolierung Qatars, fehlt es an fundamentalen und langfristigen Gründen für weiter steigende Preise. Ganz nebenbei laufen andere Währungen Gold den Rang als großartiges Investment ab. Grafik 2 zeigt, dass Bitcoins inzwischen mehr gehandelt werden als Gold auf dem London Bullion Market.

Clemens Schmale

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

7 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • SiSiSenor
    SiSiSenor

    Ich weiss nicht..Ich bin wirklich kein grosser Freund von Gold, aber als ob sich dieses für die paar müden Basispunkte interessiert, das sind allenfalls Katalysatoren. Die nächste Zinserhöhung ist nicht einmal absehbar, was soll dort eingepreist werden, was nicht schon eingepreist wurde? Wenn dann wird ausgepreist.

    Ich erinnere mich noch genau daran wie alle Analysten, die eine Woche vor der vorletzten Erhöhung noch Berichte über eine 95% Einpreisung einer Erhöhung geschrieben haben, dann davon ausgingen Gold würde in Echtzeit fallen, nachdem die Wochen vor der Erhöhung ebendiese..eingepreist wurde?!? Vor der Erhöhung ist nach der Erhöhung, ich war jedenfalls entgegen nahezu aller Analysten long Gold und Euro damals und musste es nicht bereuen.

    Zusammenhänge in Gold sind viel komplexer: Naher Osten, Russland und China mit grossen Goldreserven als Marktkräfte, ein geisteskranker, unberechenbarer Soap-Star als POTUS, anstehende Wahlen in Europe, Relation zu Öl, zu Dollar, Goldkäufe in Indien oder sonstwo, technische Spekulation, drohende zyklische Rezession, Aktienpreise von Minenbetreibern, Krisen in Asien, Hedging, anrollendes Sommerloch, unerfüllte oder übererfüllte Erwartungen..

    Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber ganz so einfach läuft das nicht, Herr Schmale. Die Frage ist vielmehr: Wenn am Markt Zukunft gehandelt wird, an welcher Punkt der Zukunft sind wir dann gerade?Danke für eine ansonsten absolut fundiert ausgeführte Analyse!

    12:31 Uhr, 25.06.2017
  • hotte38
    hotte38

    Hi, ist das nicht eine inverse SKS-Formation auf Ihrer Darstellung? Und bedeutet das nicht

    steigende Kurse?

    10:38 Uhr, 23.06.2017
  • Doctor Who
    Doctor Who

    Ich finde es schon interessant auf welche unterschiedlichen bzw. sogar gegensätzlichen Aussagen die "Analysten" in Bezug auf den Zusammenhang Goldpreis und Realmarktzinsen kommen. Hier ein Analyst mit dem Beitrag "Zusammenhang Gold und Zinsen - Ein Mythos?" der genau der gegenteiligen der hier beschriebenen Ansicht ist.

    https://de.investing.com/analysis/zusammenhang-gol...

    13:34 Uhr, 22.06.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    Die Fed wird wieder die Geldschleusen öffnen und zurückrudern wie 2008 . Gold wird das wohl zuerst nicht helfen , wenn der Crash kommt, aber nachher !!!!

    13:00 Uhr, 22.06.2017
  • Austrochris
    Austrochris

    Der Edelmetallmarkt wird schon lange nicht mehr von den Fundamentaldaten beeinflusst !

    Thats the trueth ! Der Papiermarkt im Goldmarkt verhindert noch jeglichen markanten Anstrieg !

    Ich betone noch ! Das Verhältnis zwischen einer echten Goldunze und einer Papierunze wird ohne Verluste nach oben getrieben . Über 200 Papierunzen für eine echte , das ist schon der glatte Wahnsinn .

    Auch beim Silber wurden heuer alleine soviel Papierunzen gedruckt, dass das Verhältnis schon bei 1 zu 300 ist !

    Aber der Zeitpunkt wird kommen, dass nur ein Grossinvestor darauf besteht, seine Papierunzen in echte umzutauschen , die es nicht gibt und wird die Comex eingehen und die Kurse explodieren !

    Dieser Tag kann jeder Tag sein !

    12:57 Uhr, 22.06.2017
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
Follower
Folgen

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten