Kommentar
07:52 Uhr, 23.02.2018

GOLD: Spannende, widersprüchliche Situation

Der Jahresstart hätte für die Goldanleger deutlich schlechter ausfallen könne. Der Preis des Edelmetalls erreicht die Hochs, die seit Ende 2013 als Widerstand gelten. Dazu gibt es noch ein ungewöhnliches Setup. Gelingt der Ausbruch?

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  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Der Goldpreis schiebt sich bereits seit Anfang 2016 unter dem Radar nach oben. Diese Stärke, die Gold in zwei Jahren immerhin 28 % nach oben geführt hat, ist ungewöhnlich. Der Goldpreis profitiert vor allem in Zeiten, in denen die Inflation hoch ist. Gold erhält den Wert und gleicht die Inflation aus. Nachdem die Inflation aber eigentlich nicht sonderlich hoch ist, ist der Aufwärtstrend ungewöhnlich. Wie geht es nun weiter?

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Gold gewinnt vor allem dann stark, wenn die Inflation ungewöhnlich schnell ansteigt. Das war z.B. in den 70er Jahren zwei Mal der Fall (Grafik 1). Auch der Preisanstieg von 2002 bis 2008 war mehr als nur Zufall. Dass der Preis nach 2008 weiter ansteigen konnte, lag vor allem an den QE-Programmen. Es wurde ein Inflationsschub erwartet, der allerdings niemals kam.


Ein rasanter Anstieg der Inflation ist auch jetzt nicht zu erwarten. Entsprechend sollte der Goldpreis auch mittelfristig nicht wesentlich steigen, zumal die Inflation selbst nur ein Teil der Gleichung ist. Der andere Teil sind die Zinsen. Sind die Realzinsen im Abwärtstrend, profitiert Gold. Steigen sie, fällt Gold.

Derzeit steigen die Realzinsen (Grafik 2). Dies gilt insbesondere seit Ende 2017. Die Realzinsentwicklung und der Goldpreis haben sich über die letzten Wochen entkoppelt. Wie die Historie zeigt, hält das nicht lange an. Der Realzinstrend spricht derzeit klar gegen einen steigenden Goldpreis.

Nun spricht die Sachlage eigentlich gegen einen Ausbruch. Es geht aber nicht nur um die Fakten, die sich aus den Daten in diesem Moment ablesen lassen, sondern auch um die Erwartungen. Diese sprechen derzeit klar für Gold.

Grafik 3 zeigt die Inflationserwartungen. Diese sind in einem klaren Aufwärtstrend. Es ist kein Zufall, dass Erwartungen und Goldpreis seit Jahren sehr eng miteinander verknüpft sind. Die Erwartungen sprechen für einen steigenden Goldpreis.

Erwartungen müssen sich freilich nicht erfüllen. Es spricht jedoch vieles dafür, dass die Inflation leicht ansteigt. Dafür sorgt der Dollar. Dieser befindet sich seit einiger Zeit in einem Abwärtstrend. Das wird eine höhere Inflationsrate in den USA begünstigen.

Über den Umweg der Inflation sind Goldpreis und Dollar eng miteinander verknüpft (Grafik 4). Sofern die Notenbanken an einer schleichenden Zinswende festhalten, dürften die Realzinsen tendenziell wieder fallen und der Goldpreis hat die Chance nach jahrelanger Bodenbildung nach oben auszubrechen.

Dies gilt für den Goldpreis in Dollar. In anderen Währungen wie Euro oder Yen würde ich mir nicht allzu große Hoffnungen machen. In Dollar stehen die Chancen für einen Ausbruch in diesem Jahr jedoch so gut wie lange nicht. Die Betonung liegt dabei auf 'in diesem Jahr.' Wer den Ausbruch gleich morgen erwartet, wird enttäuscht. Wir haben es hier mit Schneckentempo zu tun.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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