Kommentar
10:38 Uhr, 19.08.2020

Gold: Sogar Warren Buffett liebt jetzt das Edelmetall!

Wenn es um Gold ging, war Buffett wahrlich kein Diplomat. Seine Meinung war klar und eine Beleidigung für jeden Gold-Bug. Die Zeiten ändern sich aber.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.987,43005 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.987,43005 $/oz. (FXCM)

Weniger diplomatisch kann man es nicht ausdrücken: Gold hat keinen Wert. Gold ist ein glänzendes Metall, nicht mehr. Es besitzt keinen intrinsischen Wert. Man kann es nicht essen, es zahlt keine Dividenden oder Zinsen. So klang Warren Buffett, wenn er über Gold sprach. Trotzdem muss man für eine Unze Gold heute 2.000 Dollar bezahlen. Das ist ein stattlicher Preis von ca. 65 Dollar je Gramm. Da kann man kaum behaupten, dass Gold nichts wert ist. Nüchtern betrachtet hat Gold kaum Einsatzmöglichkeiten. Der Einsatz in der Industrie und Medizin ist begrenzt. Der Wert entsteht nicht, weil Gold unentbehrlich ist. Der Wert entspricht einfach dem, was Menschen ihm beimessen. Das können heute 2.000 Dollar je Unze sein und morgen nur noch 500 Dollar. Daher tun sich Investoren wie Buffett mit Gold schwer. Aktien hingegen haben einen greifbaren Wert. Unternehmen haben Vermögenswerte, seien es Anlagen oder Marken, die etwas wert sind. Dazu können sie wachsen und Dividenden ausschütten. Es gibt einen Cashflow, den man bewerten kann. Da Gold keinen Cashflow hat, ist es für so manchen Investor eben nichts wert.

Gold hält sich in Anbetracht der vielen Nachteile (kein Cashflow) gegenüber Aktien ganz gut. Der S&P in Gold steht so tief wie seit sechs Jahren nicht mehr. Es geht noch tiefer. Das zeigt die Historie. Gemessen am Aktienmarkt ist Gold derzeit weder besonders teuer noch besonders billig.


Langfristig hat Gold das Nachsehen. Vergleicht man den Goldpreis und US-Aktien seit 1793 machen Aktien klar das Rennen. Gold legte im Durchschnitt 2 % pro Jahr zu. Bei Aktien waren es ohne Dividenden 3,8 % und mit Dividenden 7 %.

Viele können Gold dennoch nicht widerstehen. Als Versicherung kann es seinen Wert im Katastrophenfall unter Beweis stellen. Keiner weiß, ob es Notenbank irgendwann einmal übertreiben und die Währung kollabiert. Gegen Währungskollaps und Hyperinflation hilft Gold besser als Aktien.

Kurzfristig lohnt sich Vorsicht. Das Interesse an Gold ist derzeit sehr hoch (Grafik 2). Es übersteigt sogar das Interesse aus dem Jahr 2011 als Gold zum letzten Mal ein neues Hoch ausbildete. Es sieht nach einer Übertreibung aus. Natürlich weiß niemand, ob diese morgen bereits vorüber ist oder es noch einmal 20 % nach oben geht.


Das Interessensextrem und immer mehr Schlagzeilen rund um den Goldpreis mahnen zur Vorsicht. Wenn das mediale Interesse am größten ist, ist das Hoch nicht weit entfernt. Es hilft auch nicht, dass Buffett im zweiten Quartal Aktien von Barrick Gold gekauft hat. Das sieht nach einer 180° Wende aus. Barrick ist zwar ein Unternehmen und hat daher Assets und Cashflow, aber wenn man denkt, dass Gold nichts wert ist, sollte man auch die Aktie nicht kaufen.

Das alles war gestern. Buffett setzt nun auch auf Gold. Zuletzt hatte er ein eher ungeschicktes Händchen. Vielleicht sollte die neue Liebe zu Gold daher weniger als Ermunterung und mehr als Warnung gelten.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Data75
    Data75

    Naja, wie geschrieben hat er nicht direkt in Gold sondern in ein Unternehmen investiert. Hinzu kommt, dass die Position für seine Verhältnisse sehr sehr klein ist.

    11:06 Uhr, 19.08.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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