Kommentar
08:21 Uhr, 21.07.2015

GOLD kapituliert

Nach einer mehrjährigen Seitwärtsbewegung bricht der Goldpreis nun nach unten weg. Gold will keiner mehr haben. Der Grund: Dollar, China, Zinsen. Die Konsequenz: Kapitulation und baldige Kaufgelegenheit.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Der Goldpreis gibt Anlegern Rätsel auf. Seit Jahren kennt der Preis nur eine Richtung und diese zeigt nach unten. Vollkommen ungewöhnlich ist das nicht, da der Goldpreis vor allem von zwei Dingen abhängig ist: dem Dollar und den Zinsen.

Dollar und Zinsen wiederum hängen sehr stark zusammen. Im Prinzip sind sie nicht voneinander zu trennen. Steigen die Zinsen in den USA, dann wird auch der Dollar interessanter für Anlagen und wertet tendenziell auf. Für Anleger sind bei dieser Rechnung nicht nur die nominalen Zinsen ausschlaggebend, sondern vor allem auch die Realzinsen.

Grafik 1 zeigt den Goldpreis und die Realzinsen in den USA. Die Realzinsen sind invertiert dargestellt, um den Zusammenhang besser zu erkennen. Steigen die Realzinsen (in der Grafik zeigt die Linie in diesem Fall nach unten), dann fällt Gold. Gold ist ein Währungsersatz und der Wechselkurs einer Währung hängt maßgeblich an den Realzinsen. Gold selbst zahlt keine Zinsen, daher ist die Anlage in Gold aus dieser Sicht her uninteressant. Gold dient letztlich als Inflationsschutz. Dieser beginnt vor allem zu wirken, wenn die Realzinsen negativ sind. Dann würde man durch eine Anlage in Dollar nicht gewinnen, sondern verlieren.

In den vergangenen 45 Jahren hat der Goldpreis zwei massive Preisanstiege erlebt. Beide fielen mit einer Zeit zusammen, als die Realzinsen negativ wurden. In den 70er Jahren lagen die Realzinsen zeitweise bei -4%. Zwischen 2007 und 2011 erreichte das Realzinsniveau kurzzeitig -2%.

Der Goldpreis und das Realzinsniveau laufen Hand in Hand. Das erkennt man besonders schön in den Jahren 2006 bis heute. Wer nun den zukünftigen Preisverlauf von Gold erahnen möchte, der muss sich damit beschäftigen, wie sich die Realzinsen entwickeln werden.

Momentan steigen die Realzinsen. Solange die US Notenbank an der Zinswende festhält werden Marktteilnehmer auch nicht daran zweifeln, dass die Realzinsen steigen werden. Die Realzinsen sind nichts weiter als die nominalen Zinsen minus Inflationsrate. Steigen nun die nominalen Zinsen bei gleichbleibender Inflation, dann steigen auch die Realzinsen.

Was Anleger dabei vermutlich nicht bedenken ist das sehr niedrige Inflationsniveau. Vom aktuellen Stand aus kann die Teuerungsrate auch noch weiter sinken, doch wahrscheinlich ist das nicht. Die Inflation ist derzeit vor allem wegen gefallener Rohstoffpreise so niedrig. Diese werden jedoch nicht ewig fallen, zumal Anleger alles, was irgendwo Rohstoff draufstehen hat, zuletzt panikartig verkauften. Das sieht ganz nach einer Übertreibung aus.

Beginnen sich die Rohstoffpreise zu stabilisieren oder gar zu steigen, dann kommt die Inflation schnell zurück. Die Realzinsen würden deutlich fallen. Selbst wenn die US Notenbank die Zinsen in diesem Jahr anhebt, muss man nicht von einer Verdopplung der Zinsen ausgehen. Der Markt hat bereits viel vorweggenommen. Die Zinsen haben bereits wieder ein deutlich höheres Niveau erreicht. Meiner persönlichen Einschätzung nach werden insbesondere die mittel- bis langfristigen Zinsen kaum steigen.

Kurzfristig kann man von weiter steigenden Realzinsen ausgehen. Mittelfristig gehe ich von wieder fallenden Realzinsen aus. Der Abverkauf des Edelmetalls wäre dann gestoppt. Es könnte sich sogar ein neuer Aufwärtstrend etablieren.
Geht man davon aus, dass sich die Geschichte der 80er Jahre wiederholt, dann darf man aber nicht mit einer baldigen Trendumkehr rechnen. Grafik 2 zeigt den Goldpreis von 1968 bis 2001 und den Goldpreisverlauf von 1999 bis heute im Vergleich. Nach der letzten Phase negativer Realzinsen Ende der 70er Jahre als Gold massiv an Wert gewann, folgte eine langjährige Abwärtsbewegung und danach eine Seitwärtsbewegung, die bis 1999 anhielt.

Ist die Geschichte ein Maßstab, dann wären die ersten zwei Abwärtsimpulse nun so langsam abgehandelt. Gold legte Mitte der 80er Jahre einen kleinen Bullenmarkt mit einer 50%-igen Aufwertung ein. Das kann auch in den kommenden Jahren passieren, wenn Marktteilnehmer merken, dass die Realzinsen doch nicht so rasch und so weit steigen wie angenommen.

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Kurzfristig haben diese Überlegungen keine Bedeutung. Hier bestimmen kurzlebige Nachrichten den Markt. So veröffentlichte China zu Beginn der Woche das erste Mal seit 2009 wieder Zahlen zu den Goldreserven. Demnach hält China nun 1.658 Tonnen Gold. Der Markt hatte mit 3.000 Tonnen gerechnet (Grafik 3). Im asiatischen Handel führte diese Meldung zu einem massiven Abverkauf des Edelmetalls.

Wieso die Meldung zu einem Abverkauf führte ist eigentlich nicht so klar. Hat China wirklich so unerwartet geringe Goldbestände, dann wäre das eher ein Grund daran zu glauben, dass China in Zukunft weiterhin Gold kaufen wird, um den Bestand zu erhöhen. Wie dem auch sei, der Markt hat das anders interpretiert und verkauft. Das spielt der allgemeinen Stimmung in die Hände. Die Schlagzeilen, die Gold in Grund und Boden reden, häufen sich. So langsam werden auch die letzten Goldbullen nervös. Es sieht nach einer Kapitulation aus.
Diese nahende Kapitulation der Goldbullen fällt in eine interessante Zeit. Grafik 4 zeigt den Goldpreis und die jährliche Goldproduktion. Der Zusammenhang ist relativ eindeutig: Produktion und Preis laufen invers zueinander. 2015 wird die Goldproduktion wahrscheinlich wieder zu sinken beginnen, und weil bereits jetzt ca. 15 bis 20% des Goldes höhere Produktionskosten als der Marktpreis haben ist der Anreiz groß, die Produktion weiter zu senken.

In diesem Jahr erwarte ich keine Trendumkehr mehr. Die letzten verbliebenen Goldbullen dürften jedoch in den kommenden Wochen auch noch aus dem Markt geschüttelt werden. 2016 hat dann für Gold das Potential, ein richtig gutes Jahr zu werden. Ein Goldpreis zwischen 1.000 und 1.050 USD ist für den mittelfristigen Einstieg gut geeignet.

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25 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Chinas Import aus der Schweiz ist von 2014 zu 2015 um 368% gestiegen. Logisch das da Gold faellt wie ein Stein. Voellig logisch. ;-))))

    07:11 Uhr, 22.07.2015
  • oneEXITnoRETURN
    oneEXITnoRETURN

    Bild = best indicator ever:)

    12:18 Uhr, 21.07.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    http://www.bild.de/geld/wirtschaft/bargeld/crash-a...

    Crash am Goldmarkt

    ah ja....

    12:09 Uhr, 21.07.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    in der Bildzeitung stand gestern sinngemäß, man sollte jetzt auf gar keinen Fall Gold kaufen.

    Normal müssten in Deutschland nur steinreiche Menschen rumlaufen, bei den ganzen Profitipps von Bild und C. Schmale.

    Einfach auf einen von beiden hören und schon wenige Jahre später ist man Millionär!

    Oder ist es etwa doch nicht so einfach?

    12:08 Uhr, 21.07.2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Hard Facts:

    Wollen die Zentralbanken den Goldpreis unten halten: Ja

    Manipulieren sie ihn: Ja

    Hat China tatsächlich so wenig aufgestockt : nein

    Soll der Privatanleger solche Geschenke ( niedrige Edelmetallkurse ) annehmen: Ja

    Fliegen uns die Schulden bald um die Ohren: Ja

    Ist das Griechenlandproblem gelöst : nein ( hier reicht normal ein nein nicht aus )

    Soll ich als Privatinvestor nachkaufen : Ja

    Was halte ich von den Analystenmeinungen : BlaBla

    12:00 Uhr, 21.07.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    Nachkaufen , so wie die Russen , das sollte man tun !

    Russland kauft 800.000 oz Gold

    07:31 Uhr | Redaktion

    Die russische Zentralbank gab am gestrigen Montag den Umfang ihrer internationalen Reserven, einschließlich der offiziellen Goldbestände und Währungsreserven des Landes, per Ende Juni bekannt. Aus dem Dokument geht hervor, dass die Bank auch im Juni weiter Gold kaufte. Ihre Reserven des Edelmetalls erhöhten sich im Vergleich zum Mai um fast 2% von 40,2 Mio. Unzen auf 41,0 Mio. Unzen.

    Das Land stockt seine Goldbestände bereits seit März kontinuierlich auf - damals waren 1 Mio. Unzen hinzugekommen. Im April wurde dann ein Zuwachs um 0,3 Mio. Unzen verzeichnet und im Mai kaufte die Zentralbank weitere 0,1 Mio. Unzen des Edelmetalls.

    Der Wert der russischen Goldreserven stieg im Juni ebenfalls um 0,74% auf 48,23 Mrd. USD.

    11:53 Uhr, 21.07.2015
  • oneEXITnoRETURN
    oneEXITnoRETURN

    Gold ist out...begreift es endlich

    10:36 Uhr, 21.07.2015
    2 Antworten anzeigen
  • FJHaydn
    FJHaydn

    Wieder der m.E. vergebliche Versuch, den Goldpreis mit einem Marktgeschehen in Verbindung zu bringen. Für eine weiteren Fehler halte ich es, Vorhersagen historisch begründen zu wollen und dazu Kurven beliebig gegeneinander zu verschieben und zu skalieren bis einigermaßen Deckung besteht (der obige Goldpreischart) und dann zu suggerieren, dass der Verlauf auch in Zukunft in Deckung bleibe. Erfahrungsgemäß ist das fast nie der Fall, weil deskriptive Ähnlichkeit gerade bei relativ gleichmäßigen Anstiegen nichts über fundamentale Ähnlichkeit aussagt. Dass das nur Blendwerk ist, bleibt nur deshalb verborgen, weil diese Prognosen Wegwerfware sind, an die sich morgen schon niemand mehr erinnert.

    Aber um auf den eigentlichen Punkt zu kommen: Dieses Bullen- und Bärengerede halte ich hier für nicht zielführend, denn Käufe und Verkäufe haben hier ja ganz offensichtlich nicht vorrangig den Sinn, Gewinne zu realisieren, sondern Marktteilnehmer davon abzuhalten ihre Gelder in eine (durch den Staat) nichtkontrollierbare Anlageklasse umzuschichten. In Zeiten unbegrenzten Gelddruckens wäre das nämlich fatal. Das Manipulieren am "Goldmarkt" ist ohne großen Einsatz leicht möglich, weil der physikalische Handel für die Preisbildung vernachässigbar ist. Der Spielraum nach unten ist allerdings auch nicht groß, weil sonst wirklich eine Kaufgelegenheit entstünde. Die verfolgte Strategie ist deshalb, mit abrupten Preisänderungen zu arbeiten, die Leute verunsichern, weil keine Vorhersage möglich scheint. Real ändert sich aber eigentlich nicht viel. Meine Prognose ist, dass der Preis jetzt wieder nach oben geht und sich etwa auf dem Niveau der letzten Wochen stabilisiert.

    Letztlich wird Gold erst dann relevant, wenn die kontrollierbaren Anlageklassen (Immobilien, Aktien, LV etc) kollabieren. Für alle die Gold in diesem Sinne als Versicherung sehen ist es sinnlos, ständig den Goldpreis zu verfolgen.

    09:23 Uhr, 21.07.2015
    3 Antworten anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    China erhöht offizielle Goldbestände um 57%

    18.07.2015 | Redaktion

    Wie Zero Hedge gestern meldete, hat China seine offiziellen Goldbestände von Mai zu Juni 2015 von 33.890.000 auf 53.310.000 Unzen erhöht. Damit hat das Land zum ersten Mal seit April 2009 die offizielle Menge staatlichen Goldes geändert.

    Mit diesen 1.658 t ist China jetzt in der Reihenfolge der größten Goldhalter weltweit nach vorne gerückt. Diese Veröffentlichung bleibt dennoch weit unter gemutmaßten Zahlen von 3000-10.000 t zurück, die vor Wochen durch die Presse gingen.

    Aufgrund der generell zweifelhaften Zahlenqualität aus China, kann auch dieser neue Goldbestand in Zweifel gezogen werden. Der Zeitpunkt der Bekanntmachung scheint gut gewählt, denn im Moment kollabierender chinesischer Aktienmärkte ist jeder Stabilitätsanker gefragt.

    08:56 Uhr, 21.07.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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