Kommentar
08:57 Uhr, 05.10.2016

GOLD im Sinkflug - liegt es an der EZB?

Goldanleger hatten gestern keine Freude. Der Preis des Edelmetalls gab zeitweise um mehr als 3% nach. Die Bewegung scheint aus dem Nichts zu kommen.

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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Der Goldpreis hat einen schlechten Tag hinter sich. Scheinbar grundlos fällt der Kurs wie ein Stein. Obwohl es nicht unmöglich ist, dass sich Kurse vollkommen grundlos und deutlich in die eine oder andere Richtung bewegen, gibt es für den heutigen Kursverfall gute Gründe. Handfest sind diese Gründe nicht. Es handelt sich vielmehr um Gerüchte und Gedankenspiele.

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Einem Bloomberg-Bericht zufolge könnte die EZB schon bald eine Anpassung ihres QE Programms erwägen. Dabei handelt es sich nicht um eine Ausdehnung des Programms, sondern um die Abwicklung. Im Raum steht die Möglichkeit, dass die EZB noch vor dem offiziellen Ende des Programms im März beginnt, die monatlichen Anleihekäufe zu drosseln. Die Rede ist von einer monatlichen Reduktion von 10 Mrd. Euro. Das Q- Programm der EZB würde dann innerhalb von 8 Monaten auslaufen.

Die Reaktion des Marktes auf diese Diskussionen innerhalb der EZB ist eindeutig. Es kommen Phantasien einer Zinswende auf. Diese Phantasien - oder vermutlich eher Ängste - führen zu einem Verkaufsdruck für Gold. Der Goldpreis ist vor allem von den Realzinsen bestimmt. Die Zinswende, bei gleichzeitig weiterhin niedriger Inflation, bedeutet steigende Realzinsen. Im Vergleich zu Gold, welches keine Zinsen generiert, werden Anleihen und Kreditmarktpapiere attraktiver.

Die Informationen werden nun just in dem Moment publik, indem der Chefökonom der EZB, Peter Praet, die geringe Profitabilität der Banken anerkennt. Praet sieht keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der geringen Profitabilität und der Politik der EZB, doch mittel- bis langfristig könnten die ultraniedrigen Zinsen negative Effekte auf Banken entwickeln. Sinkt die Profitabilität weiter, könnten Banken weniger Kredit als mehr vergeben. Die Geldpolitik hätte dann den gegenteiligen Effekt zu dem, was sie bewirken soll: mehr Kreditvergabe.

Das Gedankenspiel, dass QE bald mit der Abwicklung beginnen könnte, kommt auch zu einem Zeitpunkt, da sich die EZB mit immer mehr offensichtlichen Problemen konfrontiert sieht. Sie hat kaum noch Spielraum Anleihen zu kaufen. Sie kann ihre eigenen Regeln aufweichen und QE um einige Monate verlängern, doch das sind eher kosmetische Veränderungen. QE müsste dann vielleicht nicht in der ersten Jahreshälfte 2017 enden, sondern in der zweiten.

Nach dem Ausstieg der Fed aus QE, einem früher oder später erzwungenen Ende in der Eurozone und einer heimlichen Reduktion von QE durch die Bank of Japan, stehen die Zeichen mehr denn je auf Zinswende. Die BoJ hat durch die Anpassung ihrer Geldpolitik QE nicht offiziell verkleinert, aber die Möglichkeit dazu geschaffen.

All das lastet auf dem Goldpreis. Die Angst wird zweifelsohne nur kurz anhalten. Noch läuft QE und die EZB wird auslaufende Anleihen durch neue ersetzen. Die Geldpolitik bleibt extrem locker, selbst wenn die monatlichen Käufe Anfang 2017 reduziert werden sollten. Die Zinswende ist nicht groß und sie kommt auch nicht mit Gewalt. Viele Marktteilnehmer weigern sich allerdings immer noch die Möglichkeit einer Zinswende in Betracht zu ziehen. Gibt es Gerüchte wie heute, dann wacht der eine oder andere Anleger verschreckt auf und verkauft. Der Goldpreis muss deswegen seinen Aufwärtstrend nicht komplett verlassen. Eine längere Durststrecke ist allerdings zu erwarten. Auch weitere Abgaben im Umfang von 100 Dollar müssen in Betracht gezogen werden.

Clemens Schmale

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9 Kommentare

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  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Von September bis November sinkt Gold, immer, bevor es wieder steigt, dieses Jahr eben mit ein bisschen Verspätung. Diese Überraschung gibt es jedes Jahr aufs Neue. Toll, 2016 schon wieder überrascht.

    19:03 Uhr, 07.10.2016
  • stefischer
    stefischer

    Die EZB ist weit davon entfernt die Zinsen zu erhöhen. Auch die Anleihekäufe werden nur eingestellt, wenn die Inflation auf knapp 2 Prozent steigt. Die Realzinsen nach Abzug der Inflation werden auf dem Niveau bleiben wie heute oder noch niedriger. Wenn man es so betrachtet ist der Sinkflug des Goldes nicht logisch. Finanzmärkte handeln nicht logisch.

    19:26 Uhr, 05.10.2016
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Außerdem gibt es bei einer Zinswende einen Anleihecrash und das Geld wandert in Aktien, Immobilien , Gold und Silber.

    15:33 Uhr, 05.10.2016
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Und woher nehmen die europäischen Länder das Geld, um die (höheren) Zinsen für ausgegebene Anleihen zu bedienen?

    Das ist doch Quatsch.

    Eine Zinswende kann sich nur ein Land in Europa leisten. Es ist aber leider an eine Union gefesselt. Und um dieses Land herum kollabieren die Staatsfinanzen schon bei niedrigsten Zinsschritten.

    Alle Marktteilnehmer wissen das und deswegen glauben sie nicht daran.

    Außerdem erklärt das (Zinswende) auch nicht den Aufwärtstrend von Gold seit 2001.

    Es gab in diesem Zeitraum immer wieder stärkere Zinsbewegungen nach oben und da ist Gold nicht mit gefallen.

    Viele Investoren haben Gold als Beimischung und verkaufen das auch nicht wegen irgendwelcher Aktien oder Anleihen. Denn dann hätten sie das schon alle getan.

    Hauptabnehmer für Gold ist der asiatische Raum und Zentralbanken, was Max Mustermann aus Deutschland oder Joe Sixpack in Amerika über Gold denken ist irrelevant.

    So z.B. stärkt den Goldpreis, dass es immer mehr Nachfrage aus China gibt und die Mittel/Oberschicht dort immer weiter wächst.

    15:32 Uhr, 05.10.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Das war der Befreiungsschlag fuer Gold und Platin.

    13:11 Uhr, 05.10.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Auch an der EZB. Fragwuerdig ist und bleibt wer faehig ist ca. 1000!!! Tonnen PAPIERGOLD binnen kurzer Zeit auf den Markt zu werfen und in einem geschlossenen Asien und Russenmarkt gezielt Stopps zu triggern. Genau das ist naemlich gestern passiert. Untersucht werden sollte das unbedingt. Wird es aber wohl nicht....wie immer.

    11:34 Uhr, 05.10.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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