Kommentar
08:35 Uhr, 11.08.2011

Gold im GO(L)DMODE - und dann Deflation?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Gestern Inflation und Boom, heute Deflation und Rezession. So schnell kannst Du nicht schauen, wie sich die Stimmungen und Meinungen an den Märkten ändern.

Die Wahrscheinlichkeit für rezessive Tendenzen hat sich auf jeden Fall deutlich erhöht; eine konjunkturelle Abkühlung ist sehr wahrscheinlich. Aber Deflation?

Was ist überhaupt Deflation?
Die Definition ist von der Denkschule abhängig. Die gängigste Erklärung ist, dass Deflation sinkende Preise bedeutet, und zwar über einen längeren Zeitraum hinweg.
In den "Austrian economics" ist Deflation gleichbedeutend mit der Kontraktion der Geldmenge, und die sinkenden Preise sind dann eine Folge dieser Deflation. Die Monetaristen (Milton Friedman) würden dem sicher zustimmen. Wenn Inflation "immer und überall ein monetäres Phänomen ist", dann Deflation sicher auch.

Kontraktion der Geldmenge?
In unserem Geldsystem ist die Geldmenge nicht konstant. Geldschöpfung geschieht auf zweifachem Wege.

- Die Zentralbanken erzeugen die so genannten "monetäre Basis". Geldscheine, Münzen (wobei diese von den Regierungen herausgegeben werden) und die Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Die monetäre Basis ist "Zentralbankgeld", man könnte auch sagen "echtes" Geld, auch wenn der Begriff so nicht korrekt ist.

- Die Geschäftsbanken schöpfen auf Basis des Zentralbankgeldes das "Giralgeld". Sie vergeben Kredite, indem sie dem Kunden Sichteinlagen einbuchen.Dafür brauchen sie Zentralbankgeld für die Mindestreserve und Eigenkapital für die EK-Unterlegung der Kredite. Mit jedem vergebenen Kredit erhöht sich die Geldmenge, da dieses Geld vorher "nicht da war".

Wie kommt es nun zur Kontraktion? Im wesentlichen wenn das Kreditvolumen der Banken zurückgeht. Die Zentralbanken "pumpen" zwar ständig Geld in den Kreislauf, und erhöhen damit die Zentralbankgeldmenge, aber das erhöht in solchen Phasen wie jetzt dann einfach nur die Liquidität der Banken. Die Giralgeldmenge, deren Volumen um ein Vielfaches höher ist, geht zurück. Das Geld fließt also nicht in die Wirtschaft, und damit kann es auch nicht inflatorisch auf typische Güterpreise wirken

Deflationserwartung und steigender Goldpreis?
Fällt die Geldmenge dauerhaft, dann kann man unter sonst gleichen Bedingungen fast sicher von sinkenden Preisen ausgehen. Eine gegebene Güterproduktion trifft auf eine sinkende Geldmenge >>> die Preise gehen runter. Der Zusammenhang ist bei der Inflation analog zu sehen.

Wenn die "Märkte" Deflation erwarten, dann ist es unwahrscheinlich dass sich einzelne Assetklassen dem Sog entziehen können. Gold steht auf Alltimehigh. Schauen Sie auf den Chart. Das ist eigentlich ein fast bombensicherer Indikator für hohe Inflationserwartungen.

Wenn Sie Deflation erwarten - denken Sie z.B. an sinkende Häuserpreise - dann macht es Sinn, die starken Vermögensassets zu verkaufen, denn Sie bekommen ja pro Unze Gold immer mehr "reale" Güter.

Entweder das Deflationsszenario ist falsch oder?
Aufgrund der Gesamtlage sollte man den Goldrun auch unter anderen Gesichtspunkten sehen. Nämlich als generelle Flucht aus dem bestehenden Finanzsystem. Nicht wenige können sich vorstellen, dass die gesamte Finanzordnung zusammenbricht und Gold Anker eines neuen Systems sein könnte. Ob das realistisch ist, ist eine andere Frage.
Setzt sich das Deflationsszenario durch, dann...
wird auch Gold fallen. Und zwar sogar deutlich. Wer große Positionen an physischem Gold hat, könnte durchaus drüber nachdenken, Teile davon über Derivate abzusichern. Kein Mensch erwartet mehr eine Korrektur, und es gibt fast nur Kursziele jenseits der 2000 USD. Das ist als Kontraindikator wichtig.

Allerdings: Von physischen Beständen würde und werde ich mich selber auch nicht trennen...

Ihr
Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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