Gold – Glimmer ohne Glanz?
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Externe Quelle : Royal Bank of Scotland
„In dem Moment, in dem der Verkaufsdruck aufhört, wird das Angebot-Nachfrage-Verhältnis dafür sorgen, dass der Goldpreis schnell und kräftig nach oben springt.“ Julian Phillips, Analyst bei Gold Forecaster, ist sich da seiner Sache ganz sicher. Gold sei fundamental klar unterbewertet.
Doch warum leidet Gold dann überhaupt unter Verkaufsdruck? Und wer stößt da überhaupt ab?
Macht man sich auf die Suche nach einer Antwort, lohnt ein Blick auf den aktuellen Bericht vom World Gold Council (WGC), der am vergangenen Mittwoch veröffentlicht wurde. Dieser zeigt zwei interessante Trends auf: Einerseits kletterte im dritten Quartal 2008 die Nachfrage nach Gold aus dem Privatsektor im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 121 Prozent auf 232 Tonnen. Dabei waren vor allem starke Käufe von Goldmünzen und Goldbarren in Deutschland, in der Schweiz und in den USA festzustellen.
Eine große Nachfrage nach Gold gab es auch von Exchange Traded Funds (ETFs). Sie kauften im dritten Quartal 150 Tonnen ein. Die Goldkäufe, so der WGC, waren stark von der aktuellen Finanzkrise motiviert. „Die Rolle des Goldes als sicheres Polster hat im gesamten dritten Quartal geholfen, Investoren und Anleger für Engagements in Gold, in welcher Form auch immer, zu begeistern. Die starke Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen war genauso eindrucksvoll wie die enormen Käufe durch die ETFs“, so James E. Burton, Chef des World Gold Councils.
Andererseits, und das ist der zweite Trend, der sich im aktuellen Bericht des WGCs ausmachen lässt, stießen vor allem institutionelle Investoren Gold ab. Sie taten dies allerdings oft, so der WGC, weil sie den Verkaufserlös zum Stopfen von Löchern benötigten, die durch die Finanzkrise an anderer Stelle aufgerissen worden sind. Gold war „eines der wenigen Assets, das zu einem akzeptablen Preis verkauft werden konnte, um Nachschussforderungen bei Anlagen zu erfüllen, die schlecht gelaufen sind“, so der WGC.
Doch darüber hinaus, und darauf geht der WGC nicht weiter ein, könnte noch etwas anderes den Verkaufsdruck auf Gold ausgelöst haben: Das starke Comeback des US-Dollars.
Dieser hat innerhalb weniger Wochen gegenüber den anderen wichtigen Währungen deutlich Boden gutmachen können. Musste man zum Beispiel Anfang 2008 nur 0,62 Euro für den Kauf eines US-Dollars ausgeben, waren es in der vergangenen Woche schon 0,80 Euro.
Die vorangegangene starke Abwertung der amerikanischen Währung war aber ein maßgebender Faktor der Goldhausse. Je schwächer der US-Dollar gegenüber den anderen wichtigen Handelswährungen notierte, desto höher kletterte das Gold. Weil dieser Trend nun ins Stocken geraten ist, ist auch der Goldpreis unter Druck gekommen.
Dabei sind sich die Experten uneins, wie lange die Stärke des US Dollars noch anhalten kann.
Ausgelöst wurde diese vor allem durch den Rückzug amerikanischen Kapitals aus dem Ausland. Erst wenn von dieser Seite aus der Druck nachlässt, wird Gold wohl zu einem ernsthaften Turnaround ansetzen können. Die Analysten von BCA Research gehen zum Beispiel davon aus, dass Gold noch bis in den Bereich um 600 bis 650 US-Dollar je Unze zurückfallen kann, bevor sich ein neuer starker Aufwärtstrend durchsetzen wird. Im kommenden Jahr rechnen sie dann mit neuen Hochs beim Goldpreis. Sie begründen dieses Szenario mit dem Hinweis auf die Entwicklung der stark ausufernden Geldmenge in den USA, die früher oder später die Inflation anheizen und eine neue Flucht der Anleger in Sachwerte auslösen wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gold unter kurzfristigen Gesichtspunkten etwas von seinem Glanz als sicherer Hafen verloren hat. Schuld daran ist die neue Stärke des US-Dollars, die allerdings nur ein temporäres Erscheinungsbild sein dürfte.
Unter mittel- bis langfristigen Gesichtspunkten bleiben die Aussichten für das Edelmetall gut. Vor allem die starke Ausweitung der Geldmenge in den USA dürfte ein entscheidender Faktor sein, der im kommenden Jahr für neue Hochs beim Goldpreis sorgen könnte.
Herbert Wüstefeld - Derivateexperte bei der Royal Bank of Scotland (ehemals ABN Amro)
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