Kommentar
11:26 Uhr, 04.03.2011

Gold gerät nach Trichet-Äußerungen unter Druck

Energie: Der Brentölpreis steigt am Morgen um ein gutes Prozent auf 116 USD je Barrel, WTI-Rohöl auf 103 USD je Barrel. Der Optimismus hinsichtlich eines Friedensplans für Libyen, welcher gestern vorübergehend zu einem Preisrückgang geführt hatte, ist einer realistischeren Betrachtung gewichen, nachdem ein Rebellenführer den Plan zurückgewiesen hat. Die anhaltenden Angriffe von regierungstreuen Einheiten auf die von den Aufständischen kontrollierte Ölstadt El Brega geben den Rebellen auch wenig Anlass, mit Gaddafi über eine Friedenslösung zu verhandeln. Diese Woche sollen noch 2,4 Mio. Barrel Rohöl die libyschen Häfen verlassen haben. Die Wirtschaftsaktivität in den Häfen soll aber deutlich nachgelassen haben. Sollte es angesichts der Bombardierungen zu einer Beschädigung von Öleinrichtungen kommen, dürfte es zu stärkeren und länger anhaltenden Lieferausfällen kommen. Derzeit belaufen sich die Lieferausfälle auf mehr als 50% der normalen Produktion. Saudi-Arabien scheint dafür bereits Vorsorge zu treffen. Laut Petroleum Intelligence Weekly soll Saudi-Arabien im Februar bereits 9,38 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert haben. Das ist mehr als die offiziell bestätigten Zahlen von 9 Mio. Barrel pro Tag und liegt zudem deutlich über der Schätzung von 8,65 Mio. Barrel pro Tag in einer Reuters-Umfrage. Die Produktionsausweitung hat sich bislang noch nicht in steigenden OPEC-Exporten niedergeschlagen. Im Gegenteil: Jüngste Schätzungen der Beratungsgesellschaft Oil Movements zufolge gehen die Öllieferungen der OPEC in den vier Wochen bis 19. März sogar um 270 Tsd. auf 23,63 Mio. Barrel pro Tag zurück. Wir gehen davon aus, dass die Ölpreise kurzfristig weiter steigen.

Edelmetalle: Der Goldpreis geriet gestern deutlich unter Druck und verlor zeitweise mehr als 1,5% bzw. 25 USD, nachdem EZB-Präsident Trichet für April de facto eine Zinsanhebung angekündigt hat. Die EZB erhöhte dabei ihre Prognose für die Inflation in diesem Jahr von 1,8% auf 2,3%. Zwar sagte Trichet in der gestrigen Pressekonferenz, dass die EZB keine Serie von Zinserhöhungen beschlossen habe, dennoch erwarten wir bis Ende 2012 jeweils eine Zinserhöhung pro Quartal auf dann 2,75%. Generell sind Zinserhöhungen negativ für die Rohstoffpreise allgemein und die Edelmetalle im Speziellen zu interpretieren, da die Opportunitätskosten der Goldhaltung steigen. Allerdings sollten die Preise durch die daraus erwartete Abschwächung des US-Dollar gegenüber dem Euro unterstützt werden. Denn die US-Notenbank unternimmt weiterhin keine Anstalten, an der Zinsschraube zu drehen. Daran dürften auch die heutigen US-Arbeitsmarktdaten nichts ändern. Dass Gold trotz der hohen Preise in den letzten Monaten stark gefragt war, zeigen u.a. Daten der Istanbuler Goldbörse. Demnach hat die Türkei, der weltweit drittgrößte Goldimporteur, im Februar 5,5 Tonnen Gold eingeführt. Im selben Monat im Vorjahr waren es lediglich 310 kg. Im Januar und Februar zusammen wurden bereits 16,6 Tonnen Gold importiert, während sich die Einfuhren im gesamten letzten Jahr auf "nur" 42,5 Tonnen beliefen. Angaben der Nachrichtenagentur Interfax zufolge haben russische Banken im letzten Jahr fast 150 Tonnen Gold von Produzenten gekauft.

Industriemetalle: Das Bild an den Rohstoffmärkten hat sich seit gestern zumindest vorübergehend gewandelt. Meldungen über Friedensverhandlungen in Libyen haben zu einem deutlichen Anstieg des Risikoappetits unter den Marktteilnehmern geführt. Hiervon profitierten insbesondere die Metalle, die in der Spitze teilweise über 3% zulegen konnten. Kupfer hat im Zuge dessen zwischenzeitlich wieder die Marke von 10.000 USD je Tonne in Angriff genommen. Nachdem sich die Euphorie im späteren Handel etwas gelegt hat, setzt sich der Aufwärtstrend der Preise heute Morgen fort. Die de facto Ankündigung einer Zinsanhebung der EZB im April durch EZB-Präsident Trichet hat die Metallmärkte weitgehend kalt gelassen. Die daraus erwartete Abschwächung des US-Dollar gegenüber dem Euro sollte auf mittelfristige Sicht die Metallpreise sogar stützen. Ein positiver US-Arbeitsmarktbericht für Februar, der heute Nachmittag veröffentlicht wird, könnte für zusätzlichen Schwung an den Märkten führen.
Die Unruhen im Nahen Osten haben sich bislang nicht wie befürchtet auf die dortige Aluminiumproduktion ausgewirkt. Sorgen über Angebotsausfälle hatten in den letzten Wochen mit zum Preisanstieg von Aluminium beigetragen. Der Rat der Aluminiumproduzenten in der Golfregion geht zudem nicht davon aus, dass die Unruhen Investitionen in neue Projekte in der Region abschrecken werden. Dennoch steigt der Aluminiumpreis auf ein 2½-Jahreshoch von 2.630 USD je Tonne.

Agrarrohstoffe: Der Baumwollpreis steigt heute erneut um den maximal erlaubten Betrag von 7 US-Cents auf ein neues Rekordhoch von 2,13 USD je Pfund. Für Unterstützung sorgten die jüngsten US-Exportzahlen, wonach in der vergangenen Woche 403 Tsd. Ballen Baumwolle exportiert wurden. Das war der höchste Wert seit fünf Wochen. Offensichtlich scheint das sehr hohe Preisniveau die Käufer noch nicht abzuschrecken. Ein agrarwissenschaftliches Institut in China geht allerdings davon aus, dass China in diesem Jahr aufgrund der hohen Preise weniger Baumwolle importieren wird. Das Institut rechnet mit einem Importvolumen von 2,5 bis 2,845 Mio. Tonnen, nach Einfuhren in Höhe von 2,84 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr. Dies spricht dafür, dass der Baumwollpreis im Verlaufe des Jahres fallen wird.
Auch die Nachfrage nach Mais ist trotz der hohen Preise ungebrochen. Die USA haben in der vergangenen Woche laut USDA 1,2 Mio. Tonnen Mais exportiert. Damit liegen die Maisausfuhren seit fünf Wochen ununterbrochen über der Marke von 1 Mio. Tonnen. Aufgrund der angespannten Angebotslage - die US-Lagerbestände sollen bis Ende des laufenden Erntejahres auf ein 15-Jahrestief fallen - dürfte der Maispreis gut unterstützt bleiben. Die US-Weizenexporte haben sich dagegen auf 651 Tsd. Tonnen nahezu halbiert. Auch in der EU haben sich die Weizenexporte verlangsamt. Letzte Woche wurden von der EU Exportlizenzen für 244 Tsd. Tonnen erteilt, nach 439 Tsd. Tonnen in der Woche zuvor.

Quelle: Commerzbank

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