Kommentar
06:49 Uhr, 16.12.2016

GOLD: Der Untergang?

Gold gehört zu den schwersten Elementen. Man kann es noch so sehr versuchen, es wird einfach nicht schwimmen. Gerade jetzt kann man das gut beobachten.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.131,300 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.131,300 $/Unze (Commerzbank CFD)

Gold befindet sich gerade im freien Fall. Obwohl die Märkte generell auf einer Euphorie- und Kaufwelle reiten, geht Gold unter. Das kommt etwas überraschend. Angefangen hat es damit, dass Trump gut für Gold sein sollte. Das Gegenteil ist nun der Fall. Zu allem Überfluss zeigt sich die US-Notenbank nun plötzlich in der Lage die Zinsen im kommenden Jahr um 0,75 % anzuheben anstatt um 0,5 %.

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Gold bekommt das zu spüren. Man kann sich allerdings schon fragen, wieso. Chart 1 zeigt den Goldpreis und die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen. Die Faustformel lautet: steigen die Zinsen, dann fällt Gold. Das stimmt so nicht. In den 60er und 70er Jahren stiegen Gold und Zinsen parallel. Das war auch 1987 bis 1988 der Fall. Die Sache wiederholte sich Mitte der 90er Jahre und von 2003 bis 2007.

Es ist tatsächlich so, dass Zinsen und Gold häufiger gemeinsam steigen als konträr zueinander zu laufen. Ist die Faustformel deswegen falsch? Nicht ganz. Zinsen sind allerdings der falsche Maßstab. Zinsen steigen, wenn die Inflation steigt. Steigende Zinsen sind eine Folge von steigender Inflation und Gold reagiert auf Inflation.

Grafik 2 zeigt dazu die Inflation und den Goldpreis im Vergleich. Der Goldpreis ist dabei nicht in Dollar angegeben, sondern als Performance. Die Grafik stellt die rollierende Einjahresperformance des Goldpreises dar. Der Zusammenhang wird hier recht deutlich. Steigt die Inflation, dann steigt auch Gold.

Nun steigt die Inflation gerade wieder. Der Goldpreis fällt jedoch wie ein Stein. Das passt nicht so recht zusammen. Lösen lässt sich dieser Widerspruch, in dem man die Inflation mit den Zinsen kombiniert. Zinsen allein sind für Gold nicht erheblich. Inflation ist es schon, doch auch die Inflation isoliert betrachtet erklärt die Goldpreisbewegung nur zu gewissen Teilen.

Was letztlich ausschlaggebend ist, ist der Realzins (Rendite 10-jährigee Anleihen minus Inflationsrate). Die Realzinsen und die Goldperformance sind in Grafik 3 abgebildet. Realzinsen erklären die Goldpreisbewegungen am besten. Steigen die Realzinsen, fällt der Goldpreis.


Nun erwartet der Markt zwar eine höhere Inflationsrate, doch die Zinsen steigen stärker als die Inflation und die Erwartungen. Die Realzinsen steigen gerade - und das nicht zu knapp. Bondkönig Jeffrey Gundlach hält bei den 10-jährigen US-Anleihen im kommenden Jahr 3 % für möglich. Auf Sicht von 4-5 Jahren sieht er sogar 6 % als realistisch an.

So schnell kann die Inflation fast gar nicht steigen, dass die Realzinsen wieder sinken. Es drohen also düstere Zeiten für Gold - wenn es so kommt. Ich habe da so meine Zweifel. Der Zinsanstieg der letzten Wochen ist übertrieben. Der Markt dürfte gerade etwas überschiessen. Gleichzeitig preist der Markt aktuell "nur" 2 % Inflation ein. Sofern die Rohstoffpreise ihr derzeitiges Niveau halten, sollte die Inflation deutlich über diese Marke ansteigen. Der Markt unterschätzt die Inflationsrisiken möglicherweise.

Die kommenden Tage und Wochen bleiben schwierig. Gold kann noch sehr viel weiter fallen. Im Februar oder März 2017, wenn der Abverkauf auf dem Anleihemarkt abklingt und plötzlich die Inflation zuschlägt, sieht die Sache wieder ganz anders aus.

Clemens Schmale

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39 Kommentare

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  • Gutschi
    Gutschi

    Sobald es heißt Gold kaufen, stürtzt Gold ab. Ist doch immer so ^^

    16:08 Uhr, 18.12. 2016
  • Gruf
    Gruf

    Das beschreibt funktionierende Edelmetallmärkte auch gut

    10:29 Uhr, 18.12. 2016
  • Gruf
    Gruf

    ..... und was, wenn der Goldmarkt gar kein nach Lehre funktionierender Markt ist (bei dem Verhältnis Bestand zu Derivate) ?

    ..... und es nur eine druckbare Reservewährung geben darf (zur Finanzierung eines permanten Aussenhandelsdefizites)

    Ja, dann sind alle diese Erklärungen Zeitverschwendung - dann gewinnt der mit dem grössten Säckel :-)

    Und warum reagiert eigentlich Gold so asymetrisch auf Zinserhöhungsankündigungen und dann doch wieder verschobene Ankündigungen ? Aber jetzt echt ...

    09:37 Uhr, 18.12. 2016
  • vegasicilia
    vegasicilia

    Meiner Meinung nach sollte der Goldpreis erst einmal wieder in Richtung 12XX laufen um sich danach weiter nach unten auszudehnen. Sollten die 1050 fallen, könnte es noch einmal dreistellig werden, aber wie weit??? technisch ist da viel Luft. Mal sehen wohin die Reise geht. Im Augenblick bin ich long.

    16:06 Uhr, 17.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    die Zinserhöhung der Fed ist Kosmetik. Null komma irgendwas.

    Aber die Korrelation zu der Staatsverschuldung würde mich eher interessieren, denn ab 20. Jan kann der neue US Präsident die Neuverschuldung freigeben für die Infrastruktur. Deshalb würde mich die Korrelation von Gold dazu bewegen, grundsätzlich bullisch zu sein. Falls nicht, dann wäre Gold ein jahrelanger Seitwärtsmarkt und entsprechend lukrativ im Trading ohne engen Stopps.

    13:55 Uhr, 17.12. 2016
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Achso:

    Zinsen und Gold haben rein gar nichts miteinander zu tun.

    Wohlstand und Gold haben ein enges Verhältnis.

    Je mehr Menschen in Wohlstand leben, umso höher steigt der Goldpreis. Warum?

    Gold ist ein Luxusgut.

    11:10 Uhr, 17.12. 2016
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    bei einer 685% Extension beträgt der Preis für eine Unze knapp 4480 Dollar.

    Das sind die 5000 Dollar, die während der Goldpreisexplosion von 2008-2011 von namenhaften Gold-Insidern angekündigt worden sind. Einige erinnern sich sicher noch an die Aufmacher in vielen bekannten Börsenblättchen.

    Sie kommen also wirklich. Vielleicht schon in den nächsten fünf Jahren :-O

    Korrekturen sind natürlich immer mal wieder drin.

    Nehmen wir das Beispiel von Sascha Huber:

    Der Goldpreis knickt kurzfristig unter 1000$ ein. Die daraus resultierende Pleitewelle im Gold/Silberminen-Sektor wurde zu einer anschließenden massiven Verknappung von Gold/Silber führen. Und wenn das die Runde macht, will jeder noch schnell etwas davon kaufen, Preis spielt dann keine Rolle mehr.

    Auch die eingestampften Minenprojekte, Ausbau, Exploration ect. welche jetzt schon bei vielen Playern eingestampft worden sind, weil momentan unrentabel fallen den Goldkäufern von morgen irgendwann auf die Füsse.

    Eine Mine zu eröffnen bedeutet ja nicht, dass man heute einen Bagger losschickt, der mit dem Graben beginnt und übermorgen die ersten Goldklumpen aufs Förderband rasseln.

    Sowas dauert Monate bzw. Jahre.

    11:06 Uhr, 17.12. 2016
  • Gruf
    Gruf

    ..... und warum sollten plötzlich ALLE angekündigten Zinserhöhungen der Fed im nächsten Jahr wahr werden ? :-)

    09:03 Uhr, 17.12. 2016
    2 Antworten anzeigen
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Gold läuft Richtung 1.050$ und dann kurz unter 1.000$. Nach dem Sell Off ist dann wieder Luft nach oben... meine Meinung, die natürlich falsch sein kann. ;)

    23:38 Uhr, 16.12. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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