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10:40 Uhr, 20.12.2016

Gold: Crash setzt sich fort

Der Abgabedruck könnte nach Einschätzung von LBBW-Analyst Thorsten Proettel weiter anhalten. Aus charttechnischer Sicht sei Gold jedoch derzeit überverkauft, was bedeute, dass die Zeit für eine Gegenbewegung reif sei.

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  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.133,700 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Stuttgart (GodmodeTrader.de) - Die Entscheidung der US-amerikanischen Notenbank, das Zielband für den Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent bis 0,75 Prozent anzuheben, bedeutete einen weiteren Nackenschlag für Gold. Der Preis des gelben Edelmetalls ermäßigte sich unmittelbar nach der Bekanntgabe am 14. Dezember von rund 1.160 US-Dollar um etwa 15 US-Dollar und fiel am Folgetag sogar bis auf 1.122 US-Dollar zurück, wie Thorsten Proettel, Investmentanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im aktuellen „Commodities Weekly“ schreibt.

Gemessen am bisherigen Jahreshoch von 1.374 US-Dollar in den Tagen nach dem Brexit-Schock bedeute dies einen Rückgang um gut 250 US-Dollar beziehungsweise 18 Prozent. Da der Goldpreis in der ersten Jahreshälfte 2016 stark angestiegen sei, koste Gold aktuell dennoch knapp sieben Prozent mehr als zum Jahresschluss 2015. Der größte Teil der Zugewinne sei jedoch in den letzten Wochen wieder aufgefressen worden, heißt es weiter.

„Möglicherweise hat weniger die längst erwartete Anhebung des Leitzinses, sondern die implizite Ankündigung der Fed von drei weiteren Zinsschritten 2017 die Stimmung gegenüber der zinslosen Anlageform Gold eingetrübt. Bislang wurden für das kommende Jahr nur zwei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte in Aussicht gestellt. Diese Nachricht machte sich auch auf den Devisenmärkten bemerkbar. Der US-Dollar wertete gegenüber dem Euro bis auf 1,0368 US-Dollar je Euro auf. In der Konsequenz bedeutet dies, dass der Goldpreis in Euro durch die Zinserhöhung kaum beeinflusst wurde. Gemessen am Jahreshoch beträgt der Rückgang bis jetzt übrigens ‚nur‘ etwa zwölf Prozent“, so Proettel.

Die Verbilligung des Edelmetalls seit der US-Präsidentschaftswahl im November habe zu einem deutlichen Anstieg der Goldkäufe hiesiger Anleger geführt. Gefragt seien in diesen Tagen vor allem Krügerrand-, Maple Leaf- und Känguru-Münzen in der Größe „Eine Unze“ sowie Barrengold. Die höhere Nachfrage, die örtlich sogar zu Knappheiten führe, bedeute jedoch keinen Widerspruch zum rückläufigen Preis. In der Summe seien die Käufe der Privatanleger in Mitteleuropa zu gering, um den Weltgoldmarkt zu beeinflussen. Die Goldverkäufe, insbesondere durch US-amerikanische ETCs, gingen unvermindert weiter. Seit der Präsidentschaftswahl würden sie bereits rund 200 Tonnen umfassen, heißt es weiter.

„In der Summe erinnert die aktuelle Situation damit sehr stark an die Lage im Frühling 2013. Damals löste die US-Notenbank mit der Aussicht auf eine schrittweise Rückführung ihrer Anleihenkäufe und damit auf eine Normalisierung der Geldpolitik ebenfalls starke Goldverkäufe durch ETCs und einen Goldpreisrückgang aus. Deutsche Anleger aber auch Käufer in Asien sorgten damals für rekordhohe Umsätze bei Banken, Sparkassen und Juwelieren. Aus heutiger Sicht wurden jedoch keine Schnäppchen gemacht, denn der Goldpreisrückgang hielt noch mehrere Monate lang an“, so Proettel.

Der aktuelle Crash des Goldpreises habe übrigens im Gegensatz zur Vergangenheit keine Kaufwelle in den beiden größten Märkten China und Indien verursacht. In der Volksrepublik würden derzeit zwar Aufschläge von rund 40 US-Dollar je Feinunze auf den Weltmarktpreis gezahlt. Dies liege aber weniger an einem allgemeinen Nachfrageanstieg, sondern eher an der zuletzt wieder restriktiveren Einfuhrpolitik der Chinesen. Und in Indien sitze interessierten Käufern die Angst im Nacken, die Regierung könnte den privaten Goldbesitz einschränken. Zwar habe die Regierung entsprechende Gerüchte dementiert. Es fehle aber immer noch an den für Goldkäufe nötigen Zahlungsmitteln, nachdem die Außerkraftsetzung der 500- und 1.000-Rupien-Scheine Anfang November rund 86 Prozent des damaligen Banknotenumlaufes unbenutzbar gemacht habe, heißt es weiter.

„Als Fazit lässt sich festhalten, dass in den USA momentan alle Zeichen auf Zinswende zu stehen scheinen und die ETCs mit ihren Verkäufen den Goldpreis drücken und damit im Zweifel neue Verkäufe auslösen. Der Druck auf das gelbe Edelmetall und in der Folge ebenso auf Silber könnte damit in den kommenden Tagen weiter anhalten. Die wichtigen Märkte in Asien als typischer Ausgleichsfaktor fallen momentan aus. Es ist jedoch festzuhalten, dass Gold aus charttechnischer Sicht derzeit überverkauft ist. Das bedeutet, die Zeit für eine Gegenbewegung ist reif. Da außerdem in den kommenden Monaten wichtige Wahlen anstehen und die politischen Risiken hoch bleiben, lassen wir unsere Prognosen unverändert“, so Proettel abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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