Fundamentale Nachricht
18:14 Uhr, 05.10.2016

Globale Schuldenorgie wird zum Problem

Die weltweite Verschuldung hat ein Rekordniveau erreicht und könnte das ohnehin schwache Wachstum noch weiter bremsen, warnt der IWF.

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Die globale Bruttoverschuldung außerhalb des Bankensektors hat mit 225 Prozent des Welt-BIPs einen neuen Rekordstand erreicht, warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer aktuellen Publikation. Bei nominaler Betrachtung hat sich die Schuldenlast außerhalb des Finanzsektors seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt auf den astronomischen Betrag von 152 Billionen Dollar. Besonders rasant wuchs die Verschuldung in einigen Schwellenländern wie China. Vor allem die private Verschuldung, die mit 100 Billionen Dollar rund zwei Drittel der Verschuldung ausmacht, ist laut IWF problematisch.

Bei einer Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden Menschen entspricht die weltweite Verschuldung außerhalb des Finanzsektors einem Betrag von mehr als 20.000 Dollar je Erdenbürger. Angesichts der Tatsache, dass die allermeisten Menschen so gut wie nichts besitzen, ein schockierender Wert.

Der IWF befürchtet wegen der hohen Verschuldung einen "Teufelskreis, in dem ein schwaches Wachstum den Schuldenabbau behindert und der Schuldenüberhang die Konjunktur belastet".

Dass ausgerechnet der IWF jetzt vor der hohen globalen Schuldenlast warnt, dürfte manche Beobachter überraschen. Schließlich gehörte die in Washington angesiedelte Organisation in den vergangenen Jahren zu den stärksten Befürwortern einer lockeren Geldpolitik und schuldenfinanzierter Konjunkturprogramme in aller Welt. Doch so langsam scheint auch beim IWF die Überzeugung zu wachsen, dass die Rettungspolitik seit der Finanzkrise zwar den Zusammenbruch verhindert hat, aber keine nachhaltige Lösung der wirtschaftlichen Probleme darstellt.

Als Lösung empfiehlt der IWF eine "wachstumsfreundliche Finanzpolitik" und Strukturreformen. Wirklich überzeugend klingt das allerdings nicht. Der Schuldenabbau werde ohne robustes Wachstum und die Rückkehr zu "normalen" Inflationsraten "sehr schwierig" werden, gibt der IWF zu.

In Ländern mit einem großen Schuldenüberhang wie in vielen Ländern der Eurozone sowie in China seien deshalb auch "Maßnahmen zur Bilanzreparatur" gefragt. Dabei könnten auch Interventionen der Regierung zur Restrukturierung privater Schulden inklusive staatlicher Garantien oder gar Subventionen für Gläubiger sinnvoll sein, meint der IWF.

Die Rezepte des IWF haben sich also nicht verändert: Um die private Verschuldung in den Griff zu bekommen, kann es laut IWF sinnvoll sein, dass die Allgemeinheit im Rahmen einer "gerechten Lastenverteilung" einspringt und die ausfallgefährdeten Gläubiger wie Banken oder Hedgefonds "rettet". Damit ist ein Ende der verfehlten "Rettungspolitik" für überschuldete Banken und Staaten nicht absehbar. "Mehr vom Selben" empfiehlt der IWF auch in Sachen Geldpolitik: In den Ländern mit niedriger Inflation sollte die Geldpolitik weiter locker bleiben, meint der IWF. In Kombination mit Strukturreformen und Anreizen zum Schuldenabbau sei so ein Schuldenabbau bei gleichzeitigem Wachstum und einer Erholung der Inflation möglich, meint man beim IWF.

Die Ratlosigkeit nimmt langsam auch in Washington zu, so viel scheint klar.

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35 Kommentare

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  • 1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Die permanente Anhebung globaler Steuern, progressiver Steuern und die Einführung neuer Steuern ist das Problem. Der Bürger selbst hat immer weniger um über die Lebenshaltungskosten hinaus zu konsumieren. Die Staaten müssen lernen zu sparen - und zwar richtig zu sparen - und nicht einfach Renten und Sozialleistungen zu kürzen. Eisparen geht über Vereinfachungen (Bsp.: Flat tax), weniger Personal für Kontrollen, weniger Verbote, mehr Freiheit des Bürgers.

    "Private Schulden" sind sicher nicht das Problem - dem steht Immobilienbesitz gegenüber und es ist "normal" das die Immobilie eben über 20 bis 30 Jahre finanziert wird. Alle anderen Privatkredite sind eher kurzfristiger Natur und mit so hohen Zinsen belastet das der Kreditbetrag schon längst eingefahren ist bevor der Kredit "ausfällt". Im Privatsektor gibt es sogar so etwas wie Zins+Tilgung. Was Sorge macht sind die Staaten, denn diese verzerren durch Ihre Grösse und dadurch das sie den Bürger mit immer mehr Steuern (=Konsumverzicht) belasten, die freie Marktwirtschaft.

    Bitcoins sind nur solange interessant bis sie salonfähig werden. Dann kommt die Steuer: "nur Steuerhinterzieher verwenden BCs", das Verbot: "Nur Terroristen verwenden BCs" oder das bankenbetriebene künstliche Intelligenz Hyper-Rechenzentrum das den Preis auf 1€=1BC drückt (natürlich erst nachdem alle BCs für 1.000 Euro pro Stück verkauft wurden). Das Establishment (Goldmann/ Western u./ Andere) werden die Blockchains früh genug übernehmen, bloss keine Sorge.

    06:00 Uhr, 06.10.2016
  • Mr.Lee
    Mr.Lee

    Das ist ja grauenhaft !

    Jedesmal, wenn Herr Baron hier einen Beitrag einstellt,

    kommt dieser Bitcoin - Rettungs- Wahnsinn.

    Gegen Bitcoins hab ich übrigens überhaupt nichts,

    die angesprochenen Probleme werden sie jedoch mit

    100% Sicherheit nicht lösen.

    Gibt es eigentlich Entgelt für derart blödsinnige Wortmeldungen ?

    00:45 Uhr, 06.10.2016
    2 Antworten anzeigen
  • amateur
    amateur

    Wer glaubt, dass er mit Bitcoins seine Wurst kaufen kann, wenn es kein Papiergeld mehr gäbe, ist mehr als naiv...

    21:47 Uhr, 05.10.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    p.s. ausserdem gibt es zu wenig bitcoins um als alternative zu dienen!

    21:44 Uhr, 05.10.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    was soll ich mit bitcoins anfangen wenn ich damit nicht bezahlen kann? dann besser sachwerte.

    21:42 Uhr, 05.10.2016
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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