Fundamentale Nachricht
12:43 Uhr, 21.01.2014

Globale Marktaussichten für 2014: Vertrauen in Wirtschaft der USA und der Eurozone zentral

Die Fähigkeit der US-Wirtschaft, den Wechsel von einer ultraexpansiven Geldpolitik zu höheren Zinsen ohne schwere Wachstumsrückschläge zu überstehen, und die Vermeidung erneuter Haushalts- oder Bankenprobleme in der Eurozone sind John Greenwood, Chefökonom von Invesco, 2014 zentral

Frankfurt (BoerseGo.de) - Nach einem von zaghafter Erholung gekennzeichneten Jahr hängen die globalen Wachstums- und Marktaussichten für 2014 vor allem von zwei Faktoren ab, meint der Chefökonom von Invesco, John Greenwood – „der Fähigkeit der US-Wirtschaft, den Wechsel von einer ultraexpansiven Geldpolitik zu höheren Zinsen ohne schwere Wachstumsrückschläge zu überstehen, und der Vermeidung erneuter Haushalts- oder Bankenprobleme in der Eurozone.“

An den globalen Rentenmärkten werde die Aussicht auf eine Normalisierung der Zinsen in den USA das Potenzial für Renditerückgänge in den nächsten drei bis fünf Jahren begrenzen. Da die US-Staatsanleiherenditen in diesem Zyklus jedoch in der Spitze nicht so hoch steigen dürften, rechnet er im Zeitraum bis 2018 mit längeren Phasen, in denen sich Anlagen in Unternehmens- und Hochzinsanleihen auszahlen könnten.

In seinem Wirtschaftsausblick für das erste Quartal 2014 prognostiziert der Chefökonom von Invesco eine ausgedehnte Aufschwungphase mit niedrigen Zinsen und gedämpfter Inflation. Dabei sieht er sowohl in den entwickelten als auch in den aufstrebenden Märkten klare Unterschiede beim Wachstumspotenzial, je nachdem, wie groß die Bilanzschäden sind, die es noch zu reparieren gilt.

Unter den Industrieländern erholen sich die am schnellsten, in denen die Bilanzgesundung im privaten Sektor am weitesten fortgeschritten ist, wie zum Beispiel die USA. In den aufstrebenden Märkten unterscheidet Greenwood zwischen den „Fragile Five“ – Brasilien, Indien, Indonesien, der Türkei und Südafrika – auf der einen und Volkswirtschaften wie Taiwan, Korea, Hongkong, Chile und Mexiko auf der anderen Seite. Greenwood zufolge werden die in den letzten Jahren sehr undisziplinierten „Fragile Five“ mit ihren wachsenden Leistungsbilanzdefiziten ein Jahr oder länger brauchen, um auf einen stabilen, nachhaltigen Wachstumspfad mit niedriger Inflation zurückzukehren. Dank ihrer umsichtigen Begrenzung des Kredit- und Geldwachstums sollten die letztgenannten Länder dagegen 2014 deutlich besser dastehen. Selbst in den stärkeren aufstrebenden Märkten aber werde das Wachstum gedämpft bleiben, solange sich der globale Handel nicht nachhaltig erholt.

In den USA rechnet Greenwood 2014 mit einer leichten Beschleunigung des realen BIP-Wachstums auf 2,5 Prozent und einer weiterhin niedrigen Inflationsrate von 1,5 Prozent. Auf der positiven Seite verweist er auf die guten Fortschritte bei der Entschuldung und Bilanzgesundung im privaten Sektor und den Aufbau einer guten Grundlage für einen ausgedehnten Aufschwung in den kommenden Jahren. Auf der negativen Seite nennt er die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit und die Tatsache, dass die Wirtschaftsaktivität in vielen Sektoren noch hinter dem Vorkrisenniveau zurückliegt.

Angesichts des nachlassenden Geld- und Kreditwachstums rechnet Greenwood in der Eurozone höchstens mit einem mäßigen Wachstum. Um hier für positive Impulse zu sorgen, müssten die EZB und die Geschäftsbanken der Eurozone ihre Bilanzen ausweiten. Stattdessen ist die EZB-Bilanz seit Januar geschrumpft, und die 2014 anstehende Prüfung der Vermögenswerte („Asset Quality Review“) sowie die darauffolgenden Stresstests dürften die Risikoaversion der Banken im Jahr 2014 nochmals verstärken. „Ohne eine expansive Fiskalpolitik und Kreditwachstum ist ein Aufschwung normalerweise nur mit einer Währungsabwertung denkbar. Aktuell gibt es aber kaum Aussichten auf eine deutliche Abwertung des Euro“, so Greenwood. In der Folge rechnet er in der Eurozone im Jahr 2014 nur mit einem BIP-Wachstum von 0,8 Prozent und einer Inflationsrate von 0,6 Prozent.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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