Kommentar
11:10 Uhr, 14.03.2019

Globale Konjunktur: kein Benzin im Tank!

Während Anleger noch hoffen, wird es immer offensichtlicher: der Konjunktur fehlt es an Antrieb.

Kaum etwas sagt so viel über die Konjunktur aus wie der Automarkt. Dieser bildete 2016 und 2017 ein Plateau aus. Die Autoverkäufe in den drei größten Märkten (China, USA und EU) schwankten zwischen 4 und 5 Mio. Fahrzeugen pro Monat. Dort, so war einmal meine ursprüngliche Vermutung, würden sich die Verkäufe halten. Das stellt sich nun als Fehlprognose heraus.

Der Automarkt bricht weiter munter ein. Das liegt vor allem an China. Auf Jahressicht wurden im Februar fast 20 % weniger Autos verkauft als ein Jahr zuvor. Selbst während der Finanzkrise kam es zu keinem solchen Einbruch.

Global wurde der Markt noch von den USA gestützt. Dort gab es zwar im vergangenen Jahr kein Wachstum mehr, aber immerhin brachen die Verkäufe nicht ein. Inzwischen sind sie wieder auf dem Rückzug (Grafik 2). In der EU wiederum bleibt das Wachstum negativ.


Das Schlimmste ist damit wohl auch noch nicht überstanden. Gerade der US-Markt hat beim Abschwung viel aufzuholen. Die Stimmung hat sich weit dramatischer eingetrübt als es die Verkaufszahlen derzeit vermuten lassen (Grafik 3). Geht es nach der Stimmung der Verbraucher, müssten die Verkäufe demnächst einbrechen.

Für Autoaktien muss das übrigens nicht bedeuten, dass es jetzt 50 % nach unten geht. Der Sektor korrigiert seit langem. Die Bewertungen sind niedrig. Die Gewinne werden zwar auch 2019 nachgeben, doch das ist zum größten Teil in den Kursen reflektiert.

Im Gesamtmarkt ist es das noch nicht. Hier geht es nicht um die Verkaufszahlen an sich, sondern vielmehr darum, was sie für die Konjunktur bedeuten. Autos sind immerhin teuer und gehören nach Immobilien zu den teuersten Investitionen, die Verbraucher tätigen. Autos kauft man, wenn man Geld hat und zuversichtlich in die Zukunft blickt.

Die schleppenden Verkäufe sollten also aufhorchen lassen. Anscheinend sind Konsumenten nicht mehr so zuversichtlich, dass es ihnen auch in einem Jahr finanziell noch gutgehen wird. Ganz besonders aber gibt China zu denken.

Die Regierung hat die Steuern gesenkt und Maßnahmen ergriffen, um gezielt den Automarkt zu unterstützen. Diese Maßnahmen haben bisher nicht gegriffen und werden wohl auch nicht mehr greifen. Damit schafft es die Führung in Peking nicht, den Markt zu drehen.

Es ist wohl das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein Anreizsystem nicht wirkt. Die Bevölkerung macht nicht das, was Peking will (Autos kaufen). Das wirft die Frage auf, ob Peking die Wirtschaft noch steuern kann. Vielleicht hat Peking die Kontrolle nicht komplett verloren, aber die Steuerungsmöglichkeiten sind begrenzt. Das spricht dafür, dass der Abschwung weitaus länger andauern wird als viele vermuten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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