Kommentar
06:18 Uhr, 15.07.2014

Gestern Crash, heute Rally, morgen wieder Crash?

Als Anleger ist man momentan nicht gerade mit stabilen Verhältnissen gesegnet. Dabei ist die Lage bei weitem nicht so dramatisch wie sie sich anfühlt.

Die Volatilität ist noch immer sehr niedrig. In den USA verloren die Leitindizes an "Crashtagen" nicht einmal ein Prozent. Der Dax brachte es immerhin auf -1,5 %. Das ist alles in allem noch immer ziemlich robust. Der Januar war da schlimmer. Die wirklich nennenswerten Bewegungen liegen allerdings schon 2 Jahre zurück. 2012 gab es einmal ein Tagesminus von gut 4 %. Davon sind wir noch weit entfernt. Trotzdem: so richtig pudelwohl fühlt man sich nicht. Das sehen viele Anleger ähnlich. Insofern können die Kurse tendenziell noch weiter steigen.

Ob Anleger demnächst wieder auf große Einkaufstour gehen, hängt von der anlaufenden Quartalssaison ab. Wegen des langen Winters in den USA gibt es die Erwartung, dass die Wirtschaft in Q2 "zurückschnappte." Das sollte sich auch in einigen Bilanzen zeigen. Tut es das nicht, dann sitzen die Finger auch mal locker am Verkaufsknopf. Die Kurse sind ja insgesamt nicht gerade im Keller. Das Bewertungsniveau ist vor allem in den USA hoch. In Europa ist das noch anders.

Gestern-Crash-heute-Rally-morgen-wieder-Crash-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Der US Markt strahlt derzeit noch große Stabilität aus. Unternehmen müssen nun aber auch liefern. Historisch gesehen sind US Unternehmen gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis eher am oberen Ende angeordnet. Bis zu einem gewissen Grad ist das vollkommen in Ordnung, weil einerseits die zukünftige Entwicklung eingepreist wird. Anderseits sind die Zinsen immer noch sehr niedrig. Ein Unternehmenswert ist letztlich nichts anderes als der Barwert aller zukünftigen Zahlungsströme oder Gewinne. Je niedriger die Zinsen sind, desto höher wir der Barwert, weil der Diskontierungssatz niedriger ist. Ganz langsam steigen die Zinsen aber an. Das ist ein Trend, der die nächsten Jahre bestehen wird, auch wenn gerade im kurzen Zeitfenster die Zinsen wieder sinken. Der Diskontierungssatz wird also größer, Unternehmen werden weniger wert. Um Kurse weiter zu treiben, muss also der Gewinn wieder stärker wachsen. Das können Unternehmen mit ihren Quartalszahlen unter Beweis stellen. Gelingt das in der aktuellen Berichtssaison (oder noch schlimmer in der nächsten auch noch) nicht, dann dürfte das Bewertungsniveau wanken.

Die Anzeichen stehen aktuell ganz gut. Ein Selbstläufer sind die Kurse in den USA nicht. Wir haben es in den letzten 6 Monaten immer mehr sehen können: verfehlen Unternehmen die Erwartungen, dann ist Schluss mit lustig. Das wird knallhart bestraft.

Für Europa sind die kommenden Wochen wahrscheinlich noch seitwärts. Die Portugal-Krise dürfte schnell wieder verfliegen. Grundsätzlich sehe ich in vielen europäischen Märkten so langsam wieder Kaufkurse herannahen. Ein bisschen tiefer darf es aber noch gehen, bevor das Kaufen wieder so richtig Spaß macht. Hoffen wir, dass das nicht nur eine Wunschvorstellung bleibt.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
Follower
Folgen

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten