Analyse
07:20 Uhr, 23.05.2024

GERRESHEIMER kauft im großen Stil zu

Überraschend meldet Gerresheimer heute Morgen eine große Akquisition. Für rund 800 Mio. EUR will das Unternehmen den italienischen Hersteller für medizinische Verpackungen Bormioli Pharma aufkaufen.

Erwähnte Instrumente

  • Gerresheimer AG
    ISIN: DE000A0LD6E6Kopiert
    Kursstand: 93,200 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Gerresheimer AG - WKN: A0LD6E - ISIN: DE000A0LD6E6 - Kurs: 93,200 € (XETRA)

Gerresheimer selbst wurde zuletzt mit 3,2 Mrd. EUR an der Börse bewertet. Vor allem den Glasbereich baut Gerresheimer damit weiter aus. Die Übernahme soll das zehnfache bereinigte EBITDA kosten. Verkäufer sind von Triton beratene Private-Equity-Fonds.

Wachstumsschub soll 2025 kommen

Auch die Gerresheimer-Aktie kam nach der überraschenden Gewinnwarnung des Wettbewerbers Schott Pharma zuletzt unter Druck. Der Markt für Glasfläschchen im Bereich Medizinverpackungen ist weiterhin schwach, weil es noch hohe Überkapazitäten aus der Corona-Zeit gibt. Ab 2025 will Gerresheimer dann zu deutlichem organischen Wachstum von rund 10 % pro Jahr zurückkehren. Ein Treiber sind besonders die GLP-1-Abnehmpräparate von Novo Nordisk.

Gerresheimer ist derzeit mit rund 1 Mrd. EUR netto verschuldet. Bei einem Kaufpreis von 800 Mio. EUR würde die Verschuldung folglich auf 1,8 Mrd. EUR ansteigen. Die Übernahme soll zunächst fremdfinanziert werden. Gut möglich, dass Gerresheimer hier auch noch einmal eine Eigenkapitalmaßnahme erwägt. Zuletzt hat Gerresheimer eine solche Maßnahme im April 2023 zum Ausbau der Kapazitäten durchgeführt und damals 271,6 Mio. EUR erlöst.

Nach der Übernahme soll ein neuer Geschäftsbereich mit dem Namen „Moulded Glas“ entstehen. Bormioli verfügt über neun Standorte, vornehmlich in Südeuropa. Der Umsatz liegt bei 370 Mio. EUR und die bereinigte EBITDA-Marge beträgt 21 %. Das liegt in etwa auf dem Niveau von Gerresheimer und fügt sich damit gut in den Konzern ein. Das Ergebnis pro Aktie von Gerresheimer soll ab dem ersten vollen Jahr der Akquisition um gut 10 % steigen. Das wäre dann voraussichtlich 2025 der Fall. Synergien gibt es dann freilich auch zu heben.

Fazit: Die Transaktion ergibt strategisch auf jeden Fall Sinn. Der Geschäftsbereich Glas wird bei Gerresheimer erheblich gestärkt und das übernommene Unternehmen agiert als Lösungsanbieter für die Pharma- und Biotechindustrie. Genau da will Gerresheimer auch hin. Unter dem Strich also eine gute Sache. Ob und inwiefern eine Kapitalmaßnahme folgt, wird der Investoren-Call gegen 9 Uhr dann wohl ergeben. Der Kaufpreis liegt auf den ersten Blick in etwa auf dem Bewertungsniveau von Gerresheimer und wirkt damit nicht verwässernd.

Weitere Analysen & News zur Aktie unserer Redaktion findest Du hier.

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Jahr 2023 2024e* 2025e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,99 2,13 2,39
Ergebnis je Aktie in EUR 4,62 4,86 6,29
KGV 20 19 15
Dividende je Aktie in EUR 1,25 1,33 1,60
Dividendenrendite 1,34% 1,43% 1,72%

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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