Analyse
10:30 Uhr, 03.06.2025

GERRESHEIMER - Das sagen die Analysten nach der Horror-Meldung!

Die Aktien von Gerresheimer haben nach einer überraschenden Gewinnwarnung massiv an Wert verloren: Am Montag büßte das Papier zeitweise über 23 % ein und fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren.

Erwähnte Instrumente

  • Gerresheimer AG
    ISIN: DE000A0LD6E6Kopiert
    Kursstand: 48,780 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Gerresheimer AG - WKN: A0LD6E - ISIN: DE000A0LD6E6 - Kurs: 48,780 € (XETRA)

Auslöser war die dritte Gewinnwarnung innerhalb von zwei Jahren – diesmal nur sieben Wochen nach Vorlage der Q1-Zahlen. JPMorgan reagierte prompt und senkte das Kursziel von 122,50 EUR auf 108,00 EUR, bestätigte jedoch das Rating "Overweight". Doch andere Kollegen sind da weitaus skeptischer, Bernstein oder auch Warburg Research schlagen düstere Töne an!

Mein Kollege Daniel Kühn berichtete an dieser Stelle

Die Analystenmeinungen im Überblick

Analyst David Adlington sprach von einem "unerwarteten Rückschlag in erheblichem Ausmaß" und kürzte seine Ergebnisprognose um 21 %. Als Ursache nannte das Management eine schwache Nachfrage nach oralen Flüssigmedikamenten – konkret bei Flaschen und Verschlüssen – infolge einer ausgefallenen Erkältungssaison. Adlington vermutet jedoch tiefere strukturelle Probleme: „Wir glauben, Bormioli könnte der Auslöser sein. Sollten sich Hinweise auf Channel Stuffing vor der Übernahme bestätigen, dürfte das Fragen zur Qualität der Due Diligence aufwerfen.“

Auch Bernstein Research reagierte mit einer Herabstufung und senkte das Rating von "Outperform" auf "Underperform", das Kursziel fiel von 84,50 EUR auf nur noch 47,50 EUR. Analystin Delphine Le Louet kritisierte die "unzureichenden Antworten" des Managements im Analystencall: Weder zur Segmentgröße des Oral-Liquid-Geschäfts noch zu Marktanteilsverlusten in der Kosmetiksparte habe es klare Aussagen gegeben. Zudem fehlten Details zum aktuellen Ausschreibungsprozess im Bereich Spritzen sowie zur tatsächlichen finanziellen Auswirkung der Bormioli-Akquisition, deren Beitrag ursprünglich auf positive 0,5 Prozentpunkte für die Marge geschätzt worden war.

Auch Hauck Aufhäuser, Warburg Research, Metzler und UBS senkten ihre Kursziele teils deutlich. Besonders drastisch fiel die Neubewertung bei Metzler aus: Das Kursziel wurde von 120 EUR auf 50 EUR mehr als halbiert, begleitet von einer Abstufung auf "Hold". Analyst Alexander Neuberger sieht einzig in einer möglichen Übernahme des Unternehmens noch einen verbleibenden Investmentcase. Warburg Research reduzierte das Ziel von 106 EUR auf 55 EUR und begründete dies mit „Ausführungsproblemen, kurzfristiger Nachfrageschwäche und Integrationsunsicherheiten“.

Während UBS trotz der „negativen Überraschung“ ihre Kaufempfehlung bei einem Ziel von 97 EUR beibehält, hebt Analyst Olivier Calvet besonders die Schwäche bei Lösungen für flüssige orale Medikamente hervor – ein bislang nicht aufgetretenes Problemfeld. Hauck Aufhäuser kürzte das Kursziel von 95 EUR auf 65 EUR, verwies dabei auf die faktisch ausgesetzte Dividende und die Rückkehr der Wettbewerber Stevanato und Schott Pharma zu solidem Wachstum im zweiten Quartal.

Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Gerresheimer kündigte an, zur Veröffentlichung der Q2-Zahlen am 10. Juli neue mittelfristige Ziele vorzulegen – gefolgt von einem Capital Markets Day im Spätsommer. Doch Analysten wie Adlington stellen bereits die Frage: „Warum nicht beides gleichzeitig? Die Geduld der Investoren ist aufgebraucht.“

Angesichts eines erwarteten Leverage von 4,1x EBITDA (statt bislang 3x) droht das Unternehmen auch bilanziell unter Druck zu geraten – trotz jüngst nachverhandelter Kreditklauseln. Bei einem Umsatz, der heute rund 1 Mrd. EUR höher liegt als vor zehn Jahren, notiert die Aktie dennoch auf dem Niveau von 2013. Ein Umstand, der Fragen zur nachhaltigen Wertschöpfungskraft der Düsseldorfer aufwirft.

Fazit: Auch ich habe mir gestern Nachmittag den Investoren-Call angehört – überzeugend war das nicht. Das Management blieb zentrale Antworten schuldig, die Tonalität wirkte defensiv. Einziger Lichtblick bleiben die nachverhandelten Kreditlinien und die soliden Covenants, die zumindest kurzfristig eine gewisse finanzielle Stabilität sichern. Sollte tatsächlich ein strategischer Käufer Interesse haben, wäre nun der Zeitpunkt gekommen. Bleibt eine Kurserholung bzw. Stabilsierung in den kommenden Handelstagen aus, dürfte es wohl kaum mehr einen potenziellen Übernehmer geben. Die Gerresheimer-Aktie ist derzeit nur etwas für Hasardeure.

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