Kommentar
08:59 Uhr, 23.02.2017

Geldsystem-Krise: Wäre der Goldstandard die Lösung?

Den Goldstandard gibt es schon lange nicht mehr. Von vielen wird er als Relikt angesehen. In der modernen Geldpolitik hat er keinen Platz.

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  • Gold
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Goldstandard heute nicht mehr relevant?

Dem Goldstandard wird heutzutage die Relevanz abgesprochen. Vermutlich aber ist die Relevanz heute so hoch wie schon lange nicht mehr. Je länger die Welt ohne einen Gold- oder Silberstandard funktioniert, desto offensichtlicher werden die Probleme des modernen Geldsystems.

Die Grafik fasst die Probleme des heutigen Geldsystems zusammen. Dargestellt ist die Inflations- und Haushaltsdefizithistorie der USA. In Zeiten, in denen der Dollar entweder an Gold, Silber oder beides gekoppelt war, war die Inflation tendenziell geringer als in Zeiten, in denen das nicht der Fall war.

Kriegsfinanzierung durch Aufgabe des Goldstandards

Es gab in der Historie nicht durchgehend den einen Standard. Vor allem in Kriegszeiten wurde er entweder aufgeweicht oder zeitweise ausgesetzt. Das war z.B. zur Zeit des Bürgerkriegs der Fall. Nur, weil der Standard ausgesetzt wurde, konnte der Krieg überhaupt finanziert werden. Die Neuverschuldung des Staates lag mehrere Jahre hintereinander bei knapp 8 % der Wirtschaftsleistung.

In Kriegszeiten explodiert das Defizit eigentlich immer. Gleichzeitig steigt die Inflation massiv an. Das hat vor allem zwei Gründe. Einerseits steigt die Nachfrage nach Kriegsgütern sprunghaft an. Andererseits ist die Produktion anderer Güter stark beeinträchtigt. Wenn ein Großteil der sonst normal arbeitenden Bevölkerung in den Krieg zieht, ist das Angebot an Gütern knapp.

Im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern mussten die USA während des Ersten Weltkrieges ihren Standard nicht aufgeben. Dafür rang dann die Große Depression global dieses System nieder. Regierungen konnten die Depression nicht durch Konjunkturprogramme beenden, solange der Goldstandard aufrechterhalten wurde.

Konjunkturprogramme werden durch Schulden finanziert. In normalen Zeiten ist das möglich, wenn es lediglich um einen moderaten Eingriff in die Wirtschaft durch den Staat gibt. Der Staat leiht sich bei Bürgern und Investoren Geld und pumpt es in die Wirtschaft. Wenn der Bedarf jedoch sehr hoch ist wie zur Zeit der Großen Depression, funktioniert das so nicht. Keiner hätte das Defizit finanzieren können.

Was es brauchte war eine massive Geldmengenausweitung. Wird die Geldmenge ausgeweitet und können gleichzeitig keine Goldreserven gebildet werden, dann bricht der Goldstandard automatisch zusammen. Genauso ging es Staaten während der Großen Depression. Es brauchte mehrere Jahre, bis man aufgab und den Standard zugunsten einer expansiven Politik aufgab.

Wirtschaftskrise mit Goldstandard schneller beendet?

Ohne Goldstandard hätte die globale Wirtschaftskrise vermutlich früher beendet werden können. Auf der Kehrseite führte die Aufgabe dann jedoch zu explodierenden Defiziten und hoher Inflation. Als dann Anfang der 70er Jahre der Nachkriegskompromiss (Bretton-Woods System) aufgegeben wurde, gab es praktisch kein Halten mehr.

Seitdem Staaten nicht mehr in ihrer Fiskalpolitik beschränkt sind, steigen die Haushaltsdefizite systematisch an. Unter einem Goldstandard können Defizite und Geldmengen nicht beliebig ausgedehnt werden. Die Goldreserven begrenzen auf natürlich Art und Weise die Ausweitung. Ohne einen Standard kann man praktisch tun, was man will. Genau das passierte in den letzten Jahrzehnten.

Das hat letztlich dazu geführt, dass es überhaupt möglich war, gigantische Schuldenberge anzuhäufen, sei es durch die indirekte Staatsfinanzierung durch die Druckerpresse (QE seit mehreren Jahren) oder die Geldvermehrung durch Kreditvergabe durch Banken. Ohne die „Zwangsjacke“ des Goldstandards werden Schulden aufgetürmt, bis es nicht mehr geht. Und nun haben wir den Salat. Die Schulden sind zu hoch und nicht mehr tragfähig.

Mit einem Goldstandard wären wir heute wohl in einer anderen Situation. Inflation war zwar in den letzten Jahren kein Thema, doch seit Aufgabe des Bretton-Woods-Systems ist die Inflation tendenziell höher. Gleichzeitig ächzen die meisten Staaten unter katastrophalen Schuldenbergen.

Angepasster Goldstandard wäre überlegenswert

Ein Goldstandard ist nicht die Lösung aller Probleme. Muss der Staat in einer schweren wirtschaftlichen Krise eingreifen, ist das kaum möglich. Optimal wäre ein dynamischer Standard, der an feste Regeln gebunden ist. So wäre denkbar, dass der Staat in einer Rezession zusätzliche Schulden aufnimmt und im Gegensatz dazu der Wert der Währung gegenüber Gold einmalig verringert wird.

Ein solches System muss absolut strengen und vorher festgelegten Regeln folgen. Alles andere wäre Makulatur und nicht zielführend. Ein „Goldstandard light“ kann deutlich mehr Stabilität bringen. Bei den Schuldenbergen, die wir haben, ist eine erneute Einführung jedoch nur schwer denkbar.

Clemens Schmale

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46 Kommentare

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  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Ohio Players-Love Rollercoaster (Studio Version) HQ

    06:17 Uhr, 24.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    geil DAX und CO/Euroraum -0,45 (DOW +0,12) runter gedrückt EURO DOLLAR noch einigermaßen stabil bleibt

    21:52 Uhr, 23.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    zitat:

    Da gibt es aber auch eine andere Erklärungsmöglichkeit. Der COIN_BH17

    notiert ja in Bitcoin (genau: eine Einheit ist 0,01 BTC wert). Wenn du

    auf die Nichtannahme wettest, musst du die Differenz zu 100 zahlen -

    also im Moment 0,005 BTC pro Einheit. Aber zu heutigen Preisen. Wenn der

    ETF nicht angenommen wird, bekommst du deine 0,005 BTC Gewinn aber erst

    nach der Entscheidung - und gerade bei den vollen Blöcken ist der Kurs

    dann womöglich 20 oder gar 30 % abgestürzt. Dann bist du ganz schnell

    bei "0 Gewinn".

    Umgekehrt dagegen: Wettest du auf die Annahme,

    setzt du 0,005 zu heutigen Preisen und erhältst 0,01 zum Preis nach

    einer womöglich noch heftigeren Rally.

    So hab ich das jedenfalls

    verstanden - und damit ist klar, dass der Wert dieses Assets nicht die

    Wahrscheinlichkeit der Annahme wiedergibt, sondern deutlich höher liegt.

    Dazu

    kommt: Je höher der Preis jetzt steigt, um so höher liegt bei einer

    Nichtannahme womöglich der Verlust - denn du hast ja zu einem höheren

    Kurs gekauft.

    PS: Glückwunsch an alle zum Bitstamp-ATH
    21:48 Uhr, 23.02.2017
  • amateur
    amateur

    Faszinierend, wie sich hier und sonst wo alle mit Bitcoins und Gold aufgeilen, und niemand will den Bullshit hören/lesen...

    21:41 Uhr, 23.02.2017
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Zitat.

    .

    Gerade hier in diesem Thread gelesen, dass viele Leute denken, dass die Chancen auf eine Genehmigung der COIN ETF gestiegen sind:
    https://www.reddit.com/r/BitcoinMarkets/comments/5vo2ov/daily_discussion_thursday_february_23_2017/

    Auch ist die Wette auf Bitmex auf 50% gestiegen.
    https://www.bitmex.com/app/trade/COIN_BH17

    21:29 Uhr, 23.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    reuters morgen um die Welt.

    .

    Business News | Thu Feb 23, 2017 | 6:17pm GMT

    Bitcoin hits 3-year peak, nears record high on U.S. ETF approval talk

    http://uk.reuters.com/article/us-global-markets-bi...

    21:28 Uhr, 23.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Der Urzins ergibt sich auch nicht aus den Manipulationen der Zentralbanken welche die Zinsen mainipulieren für einen elitären Kreis an Menschen, sondern aus Wertschöpfungskette.

    Forschung

    Produktivität

    Ideen

    Kreativität

    Bildung

    Effektiviät

    usw.

    19:46 Uhr, 23.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    schöne verarschung mal wieder, aber einfach weiterhin den Massenmedien glauben

    17:23 Uhr, 23.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Nach dem die ganze Woche über die 12000 Marke in den Massenmedien berichtet, wurde, nennt man dann wohl Lemminge fangen und abkassieren

    17:23 Uhr, 23.02.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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