Kommentar
08:04 Uhr, 14.03.2019

Geldpolitik der EZB: Immer locker bleiben

Die EZB lockert die Geldpolitik und doch freut sich niemand so recht darüber. Wieso bloß?

Die EZB sieht in der Eurozone keine Rezession aufziehen. Damit ist sie vermutlich einfach zweckoptimistisch. Einer Rezession hat sie wenig entgegenzusetzen. Sie kann die Zinsen nicht wirklich senken. Daher greift sie in die Trickkiste.

Anstatt einer Zinssenkung gibt es jetzt einfach eine Garantie dafür, dass sie Zinsen so schnell nicht steigen werden. An den Zinsen wird bis Ende 2019 nicht gerüttelt. Das ist die eine Zusage. Die andere betrifft die Refinanzierung der Banken. Diese sollen sich im Herbst noch einmal richtig viel Geld zu ultraniedrigen Zinsen leihen können.

Greifen Banken hier zu, dann haben sie sich für Jahre eine sehr günstige Finanzierung gesichert. Sollten die Zinsen dann doch steigen, sind sie davon vorerst nicht betroffen. Zu diesem Trick hat die EZB auch in der Vergangenheit schon gegriffen. Wie lange dieser noch funktioniert, steht auf einem anderen Blatt.

An Geld mangelt es ja nicht. So gibt die EZB bei ihren regelmäßigen Refinanzierungsauktionen immer weniger Geld aus. Vor der Finanzkrise liehen sich Banken vor allem kurzfristig Geld und mussten es regelmäßig (innerhalb weniger Tage) auch wieder zurückzahlen. Dafür gab es dann eine neue Auktion, bei der sich Banken neues Geld leihen konnten.

Banken fragen bei diesen Auktionen einen bestimmten Geldbetrag nach. Die EZB teilte aber nicht 100 % zu, sondern nur einen Teil der Nachfrage. Die Zuteilung ist in Grafik 1 zu erkennen. Es lässt sich fast an zwei Händen abzählen wie häufig der nachgefragte Betrag auch zugeteilt wurde. Die EZB hielt die Geldversorgung knapp.

2008 hat sich das schlagartig geändert. Seit 2008 wird die Nachfrage zu 100 % bedient. Hinzu kommt, dass die Laufzeiten immer länger wurden (Grafik 2). Die Laufzeiten waren vor der Krise zwei Wochen oder drei Monate. Während der Krise gab es Laufzeiten von mehr als einem Jahr.


Während der Eurokrise griff die Notenbanken dann zu neuen Instrumenten, den zweckgebundenen Langfristrefianzierungen (TLTROs). Die Laufzeiten liegen bei mehreren Jahren.

Nun soll es eine neue Runde von TLTROs geben. Banken machen das nur mit, wenn sie an steigende Zinsen glauben. Ansonsten können sie sich kurzfristig refinanzieren und verlieren dabei nichts. Der Zinssatz für die TLTROs liegt zwar derzeit bei 0 %, doch haben Banken zu viel Geld, landen diese als Überschussreserven wieder bei der Zentralbank. Dort zahlen sie einen Strafzins.

Man muss sich also gut überlegen, ob man nicht verliert, wenn man das Geld annimmt. Die angedachte Geldschwemme ist daher kein ausgemachter Erfolg. Zudem ist es lediglich eine Garantie für längerfristig niedrige Zinsen und keine Zinssenkung. Der lockernde Effekt ist minimal und wird für die Wirtschaft kaum von Bedeutung sein. Die EZB muss die Geldpolitik eigentlich lockern, kann aber nicht. Genau davor hatten vor ein paar Jahren noch alle Angst.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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