Kommentar
10:10 Uhr, 12.05.2019

Geldflut: Noch mehr Quantitative Easing?

In den USA brummt die Wirtschaft. Trump fordert trotzdem Zinssenkungen und QE. Das klingt unsinnig, geschieht aber in einem anderen Land.

Bei nahezu Vollbeschäftigung, Wirtschaftswachstum von 3 % und moderater Inflation ist die Notwendigkeit für eine Zinssenkung und ein neues QE Programm nicht sofort ersichtlich. In den USA ist ein neues offizielles QE Programm ohnehin nicht wirklich notwendig, da die Notenbank ganz von alleine wieder mehr Anleihen kaufen wird.

Das liegt daran, dass die Überschussreserven für manche Banken knapp werden. Das übt Druck auf die Fed Funds Rate aus. Damit diese nicht ungewollt steigt, wird die Notenbank relativ bald wieder mehr Reserven zur Verfügung stellen müssen. Dies tut sie, indem sie Anleihen kauft. Ein explizites QE Programm ist daher gar nicht notwendig.

Es kommt von alleine. Andere Länder sind da mutiger. Eine Notenbank fasste die Situation im Land so zusammen: die wirtschaftliche Aktivität ist hoch und die Inflation ist nahe am 2 % Ziel. Eine solche Lagebeurteilung klingt nicht danach, dass es QE braucht. Trotzdem wurde in diesem Land ein neues QE Programm aufgelegt.

Es handelt sich hier um Schweden. Die Notenbank hob die Zinsen Ende 2018 von -0,5 % auf -0,25 % an. Damals ging sie noch davon aus, dass auch die US-Notenbank und EZB die Zinsen weiter anheben würden. Die EZB wollte im Herbst den Zinssatz erstmalig anheben. Nur wenige Wochen später war dieses Szenario vom Tisch.

Die schwedische Notenbank eilte mit der Zinserhebung den Entwicklungen in der Eurozone und den USA etwas voraus. Das führte im April dazu, dass die Geldpolitik drastisch angepasst wurde. Der Zins sollte ursprünglich bereits in diesem Jahr wieder positiv sein. Die neueste Prognose geht davon nicht aus. Der nächste Zinsschritt ist frühestens im kommenden Jahr geplant.


Den Zinsschritt vom letzten Jahr nimmt die Notenbank allerdings nicht zurück. Sie hält daran fest, steuert dafür aber mit einem neuen QE Programm gegen. Es soll 45 Mrd. Kronen umfassen und von Juli 2019 bis Ende 2020 laufen. Damit wird die Summe aller Käufe ein neues Rekordhoch erreichen.

In Schweden hat sich die Dynamik wie überall auf der Welt zum Jahreswechsel etwas abgeschwächt. Derzeit deutet auch alles daraufhin, dass sich die Lage weiter eintrübt. Das wurde interessanterweise nicht als Argument für QE herangezogen. Stattdessen schwärmte die Notenbank geradezu von der guten Lage und beschloss ein neues QE Programm einfach so.

Letztendlich ist das Wechselkurspflege und hat wenig damit zu tun, ob es nun wirklich QE braucht oder nicht. Das neue QE Programm wird wenig bewirken. Es nimmt lediglich Aufwertungsdruck von der Währung. Indirekt hilft das auch der Wirtschaft.

Das ist auch ein Weckruf. QE an sich hat kaum Effekte. Über den Umweg der Wechselkurse hilft es der Wirtschaft. Das ist eigentlich zu wenig, wenn man einer echten Rezession begegnen will. Es zeigt wie wenig Spielraum die Notenbanken noch haben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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