Kommentar
10:35 Uhr, 28.08.2018

Unsicherheit und Angst im Aktienmarkt - wirklich?

In den USA können wir neue Rekorde feiern, trotz aller Unsicherheiten. Da muss man sich schon fragen, ob die angebliche Unsicherheit, die über den Märkten hängt, überhaupt da ist.

Unsicherheit lässt sich messen. Wir haben also eine gute Chance, die Frage zu beantworten, was den Markt wirklich beunruhigt und Anleger ins Schwitzen bringt. Derzeit sieht alles relativ ruhig aus. Der Unsicherheitsindex (Policy Uncertainty Index) für Aktien bewegt sich nahe seiner Rekordtiefs.

Der Unsicherheitsindex misst die Stimmung, wie sie in den Medien dargestellt wird. Wird im Zusammenhang mit Aktien viel von Crash usw. gesprochen, steigt der Index. Fehlen diese Schlagworte, ist der Index niedrig.

Damit zeigt sich schon das erste Problem. Medien berichten das, was ist und wenig darüber, was sein wird bzw. sein könnte. Der Unsicherheitsindex ist daher kein Vorlaufindikator. Das gilt jedoch nicht generell. Andere Themen, z.B. Währungskrisen und Schuldenpolitik, stiften Unsicherheit, wenn darüber berichtet wird, also gerade etwas stattfindet.

Diese Unsicherheit muss aber nicht sofort auf den Markt übergreifen. Wir wussten schon Monate bevor die ersten Zölle erhoben wurden von der Unsicherheit. Der Markt reagierte darauf erst im späten Frühjahr und Frühsommer.

In vielen Bereichen hat Unsicherheit nicht sofort Einfluss auf die Kurse. Die Unsicherheit greift meist erst später auf den Markt über. Es ist ein Vorteil, wenn man weiß, wo gerade die Unsicherheiten liegen und welche überhaupt für den Markt relevant sind.

Relativ unbedeutend ist die Geldpolitik. Das mag ein wenig überraschen, schließlich hängen Anleger an den Lippen der Notenbanker. Die Geldpolitik ist jedoch ziemlich vorhersehbar. Die Unsicherheit ist gering. Entsprechend sind die Indexwerte relativ niedrig (Grafik 2).

Beim Thema Währung und Schulden sieht es anders aus. Die hohen Werte in den 90er Jahren gehen auf die Währungskrisen in Mexiko und Asien zurück. Diese Krisen waren weit weg von den USA und hatten kaum Einfluss auf den Markt. 2011 war das anders. Hier sorgte die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA für einen Crash.

Das kann man sich für die nächsten Fälle merken. Währungskrisen, die weit weg sind, z.B. auch jene in der Türkei, sind für den US-Markt irrelevant. Die Unfähigkeit der Politik die Schuldenobergrenze anzuheben, ist jedoch ernst zu nehmen.

Das ist der größte Einfluss, den die Politik auf den Markt hat. Unsicherheit rund um Steuern und Staatsausgaben bewegen den Markt kaum (Grafik 3). Um die Schuldenobergrenze doch noch anzuheben, wurden vor Jahren automatische Kürzungen beschlossen. Das führte zu hoher Unsicherheit. Den Markt ließ das kalt.

Themen rund um die Gesundheitspolitik und das Gesundheitssystem gehen ebenfalls spurlos am Markt vorüber (Grafik 4). Das gilt allerdings nicht für die Themen nationale Sicherheit und Handel. Ausreißer nach oben korrelieren stark mit einem schwierigen Marktumfeld.

Aktuell steigt die Unsicherheit rund um den Handel weiter an. Das Thema griff schon einmal auf den Markt über. Durch ist es deswegen noch nicht. Die Unsicherheit nimmt nämlich weiter zu. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das wieder auf die Kurse drückt. Für Anleger ist dies derzeit die mit Abstand größte Gefahr – und Chance. Berichte, dass die USA mit Mexiko im Handelsstreit eine Einigung gefunden haben, hat die Kurse kräftig nach oben gedrückt.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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