Kommentar
16:08 Uhr, 26.11.2015

Geht der Euro in die Knie?

EUR/USD ist in dieser Woche auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Das Ende der Fahnenstange ist aber möglicherweise noch lange nicht erreicht. Goldman Sachs sieht den Euro mittelfristig bei 80 Cent.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,0619 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,0619 $ (FOREX)

Hedgefonds und andere Großinvestoren spekulieren derzeitig mit riesigen Summen darauf, dass der Euro auf Parität zum Dollar fällt. In den vergangenen vier Wochen haben die Spekulanten ihre Wetten gegen die europäische Gemeinschaftswährung auf 22 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt, wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet. Gemessen an der kurzen Zeit ist das schon beachtlich.

Das dürfte auch daran liegen, dass die Wette diesmal als besonders eindeutig gilt. Die Hedgefonds haben mit der Fed und der EZB zwei mächtige Player auf ihrer Seite. Die beiden größten Notenbanken der Welt werden im Dezember voraussichtlich unterschiedliche Richtungen in ihrer geldpolitischen Strategie einschlagen. An den Märkten wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 78 Prozent damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins im Dezember zum ersten Mal seit neuneinhalb Jahren anheben wird. Gleichzeitig erwarten die meisten Marktteilnehmer, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik im Dezember weiter lockern wird. Zu den möglichen Maßnahmen zählen neben einer weiteren Absenkung des Einlagensatzes von derzeit minus 0,2 Prozent eine Ausweitung des Volumens und/oder eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms.

Neben den Notenbanken prügelt derzeit noch ein dritter Finanzmarktakteur auf den Euro ein. Goldman Sachs hat in dieser Woche eine Empfehlung an seine Kunden verschickt, gegen den Euro zu spekulieren. Die US-Investmentbank geht davon aus, dass der Euro seinen Sinkflug in den nächsten Jahren auf dramatische Weise fortsetzen wird. Noch in diesem Jahr dürfte EUR/USD die Parität erreichen, so die Analysten. Bis Ende 2017 könnte der Euro sogar auf 80 US-Cent fallen. Damit würde der Euro auch sein bisheriges Tief aus dem Jahr 2000 bei 82,43 Cent unterschreiten. Goldman Sachs begründet den Euro-Pessimismus mit den trüben Aussichten für die Wirtschaft der Eurozone. Die Analysten trauen dem Euroraum bis 2019 durchgängig nicht einmal mehr ein Wachstum von zwei Prozent zu. Im Gegensatz dazu rechnen die Experten für die USA durchgängig bis 2018 mit Wachstumsraten von zwei Prozent oder darüber.

Die Vorzeichen sollten also klar sein. Vieles spricht für eine weitere Abwertung des Euro. Einiges davon ist im aktuellen Wechselkurs aber schon eingepreist. Sollten die Notenbanksitzungen im Dezember nicht die erwarteten Beschlüsse bringen, müsste mit einer deutlichen Aufwertung des Euro gerechnet werden.

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2 Kommentare

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Sollten die Notenbanken im Dezember anders entscheiden, dann müsste der Euro aufwerten?! Was für eine Erkenntnis - meine Güte, bekommt man für solche Sätze tatsächlich ein Gehalt?

    09:18 Uhr, 30.11.2015
  • 0815
    0815

    Wenn sich Goldman da mal nicht täuscht :D

    23:42 Uhr, 26.11.2015

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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