Kommentar
13:31 Uhr, 14.03.2014

Gehen Sie in Deckung...

Die Lage in der Ukraine spitzt sich zu. Nach der Wahlentscheidung auf der Krim am Sonntag könnte es an den Börsen turbulent werden - und nicht nur dort...

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.056,41 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Als wir zu Jahresbeginn an dieser Stelle vor einem schwachen Börsenjahr gewarnt haben, da war das Staunen unter den Kollegen groß. Das Superjahr 2013 und insbesondere der starke Dezember hatten den Anlegern zu diesem Zeitpunkt noch völlig den Verstand vernebelt.

Allmählich dürfte sich das ändern. Von der kürzlich noch als „sicher“ gehandelten 10.000-Punkte-Marke ist der deutsche Leitindex inzwischen mehr als nur ein Stückchen entfernt. Doch das ist noch längst nicht alles:

Seit Freitagmittag sieht auch ein Blinder, dass sich beim DAX eine potentielle obere Trendwendeformation ankündigt. Achten Sie auf die rote Linie in der folgenden Abbildung. Sollte der DAX an dieser markanten Unterstützung ohne größere Gegenwehr weiter nach unten durchgereicht werden, wird es kritisch.

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Dabei könnten die Probleme für die Börsen mit dem am Sonntag anstehenden Referendum auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim erst so richtig anfangen. Wie gespalten die Ukraine schon bei den Parlamentswahlen 2010 war, das verdeutlicht die folgende Grafik. Die Abbildung zeigt auch, dass die in den USA und der Europäischen Union genährte Hoffnung, das Land werde sich geschlossen dem Westen anschließen, eine Illusion bleiben wird.

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Das Fatale an der Situation: Eine Studie der Universität Cleveland hat gezeigt, dass erfolgreiche Unabhängigkeitsbestrebungen weniger von der Anwendung des Völkerrechtsprinzips als von der Zustimmung der globalen oder regionalen Großmächte abhängen.

Mit anderen Worten: Sollten die Westmächte und Russland ihre unterschiedliche Auffassung darüber, zu wem die Krim gehört, weiterhin zementieren, dann hat der Wahlausgang vom Sonntag erhebliches Konfliktpotential. Denn tatsächlich stehen sich die Großmächte schon vor dem Votum der Bürger in diesem Punkt diametral gegenüber. Man könnte auch sagen feindselig.

Hinzu kommt: Die aktuell gültige Verfassung der Krim aus dem Jahr 1998 erlaubt keinen Volksentscheid in der Frage der Unabhängigkeit. Zudem ist der Gesetzestext der ukrainischen Verfassung von 1996 untergeordnet. Diese wiederum erlaubt in Artikel 73 ein Referendum über den territorialen Bestand der Republik nur für den Fall, dass die gesamte Bevölkerung der Ukraine darüber abstimmt - was sie nach Lage der Dinge jedoch nicht tun wird...

US-Außenminister John Kerry hat bereits eine klare Drohung formuliert: Sollte Russland die Krim annektieren und das zu erwartende pro-russische Krim-Referendum am Sonntag anehmen, müsse die Regierung in Moskau schon am Montag mit einer Reihe sehr ernster Schritte der USA und der Europäischen Union rechnen. Es handle sich dabei um massive politische und wirtschaftliche Konsequenzen. Doch dabei muss es natürlich nicht bleiben...

Krieg als Ablenkungsmanöver?

An dieser Stelle sei an einen unheilvollen Mechanismus erinnert, der historisch betrachtet regelmäßig dann zum Tragen gekommen ist, wenn die allgemeine Lage aussichtslos war: In besonders dramatischen Phasen der Weltgeschichte wurden gerne Kriege vom Zaun gebrochen, um damit von den eigentlichen Problemen abzulenken. Ist die hoffnungslose Verschuldungslage der wichtigsten Großmächte jetzt jener Katalysator, der diesen Mechanismus erneut in Gang setzt?

Der frühere Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker hatte schon vor Jahresfrist orakelt, die Welt stehe ähnlich wie im Jahr 1914 vor einem Abgrund. Niemand rechne mit einem groß angelegten militärischen Konflikt der Großmächte. Gerade dies jedoch mache die Lage so gefährlich.

Am Freitag soll es zu Feuergefechten an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland gekommen sein. Anleger sollten jetzt erst einmal in Deckung gehen. Denn die alte Börsenweisheit, genau dann zu kaufen, wenn die Kanonen donnern, könnte sich als voreilig erweisen...

In der April-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs werden wir den Dingen ausführlich auf den Grund gehen...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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9 Kommentare

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  • Speculant
    Speculant

    Es spielt überhaupt keine Rolle, welche Märkte sich aus welchen Gründen in welche Richtung auch immer bewegen werden, sie werden es einfach tun und es ist müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, weil es niemand voraussehen kann!

    Darauf kommt es auch überhaupt nicht an. Man muss nur auf alle Szenarien vorbereitet sein, um dann entsprechend zu handeln.

    In diesem Sinne, auf eine interessante Börsenwoche, dass alle wieder was zu schreiben haben

    18:58 Uhr, 16.03.2014
  • Fman
    Fman

    Wow, hier ist ja was los :-D

    Das hier sind für mich überzeugende Argumente:

    http://www.nzz.ch/finanzen/strukturierte_produkte/uebersicht/gefaehrliche-wertpapierkaeufe-auf-pump-1.18131325

    10:25 Uhr, 16.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • student
    student

    Schaut wohin das Geld fließt: Hauptsache, es fließt von Deutschland weg in alle Welt.
    Der Erste Weltkrieg wurde von Großbritannien in Gang gesetzt.

    Der Grund dafür war, dass der Kaiser einen Vertrag
    mit Irak geschlossen hatte. Der sah vor, eine Bahnlinie von Bagdad über die Türkei-Istanbul an das europäische Bahnnetz anzuschließen. Den Deutschen gestand man
    das Recht zu, 200km links und rechts der Bahn gratis Bodenschätze - vor allem Öl - zu fördern. Und einen Militärhafen in Basra zu errichten. Daraufhin wurde der Verlauf der Bahnlinie von deutschen Geologen entsprechend "angepasst". :-))

    Das passte den Briten gar nicht. Der Suezkanal wäre
    wirtschaftlich und strategisch zweitrangig geworden. Das Empire war in Gefahr.
    Deutschland hätte Arabien Wohlstand und Zugang zu Europa
    verschafft. Und wäre am Ende geopolitisch auf einer Stufe mit Britannien gewesen.

    Ein Anschlag 1914 hier, ein Anschlag 2001 dort entfalten ihrer Planung entsprechend immer die gewünschte Wirkung.

    Diese "Weltkriege" verfolgen immer nur das Ziel,
    mit Stärke und Macht andere Länder wirtschaftlich und militärisch zu kontrollieren.

    Dabei war und ist es der politischen und militärischen Elite
    Frankreichs, Britanniens und der USA egal, wie viele sterben.

    Ein kalter oder heißer Krieg mit großer Materialschlacht wäre zum großen Vorteil für die amerikanische Rüstungsindustrie. Der Dollar als Leitwährung würde aufgewertet werden. Amerikas Volk und das verbündete Europa wäre im Krieg bereit, Opfer zu bringen und nach dem Krieg bereit, sich dem machtpolitischen Einfluss der USA einmal mehr unterzuordnen.

    Beispiel Irakkrieg: Die amerikanischen Freunde haben den Krieg mit Saddam Hussein angefangen,
    Deutschland hat zwar nicht teilgenommen, hat aber 10 Mrd. DM überwiesen.

    Beispiel Ukraine: Die Amis . . .

    Es geht nicht darum, ob wir zahlen, es geht nur darum, WANN und WIEVIEL wir zahlen.

    Das Geld fließt immer zur stärkeren Macht, Deutschland hat sich bisher immer freigekauft und sich immer der Macht untergeordnet.

    04:33 Uhr, 16.03.2014
  • So wie der Adler fliegt
    So wie der Adler fliegt

    Ich sehe es ähnlich wie der Investor... Von was für einem Krieg reden sie Herr Hoose? Von einem Bürgerkrieg in der Ukraine - möglich, einen Weltkrieg um die Ukraine halte ich hingegen für vollkommen ausgeschlossen.

    Herr Hoose das Worst-Case-Szenario wäre für mich ein erneuter "kalter Krieg", aber doch kein Weltkrieg (wie soll denn der zwischen den Großmächten ohne A-Waffen-Einsatz bitte stattfinden?).

    Und damit wir uns richtig verstehen, ich halte einen erneuten Weltkrieg keineswegs für immer und ewig ausgeschlossen! Ganz im Gegenteil. Ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit der biblischen Prophetie beschäftig und erwarte daher über kurz oder lang sehr wohl noch einen letzten Weltkrieg, aber eben keinen um die "unbedeutende Ukraine" sondern um das "Haupt der Nationen" = Israel, das Gott auf den "Nabel der Erde" (die Landbrücke zwischen Europa, Asien und Afrika) gesetzt hat, auf das sich dort die gesamte Weltgeschichte erfülle......

    Unter Roger Liebi finden sich auf YouTube zum Thema jede Menge hochinteressante Vorträge....

    Liebi geht übrigens davon aus, daß die "heiße Phase" der Endzeit seit 1882 läuft.... Wieso seit 1882? Weil damals die 1. Rückwanderungswelle der Juden heim ins Land der Väter einsetzte aufgrund von Pogromen in Rußland - Start der Endzeit.

    Was sich danach an Revolutionen, Weltkriegen, Hungersnöten, Massenmorden, Seuchen, Christenverfolgung, Erdbeben, Tsunamis, Terrorakten, Glaubensabfall im Westen, Neugründung des Judenstaates Israel aus den "Gaskammern von Ausschwitz" (wir sind hier in der berühmten Prophetie Ezechiels von den "Totengebeinen" angekommen, die zu neuem Leben erweckt wurden....), das heraufsteigen des neuen = alten Roms = des sich wiedervereinigenden Europas als totalitärem "Drachenstaat" aus dem "Abgrund der zwei Weltkriege", gleichzeitig erreicht das Evangelium alle Nationen ("und dieses Evangelium vom Reich wird allen Nationen gepredigt werden und dann erst wird das Ende kommen...."), stellt alles in den Schatten was es in den 1900 Jahren zuvor gegeben hat und ist eine einzige Aneinanderreihung biblischer Endzeitprophetie.

    Liebi und andere predigen übrigens schon seit Jahrzehnten eine neue Weltwirtschaftskrise als Katalysator für den endgültigen Zusammenschluß Europas unter dem letzten und größten "(Ver-)Führer" aller Zeiten (Hitler war nur sein Vorläufer wie der "Täufer nur Vorläufer Jesu war....).

    Schönes Wochenende

    Gruß!

    19:00 Uhr, 14.03.2014
  • Kein Nickname -
    Kein Nickname -

    Hallo Herr Hoose,

    lesen Sie mal den Artikel von Robert Halver oder sehen sie sich auf DAF den Bericht von Folker Hellmeyer an. Das hat für mich mehr Fundus und weniger Schwarzmalerei. Es dürfte der Wahrheit auch ein wenig näher kommen - auch wenn diese Leute einiges durch Ihre rosa Brille sehen....

    schönes Wochenende.....

    und am Montag morgen steht der DAX nicht unter 8.850 !

    der schwarze Schwahn wird vorüber ziehen

    18:33 Uhr, 14.03.2014
    2 Antworten anzeigen
  • Investor
    Investor

    Ukaine ist halt die retour Kutsche des Westens dafür daß Russland den Militärschlag in Syrien verhindert hat und dem Westen den Zugriff auf das Erdgas aus dem Nahosten verhindert hat.

    Ich glaube nicht, daß die Krim das kritische Thema ist. Mir machen die Entwicklungen in der Ukraine mehr Sorge. In einem gesplittetem Land ziehen zwei Großmächte und in dem Land gibt es verschiedene gewaltbereite Gruppen. Finanziell ist das Land am Ende und ohne Unterstützung von allen Seiten wir die Gewalt eher noch wahrscheinlicher.

    14:36 Uhr, 14.03.2014