Gedrosselte Gas-Lieferungen: Experten geben Entwarnung
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Zunächst sah es noch so aus, als würde Russland seine Gas-Liefermengen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach deren 10-tätiger Wartungspause im Juli wieder aufnehmen, zwar mit verminderter Kapazität von 40 Prozent, aber immerhin. Doch die Ernüchterung folgte auf den Fuß: Gazprom kündigte prompt eine weitere Drosselung auf etwa 20 Prozent an.
Für Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller ist Gas inzwischen auch Teil der russischen Kriegsstrategie. Es sei unrealistisch anzunehmen, dass in den kommenden Wochen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 noch 40 Prozent der möglichen Menge kämen, sagte Müller am Mittwoch im Deutschlandfunk. Zugleich sprach Müller von ersten Einsparerfolgen hierzulande: Private Haushalte und Industrie verbrauchten bereits fünf bis sechs Prozent weniger Gas. Dieser Wert sei temperaturbereinigt, also nicht nur auf das Sommerwetter zurückzuführen. Müller rief zu weiteren Sparinitiativen auf.
Leichte Entwarnung gibt es auch von führenden deutschen Wirtschaftsinstituten. Eine Analyse zeigt laut „Handelsblatt“, dass Deutschland für weiter reduzierte Gaslieferungen aus Russland vorbereitet ist. Die Wirtschaftsinstitute haben berechnet, was passiert, wenn die russischen Gaslieferungen dauerhaft bei 20 Prozent blieben. Das Ergebnis von IWH Halle, RWI Essen, IfW Kiel und Ifo München: Im wahrscheinlichsten Fall kommt es nicht zu einem Gasmangel im Winter. „Wenn unsere Annahmen so eintreten, würde das Gas sowohl in diesem als auch im nächsten Winter reichen“, sagte IWH-Ökonom Christoph Schult, der die Berechnungen durchführte, dem Handelsblatt.
Ein Restrisiko bleibt freilich. Die Berechnungen zeigen: Mit einer Wahrscheinlichkeit, von deutlich unter 20 Prozent kann es doch zu Szenarien kommen, in denen das Gas nicht reicht. Im ungünstigsten Fall würden sieben Mrd. Kubikmeter Gas fehlen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hat Deutschland 90,5 Mrd. Kubikmeter Gas verbraucht.
Als Begründung für die erneut gedrosselten Lieferungen führt Gazprom die Reparatur einer weiteren Turbine an. Diese war zur Wartung in Kanada. Seit mehreren Tagen ist sie aber über Deutschland unterwegs in Richtung Russland. Gazprom monierte am Montag jedoch erneut, dass Dokumente für die Inbetriebnahme mit Blick auf das derzeitige Sanktionsrecht fehlerhaft seien.
Eines hat der Kreml mit seiner Gas-Rochade bereits erreicht: Deutlich höhere Energiepreise, die den Westen strapazieren. Am Mittwochvormittag stieg der Preis für eine Megawattstunde niederländisches Erdgas (Dutch TTF) zur Lieferung im August im Vergleich zum Vortag um etwa zehn Prozent bis auf 224 Euro.
Die unsicheren Aussichten rund um die Gasversorgung sowie die Folgen der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine strahlen auch auf die Wirtschaft weltweit aus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkt am Dienstag seine globale Wachstumsprognose auf 3,2 Prozent
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