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13:20 Uhr, 15.01.2015

FX-Mittagsbericht: Schweizer Notenbank schickt Euro auf Talfahrt

Die Freigabe des Schweizer Franken zum Euro durch die Schweizer Nationalbank hat die Gemeinschaftswährung am Donnerstag einbrechen lassen. Kurzzeitig fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1575 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit November 2003.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
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    Kursstand: 1,1683 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/CHF
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    Kursstand: 1,0290 Fr (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro überraschend aufgehoben und in Gegenzug den Zins für Guthaben auf den Girokonten von minus 0,25 auf minus 0,75 Prozent gesenkt. Die Aktion sorgte für einen dramatischen Einbruch der Euro. Zum Schweizer Franken rutschte die Gemeinschaftswährung zeitweise deutlich unter die Parität auf im Tief 0,90 und notiert derzeit bei 1,0262 CHF, was immer noch ein Abschlag von 15,48 Prozent darstellt. Zum Dollar sank der Euro am Vormittag kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit dem November 2003 gefallen - auf ein Tief von 1,1575 US-Dollar. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1709 Dollar.

Die SNB hat außerdem das Zielband für den Dreimonats-Libor auf minus 1,25 Prozent bis minus 0,25 Prozent abgesenkt. Diese Zinssenkung soll nach Angaben der SNB helfen, dass „die Aufhebung des Mindestkurses nicht zu einer unangemessenen Straffung der monetären Rahmenbedingungen führt.“ Zudem trage die SNB auch zukünftig der Wechselkurssituation Rechnung und bleibe „bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv, „ so der bekundete Wille der Notenbank.

Vor mehr als drei Jahren hatte die Schweizer Notenbank (SNB) den Mindestkurs bei 1,20-CHF eingeführt und diesen immer wieder durch Interventionen verteidigt. Damit sollte die heimische Exportwirtschaft vor eine zu starken Franken geschützt werden. Nun ist die SNB der Meinung, dass der Franken zwar noch immer hoch bewertet sei, aber die Überbewertung sich seit Einführung des Mindestkurses insgesamt reduziert habe. Experten begründen den Schritt der SNB auch damit, dass die Europäische Zentralbank in der kommenden Woche möglicherweise ein Quantitative-Easing-Programm für die Eurozone beschließen wird. Sicher hatte die SNB befürchtet, dass eine weitere geldpolitische Lockerung der EZB noch stärkere Devisenmarktinterventionen nötig gemacht hätte als ohnehin schon in den vergangenen Wochen. Es kann aber auch gut sein, dass die SNB durch die Aufhebung der Wechselkursgrenze nun vorerst noch stärker am Devisenmarkt gefordert ist. Offensichtlich war auch niemand auf den Schritt der Schweizer Notenbank vorbereitet. Erst vorgestern hatte SNB-Vize Jean-Pierre Danthine in einem Interview zwar darauf hingewiesen, dass eine Ausweitung der EZB-Ankaufprogramme die Durchsetzung der Mindestkurspolitik erschwere. Zugleich betonte er aber, dass der Frankendeckel eine Säule der Geldpolitik bleiben müsse.

Zum plonischen Zloty legt der Euro hingegen aktuell 1,26 Prozent auf 4,3097 zu. Die Nationalbank Polens (NBP) hatte am Mittwoch anlässlich ihrer Januar-Sitzung verkündet, den Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent zu belassen. Ökonomen waren hingegen angesichts einer verlangsamten Wirtschaftsaktivität in den letzten Monaten sowie schwache Inflationswerten von einer weiteren Lockerung ausgegangen. Der Stellungnahme zufolge schliesst die Notenbank eine weitere geldpolitische Lockerung aber nicht aus, falls die Wachstums- und Deflationsrisiken zunehmen sollten. Die neuesten vorliegenden Informationen zu den Abstimmungen (zur November-Sitzung) zeigten, dass bereits vier von zehn Komiteemitgliedern eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte befürwortet hatten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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