Kommentar
09:37 Uhr, 28.08.2015

Fragen und Antworten zur chinesischen Währung

Über die letzten Jahre war es ziemlich "en vogue" Peking Manipulationsabsichten bezüglich des Yuan vorzuwerfen. Angeblich würden der chinesischen Exportmaschine durch heimlich Abwertung unlautere Vorteile verschafft.

Angesichts der massiven Akkumulation von Devisenreserven machte dieser Denkansatz zwar nicht immer viel, aber trotzdem doch irgendwo einen Sinn.

Spätestens seit 2014 allerdings (ab 2012 begannen sie schon zu stottern) nahmen die Devisenreserven China's bei gleichzeitiger Abwertung der heimischen Währung ab (siehe Grafik), und offenbarten damit einen – möglicherweise jahrelangen – Irrtum. Nicht unterbewertet ist er der Yuan, nein, viel zu stark ist er dank tatkräftiger Unterstützung der PboC.

Nachfolgend versuche ich einige Gedanken bezüglich den jüngsten Maßnahmen der chinesischen Zentralbank, die auf den ersten Blick verwirrend scheinen, etwas zu klären.

Ist die RMB-Abwertung ein verstecktes QE?

Nein. Der neue Boden unter dem Yuan kostet extrem viel Geld. Die erlaubte Abwertung bei gleichzeitiger Begrenzung ist äquivalent zu einer Straffung der Geldpolitik.

China kann darüber hinaus kein Interesse an einer Subventionierung seiner relativ kleinen Exportwirtschaft auch auf Kosten der Importpreise haben. Eine Abwertung über 4% ist sowieso nur wenig mehr als statistisches Rauschen.

Stehen die Zinsmaßnahmen für eine Lockerung der Geldpolitik?

Nein. Damit werden nach den derzeit verfügbaren Informationen lediglich die FX-Verkäufe sterilisiert. China kann seine Zinsen eigentlich nicht viel weiter senken, ohne den Dollar-Peg noch mehr unter Druck zu bringen.

Kann sich China das teure Währungsmanagement leisten?

China's Devisenreserven sind absolut gesehen enorm, in relativer Hinsicht jedoch maximal mittelmäßig. Sollte sich die jetzt schon starken Abflüsse großflächig ausweiten, wäre der FX-Schatz ohne Kapitalkontrollen wohl in sehr kurzer Zeit Geschichte.

Will China über die (sehr) limitierte Freigabe der Währung beim IWF Eindruck schinden?

Vielleicht teilweise. Auf der anderen Seite konterkariert die Vorgehensweise diese Bemühungen und überhaupt stellt sich die Frage, ob China diesen Weg wählen würde, wenn das Land nicht in großer Not wäre. Die SDR-Inklusion verspricht dringend nötigen Mittelzuflüsse, der IWF ist der Regierung in Peking aber ansonsten grundsätzlich wohl eher „schnuppe“.

Was ist der wirkliche Grund für den Abwertungsdruck?

China hat sein System mit 28 Billionen Dollar an zu großen Teilen unproduktiven und fehlinvestierten Krediten geflutet. Das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft sowie die Regierung schwindet. Die desaströse Politik der vergangenen Monate trägt nicht viel dazu bei den Glauben an die Kompetenz der Führung, insbesondere von Premier Li zu unterfüttern. An 7% Wachstum orientiert sich niemand mehr - weder private Investoren und Firmen die ihr Geld ins Ausland schaffen, noch die Regierung selbst, welche sich mit ihren panischen Maßnahmen selbst offenbart hat. Die Öffnung nach außen erwies sich nicht als der erhoffte Katalysator für neue Inflows, sondern als Loch ohne Boden. Möglicherweise stehen die Banken vor großen Liquiditätsproblemen.

Gefährdet der schwache Yuan die externe Verschuldungssituation?

Die Kreditforderungen an China betragen etwas über 1 Billion Dollar. Gemessen an der Gesamtverschuldung der Wirtschaft in Höhe von 28 Billionen Dollar ist das relativ überschaubar. Aufgrund der lange unveränderten Währungspeg-Politik kann aber davon ausgegangen werden, dass diese Summe wohl zu großen Teilen nicht abgesichert ist.

Vielleicht regen die Fragestellungen zu einer Diskussion an.

1 Kommentar

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  • Chronos
    Chronos

    Irgendwie anscheinend vergessen. Was passiert wenn Chinatown auf einmal wirklich cash braucht? Die ersten bonds enden erst Ende Sept und vor allem 2017

    Sie ziehen dann gezwungenermaßen den Stöpsel aus der Yankee-Badewanne, passiert gerade in Thai, nur da sind es bisher nur die Amis (analog BRA).

    01:23 Uhr, 31.08.2015

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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