Kommentar
18:05 Uhr, 03.12.2014

Fracking noch lange nicht am Ende

Wegen fallender Ölpreise wird Fracking bereits zu Grabe getragen. Das Ende des Fracking ist allerdings selbst auf derzeitigem Preisniveau noch lange nicht in Sicht.

Erwähnte Instrumente

Es ist ein Streit um die Profitabilität von Fracking entbrannt. Die einen sehen den Break-Even bei 80 USD pro Barrel, andere sehen ihn bei 60 USD. Beides ist falsch. Es gibt nicht den einen Break-Even Preis. In den USA wird inzwischen an so vielen Orten mit unterschiedlichen Kosten produziert, dass der Durchschnittspreis wenig Aussagekraft hat. Einige Gebiete sind inzwischen definitiv unrentabel. Das waren sie allerdings auch schon vor dem Preissturz. Einige Ölfelder haben Produktionskosten von 100 USD pro Barrel und mehr. Dort war und ist allerdings nicht der Großteil der Produktion angesiedelt. Das meiste Öl wird zu deutlich niedrigeren Kosten produziert.

Der nach Produktionsmenge gewichtete Break-Event Preis wird auf 65 USD geschätzt. Das ist ein Niveau, welches bald erreicht ist. Einige Produzenten werden große Probleme bekommen, zumal die Erschließung der Quellen viel Geld gekostet hat. Die Schulden sind hoch und mit negativen Förderrenditen verlieren die Geldgeber irgendwann die Nerven. Produzenten, deren Förderung in Gebieten wie Permian Wolfcamp konzentriert ist und zu 55 USD produzieren, haben noch einen gewissen Spielraum.

Ebenso bedeutet ein Ölpreis unter Break-Even nicht gleich Verluste in der Bilanz. Die meisten Produzenten haben enorme Hedge Positionen bis Ende 2016 mit Durchschnittspreisen von 90 USD und mehr. Es ist daher unwahrscheinlich, dass bis 2016 ein Massensterben von Produzenten stattfindet. Und noch etwas unterstützt die Unternehmen. Als Nebenprodukt der Ölförderung wird auch viel Erdgas produziert. Die Margen sind hier noch nicht so stark unter Druck. Solange das so bleibt, kann die Gasproduktion die Ölförderung subventionieren. Je nach Produzent lässt das einen Spielraum von 5 bis 10 USD nach unten.
Um den Fracking Boom wirklich zu gefährden muss der Ölpreis unter 50 USD fallen – und zwar möglichst schnell. Die Hedges laufen in anderthalb bis zwei Jahren aus. Die Produktionskosten sinken, aber zu langsam, um einen Preis von 50 USD zu kompensieren und die Einnahmen aus dem Gasgeschäft reichen bei 50 USD nicht mehr, um die Ölproduktion zu subventionieren.

Das Szenario ist nicht von der Hand zu weisen. Dazu muss Öl unter 50 USD sinken und dort mindestens zwei Jahre verharren. Ob es letztlich so kommen wird, das kann keiner mit Sicherheit sagen. Die Möglichkeit dafür besteht. Nach derzeitigem Stand ist Fracking aber noch lange nicht am Ende und die Jahresendberichte sollte Aufschluss darüber geben wie die Produzenten mit der Situation umgehen. Dann dürfte relativ bald feststehen, auf was sich Investoren einstellen müssen.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

5 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Jantschik
    Jantschik

    08:45 Uhr, 04.12. 2014
  • markuss
    markuss

    ​Die USA werden mit ihrer Politik, die nur darauf aus ist, die Vorherrschaft der USA weiterhin zu sichern, kräftig auf die Schnauze fallen. Je früher das passiert, umso besser und billiger ist das für die Menschheit.

    Der durch die USA selbst inszenierte tiefe Ölpreis hat das Potential, die nächste Finanzkrise in den USA zu verursachen. Hoffentlich zerreiße es finanziell dabei einige US-Banken so richtig, dass endlich ein Umdenken stattfinden kann.

    Herr Schmale, es fällt auf, dass Sie sehr oft pro USA argumentieren und dabei die Zusammenhänge vernachlässigen.

    18:12 Uhr, 03.12. 2014
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten