Kommentar
07:07 Uhr, 15.08.2020

Folgen die USA dem Schicksal Japans?

Japan gilt als Scheckgespenst, wenn es um Wirtschaftswachstum und Schulden geht. Die USA wären nicht das erste Land, welches dem Beispiel folgt.

Global nähern sich immer mehr Volkswirtschaften dem japanischen Modell an. Dieses lässt sich einfach beschreiben: kein Wachstum und keine Zinsen. Japan setzt seit über 20 Jahren eine Nullzinspolitik um. Kurz vor Beginn der Finanzkrise schaffte es die Notenbank, den Zins noch einmal von der Nullgrenze wegzubekommen, auf sagenhafte 0,5 %. In der Eurozone standen die Zinsen da noch bei 4,5 %. Die Eurozone ist am offensichtlichsten auf dem Pfad Japans. Das lässt sich aus zwei Gründen kaum vermeiden. Die Bevölkerung wird im Durchschnitt immer älter und sie sinkt. In den meisten großen Volkswirtschaften der Eurozone stagniert die Bevölkerungszahl. Beide Faktoren erschweren Wachstum. Die USA haben dieses Problem (noch) nicht. Die Bevölkerung wächst weiter und ist im Durchschnitt jünger..

. Das mittlere Alter liegt bei 38 Jahren. In Italien und Deutschland sind es 46 Jahre. Dafür haben die USA ein anderes Problem, welches auch einige europäische Länder und Japan teilen: Schulden.

Die US-Staatsverschuldung liegt inzwischen bei mehr als 100 % der Wirtschaftsleistung. 100 % sind nicht nur eine schöne runde Zahl, sondern in vielen Ländern der Anfang vom Ende. Als Japan Mitte der 90er Jahre diese Grenze überschritt, begann der Niedergang endgültig. Die Wirtschaftsleistung ist heute niedriger als damals.

Italien machte den Prozess bereits zweimal durch. Anfang der 90er Jahre wurde diese magische Grenze bereits einmal überschritten. Die Wirtschaft stagnierte jahrelang. Die Schulden wurden langsam abgebaut. Mit der Finanzkrise wurde die Marke von 100 % wieder nachhaltig überschritten. Seither schrumpft die Wirtschaft häufiger als sie wächst. Das gleiche ließ sich in Portugal und Griechenland beobachten.

In Ländern, in denen die Schulden über 100 % der Wirtschaftsleistung erreichen, verschwindet das Wachstum. Die USA gliedern sich bei der Verschuldung nun ein. Die Verschuldung wird auch nicht einfach nur über 100 % steigen, sondern vermutlich gleich 120 % oder 125 % erreichen.


Dem können die USA Bevölkerungswachstum entgegensetzen. Das ist positiv, allerdings ist das Wachstum so gering, dass es nicht ausreichen wird, um den Effekt überhöhter Schulden auszugleichen. Den USA droht wie anderen Ländern eine negative Entwicklung. Zu hohe Schulden führen zu zukünftig geringeren Ausgaben und niedrigeren Investitionen.

Daran ändert auch die Notenbankpolitik wenig. Es ist ja nicht so, dass die Zinsen in Japan hoch und QE bescheiden wäre. Die Zinsen sind seit zwei Jahrzehnten bei 0 % und die japanische Notenbank führt das bisher größte QE Programm aller großen Notenbanken durch. Der Staat versucht zwar die Finanzen in den Griff zu bekommen, aber mit einem Defizit von 4 % im vergangenen Jahr kann man auch nicht gerade von einem strikten Sparkurs sprechen.

Eine Entwicklung wie in Japan ist kein unausweichliches Schicksal. Die USA bewegen sich jedoch in großen Schritten darauf zu. Für Anleger ist das weniger schlimm. Solange US-Unternehmen im Rest der Welt wachsen können, bleiben die Aussichten für US-Aktien positiv.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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