Fundamentale Nachricht
08:44 Uhr, 06.12.2016

Folgen der US-Wahl für Schwellenländer

In Schwellenmärkten, deren Wirtschaft durch Binnenwachstum und Reformen beflügelt wird, wie in Indien und Indonesien, bestehen Templeton-CIO Stephen Dover zufolge erhebliche Anlagemöglichkeiten.

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  • Dow Jones
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    Kursstand: 19.216,24 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

San Mateo (GodmodeTrader.de) - Zwar waren einige kurzfristige Schocks zu beobachten, jedoch könnten sich aus unserer Sicht für zahlreiche Schwellenmärkte insgesamt positive Effekte aus einer Lockerung der Haushaltspolitik und einer wachstumsfreundlichen Politik in den USA ergeben, während der Binnenkonsum aufgrund jahrzehntelanger demografischer Trends und der Urbanisierung der wichtigste Faktor für das langfristige Wachstum in den Schwellenmärkten bleibt, wie Stephen Dover, Chief Investment Officer von Templeton Emerging Markets und der Franklin Local Asset Management Group, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Für die Länder Asiens dürfte generell die Folge der US-Wahl in mehreren wichtigen Aspekten negativ sein. Dazu gehörten eine protektionistische Handelspolitik, mehr Kontrollen hinsichtlich Zuwanderung und Freizügigkeit von Personen, weniger Unterstützung für die derzeitigen Verteidigungs- und Sicherheitsabkommen (besonders relevant für Japan, Südkorea und Taiwan) sowie die Wahrscheinlichkeit, dass US-Unternehmen Kapital in die USA zurückführten, gestützt auf eine umfassende Steuerreform, die wahrscheinlich erscheine. Andererseits bestünden erhebliche Anlagemöglichkeiten in Schwellenmärkten, deren Wirtschaft durch Binnenwachstum und Reformen beflügelt werde, wie in Indien und Indonesien, heißt es weiter.

„Bezüglich China erhöht sich die Ungewissheit auf jeden Fall, hauptsächlich hinsichtlich der potenziellen Folgen für die US-Handelspolitik und der Sicherheitsbeziehungen mit China nach Trumps bisherigen Äußerungen. Da importierte Teile, besonders aus Japan, Südkorea und Taiwan einen großen Wertanteil an den Importen aus China ausmachen, würden diese Länder ebenso unter einem Einbruch der chinesischen Exporte leiden. Zu bedenken ist allerdings, dass die Lieferketten sich zwar langfristig von China in die südasiatischen Länder verlagern könnten (die im Verband südostasiatischer Staaten – ASEAN – vertreten sind), es jedoch schwerfallen dürfte, die Kompetenz in mechanischen Komponenten großflächig außerhalb Chinas zu replizieren. Gleichzeitig könnte externer Druck China bewegen, sich stärker auf Binnenkonsum, Marktreformen und Innovation zu konzentrieren. Andererseits könnte China in einigen Aspekten von der Außenpolitik Trumps profitieren, da er sich für einen Abbau der Präsenz im Raum Asien-Pazifik ausgesprochen hat“, so Dover.

In Lateinamerika hingegen seien die Märkte weitestgehend negativ von der Nachricht über den Wahlsieg Trumps betroffen gewesen. Mexiko habe im Mittelpunkt von Trumps Wahlkampf im Hinblick auf Zuwanderung und Handel gestanden. Nach der Wahl habe der mexikanische Peso deutlich gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren und der mexikanische Aktienmarkt sei ebenso abgestürzt. Das Land werde jedoch insgesamt gut regiert und seine Lieferkette sei in US-Unternehmen integriert. Daher scheine die erste Marktreaktion auf die US-Wahl übertrieben negativ gewesen zu sein. Darüber hinaus sei bereits eine kräftige Umkehr der Erwartungen zu Rohstoffen (besonders bei Metallen) zu sehen, von der einige rohstoffreiche Länder in Lateinamerika profitieren dürften, heißt es weiter.

„Jedoch ist zu bedenken, dass für die Anlageklasse Aktien aus Schwellenländern in erster Linie Binnennachfrage und inländische Reformen als Triebkräfte wichtig sind – ein gutes Beispiel hierfür ist Indien. In den letzten zehn Jahren haben sich die Schwellenländer selbst und ebenso ihre jeweiligen Aktienmärkte grundlegend verändert. Konkret haben sie häufig ihre Abhängigkeit vom Export von Rohstoffen und Gütern reduziert und Binnenkonsum, Technologie und Dienstleistungen haben an Bedeutung gewonnen. Dies ist weiterhin eine günstige Basis für Anleger in Schwellenmärkte. In unserem aktuellen Umfeld konzentrieren wir uns auf die Chancen in Regionen mit einem soliden Binnenwachstum und Konsum sowie auf Unternehmen mit geografisch gestreuter Umsatzbasis, die weniger von nachteiligen (protektionistischen), länderspezifischen politischen Schritten abhängen, die womöglich in den nächsten Jahren zum Tragen kommen“, so Dover.

Bei der Betrachtung einzelner Aktien seien Chancen in Unternehmen zu erkennen, deren Kostenkurve flexibel sei und eine Margensteigerung unterstützen könne. So erschienen uns beispielsweise Unternehmen attraktiv, die vorausschauend in Automatisierung investierten, da die Lohnstückkosten vermutlich steigen würden, wenn sich protektionistische Maßnahmen durchsetzten. Unternehmen, die in die Prozessautomatisierung investierten, dürften weniger Druck auf die Margen erfahren, heißt es weiter.

„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Präsidentschaft Trumps eindeutig erhöhte Risiken enthält. Allerdings ist es noch zu früh, um die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen dieses Ergebnisses verlässlich zu beurteilen. Wir haben einige Risikobereiche dargestellt, die wir weiterhin aufmerksam beobachten werden. Nach unserer Meinung sind unsere Strategien derzeit gut aufgestellt, um die von uns erkannten Risiken zu meistern. Was auch als Nächstes in den USA oder anderswo auf der Welt geschieht: aus unserer Sicht ergeben sich aus jeder Situation potenzielle Chancen. Unsere Aufgabe ist es, sie zu erkennen“, so Dover.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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