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20:35 Uhr, 28.06.2012

Finanztransaktionssteuer verstößt gegen Gleichbehandlung der Kleinsparer

Frankfurt (BoerseGo.de) – Union Investment warnt vor der Einführung der Finanztransaktionssteuer (FTS), da deren Leidtragende die Kleinsparer seien. „Wenn Finanzzentren wie London, Luxemburg oder Irland außen vor bleiben, wird das Ziel verfehlt, die Verursacher der Krise an den Kosten der Krise zu beteiligen“, kommentiert Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, die Überlegung der Bundesregierung, die FTS in nur neun Staaten der EU im Wege einer ‚verstärkten Zusammenarbeit‘ einzuführen. Denn die zumeist standortunabhängigen Akteure können ihre Aktivitäten in die steuerfreien Gebiete verlegen. Deutsche Kleinsparer hingegen müssen die Steuer bezahlen. „Die Einführung in nur neun Ländern führt darüber hinaus zu einem eklatanten Verstoß gegen die Gleichbehandlung der Sparer“, warnt Reinke. „Es kann nicht sein, dass ein Kleinsparer mit einem deutschen Fonds durch die FTS stärker belastet wird als mit dem gleichen Produkt aus Luxemburg.“

Dass es sich bei der Belastung der Kleinsparer keineswegs um geringfügige Summen handelt, zeigt folgendes Beispiel: Alleine bei Union Investment als einem der größten Fondsanbieter in Deutschland werden in deutschen Publikumsfonds aktuell rund 37 Milliarden Euro verwaltet. Durch die FTS erzielen diese im Schnitt rund 0,4 Prozent weniger pro Jahr. Dadurch entsteht den Sparern nach nur zehn Jahren ein Nachteil von rund 1,5 Milliarden Euro, wobei eine Wertentwicklung der Fonds noch nicht einmal berücksichtigt ist. „Dieses Geld zahlt einzig und alleine der deutsche Kleinsparer, der nicht für die Finanzkrise verantwortlich ist. Mit ‚Gerechtigkeit‘ oder ‚Entschleunigung der Finanzmärkte‘ hat diese Steuer somit nichts zu tun“, betont Reinke. „Wir werden sehr genau beobachten, ob die Bundesregierung bei der FTS eine Freistellung der Klein- und Vorsorgesparer vorsieht.“

„Wird die FTS in der aktuell diskutierten Form umgesetzt, müssen wir im Rahmen unseres treuhänderischen Auftrags unsere Sparer bestmöglich vor diesen ungerechten steuerlichen Auswirkungen schützen“, so Reinke. Ein Weg dabei sei, keine neuen Publikumsfonds mehr in Deutschland aufzulegen. Anstatt den Finanzplatz Deutschland zu schwächen, solle sich die Bundesregierung – wie zuvor bereits die hessische Landesregierung – lieber für eine Lösung in ganz Europa ohne Belastung der Kleinsparer einsetzen. Denn die FTS in der aktuell diskutierten Fassung treffe nicht die Verursacher der Krise, sondern die Bürger, so Reinke.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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