Fundamentale Nachricht
16:27 Uhr, 22.11.2013

Finanzkrise im Überblick: Negativer Einlagezins ante portas?

Nach Informationen von Bloomberg denkt die EZB über einen negativen Einlagezins nach. Er könnte bei minus 0,1 Prozent liegen, sofern eine weitere geldpolitische Lockerung für notwendig erachtet wird, heißt es.

Wochenende, 16./17. November:

EZB-Ratsmitglied Luc Coene rechnet nicht mit weiterer Zinssenkung. "Wir denken nicht, dass in der Zukunft mehr gemacht werden muss", so der Gouverneur der belgischen Notenbank zur Wirtschaftszeitung "L'Echo".

Koalitionsverhandlungen: SPD-Haushaltspolitiker Carsten Schneider knüpft die Zustimmung seiner Partei zu direkten ESM-Hilfen für Pleitebanken an die Einführung der Finanztransaktionssteuer. "Bestenfalls ist für die Zukunft eine solche Lösung nur denkbar, wenn sichergestellt ist, dass alle europäischen Länder eine Finanztransaktionssteuer eingeführt haben, um dies zu finanzieren", so Schneider gegenüber Reuters.

Montag, 18. November:

Umfrage: 72 Prozent der Bundesbürger misstrauen der Krisenstrategie von Regierungen, EU und EZB.

Die europäische Bankenaufsicht EBA plant bei den anstehenden Banken-Stresstests eine harte Hand. "Ich bin überzeugt davon, dass bisher zu wenige Banken in Europa abgewickelt wurden und vom Markt verschwunden sind", sagte EBA-Chairman Andrea Enria der "FAZ".

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet stellt im Kampf gegen eine zu niedrige Inflation weitere Maßnahmen in Aussicht. "Wir sagen, dass wir noch genug Raum für Maßnahmen haben", so Praet zur "Süddeutschen Zeitung". "Wenn man den Leitzins einmal bei null hat, dann muss man quantitative Maßnahmen ergreifen". Das müsse aber kein Anleiheprogramm sein, es könnten auch Geldspritzen an die Banken sein.

Bundesfinanzminister Schäuble hat einen zweiten Schuldenschnitt für Griechenland erneut ausgeschlossen. Allerdings müsse Mitte des kommenden Jahres bewertet werden, ob die EU-Staaten Griechenland nach Auslaufen des aktuellen Hilfsprogramms noch einmal unter die Arme greifen müssen, sagte er der "Bild"-Zeitung.

US-Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz kritisiert das Krisenmanagement von Bundeskanzlerin Merkel. "Sie hat gerade immer so viel getan wie unbedingt nötig. Das hat nicht gereicht", sagte er dem "Handelsblatt".

Spanien: Der Anteil der faulen Kredite bei den Geschäftsbanken ist im September auf 12,7 Prozent (August: 12,12 Prozent) gestiegen.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sieht derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf für die EZB. Schließlich sei mit der Senkung des Leitzinses bereits in Voraussicht auf die Inflationsaussichten gehandelt worden.

Die italienische Regierung plant bis 2016 Ausgabenkürzungen in Höhe von 2 Prozent des BIP.

Dienstag, 19. November:

Kreise: Die EZB geht nicht davon aus, dass eine spanische Bank beim Stresstest durchfallen wird, nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Stresstest in Spanien durchgeführt wurde.

Kreise: Griechenland will sich bis zum 9. Dezember mit der Troika einigen. Bisher herrscht Unstimmigkeit über den Haushalt im kommenden Jahr.

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Geldpolitik bleibt so lange wie nötig expansiv. Derzeit ist es noch zu früh, um aus der lockeren Geldpolitik auszusteigen.

Bundesbank-Vorstand Dombret: Dem Prinzip "Too-Big-To-Fail" muss ein Ende gesetzt werden. Eine Bank in Schieflage sollte mit privatem Kapital saniert werden. Sind die Kapitalgeber dazu nicht bereit, müsste das Institut abgewickelt werden.

Griechenland: Die Regierung hatte Ende September noch Barmittel in Höhe von 7,55 Milliarden Euro.

MacroPolis: Sieben von zehn Griechen plündern ihre Ersparnisse, um Rechnungen bezahlen zu können. Zwei von zehn Menschen haben keine Sparguthaben.

Bundesfinanzminister Schäuble: Die lockere Geldpolitik darf nicht zu dauerhaften Fehlanreizen führen. Strukturreformen dürfen nicht versäumt werden.

Mittwoch, 20. November:

Handelsblatt: EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier will noch in diesem Jahr einen Entwurf für ein Trennbanken-Gesetz vorlegen.

Wall Street Journal: EBF-Präsident Christian Clausen rechnet auch bei deutschen Banken mit zusätzlichem Kapitalbedarf.

Bundesbank-Chef Weidmann: Die EZB ist noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Es wäre derzeit aber nicht sinnvoll, die Geldpolitik noch weiter zu lockern.

Aufgrund der moderaten Inflationsaussichten hält Bundesbank-Chef Weidmann eine expansive Geldpolitik für gerechtfertigt. Aufgabe der Notenbank sei es, den Geldwert stabil zu halten, sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". "Es ist aber nicht unsere Aufgabe, eine bestimmte reale Rendite, also eine Rendite nach Abzug der Inflation, zu garantieren."

Bundesbank-Chef Weidmann: Der Weg aus der Krise ist nicht einfach. Gelddrucken ist definitiv keine Lösung.

Nach Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" will die EZB ihre Entscheidungen transparenter machen und deshalb schon bald Protokolle der Sitzungen des Zentralbankrats veröffentlichen. Das Verfahren soll dem der Fed ähneln.

Nach Informationen von Bloomberg denkt die EZB über einen negativen Einlagezins nach. Er könnte bei minus 0,1 Prozent liegen, sofern eine weitere geldpolitische Lockerung für notwendig erachtet wird, heißt es.

Donnerstag, 21. November:

EZB-Ratsmitglied Noyer sieht keine Anzeichen für eine generelle Deflation in der Eurozone. Die meisten Indikatoren signalisieren ein sehr niedriges Risiko dafür.

Bundesfinanzminister Schäuble rechnet noch vor Weihnachten mit einer Einigung bei der Bankenunion.

Bundesfinanzminister Schäuble: Die Geldpolitik darf keine falschen Anreize setzen. Die Geldpolitik könne nur Zeit für Reformen kaufen, aber nicht die grundlegenden Probleme lösen.

Griechenland: Die Kontrollen der Troika wurden ohne Ergebnis abgebrochen. Sie sollen Anfang Dezember fortgesetzt werden. Streitpunkt ist weiterhin das Haushaltsloch im kommenden Jahr.

Bundeskanzlerin Merkel: Der Abbau der Verschuldung ist ein zentrales Projekt für die nächsten vier Jahre.

EZB-Präsident Draghi: Bei der letzten Ratssitzung wurde über einen negativen Einlagenzins diskutiert. Seitdem gibt es keine Neuigkeiten.

EZB-Präsident Draghi: Der Leitzins wurde nicht gesenkt, weil die EZB Deflationsrisiken sieht. Deflation derzeit kein großes Thema im Euroraum. Die Inflation dürfte längere Zeit niedrig bleiben, sich sehr langsam aber wieder der Marke von 2 Prozent annähern.

Griechenland: Finanzminister Christos Staikouras rechnet im laufenden Jahr mit einem Primärüberschuss von 812 Millionen Euro.

Griechenland: Finanzminister Christos Staikouras erwartet 2014 ein BIP von +0,6 Prozent nach -4,0 Prozent in diesem Jahr.

IWF: Griechenland sollte seinen Finanzbedarf in den kommenden Monaten decken können. Aktuell kein akuter Finanzierungsdruck.

Bundesbank-Chef Weidmann: Um die Risiken der Krisenpolitik für den Handlungsrahmen in der Währungsunion möglichst gering zu halten, muss das geldpolitische Mandat möglichst eng ausgelegt werden.

Bundesbankpräsident Weidmann kritisiert die jüngste Zinssenkung. Der EZB-Rat habe bei seiner Entscheidung nicht alle notwendigen Informationen gehabt. Weidmann zufolge hätte für den EZB-Rat aber entscheidend sein müssen, was die Ursachen dieses starken Inflationsrückgangs waren.

Bundesbankpräsident Weidmann und EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen haben sich für eine Veröffentlichung der EZB-Sitzungsprotokolle ausgesprochen.

Freitag, 22. November:

Griechenland: Ministerpräsident Antonis Samaras will die Euro-Länder nach Informationen der "SZ" erneut um Hilfe beim Schuldenabbau bitten. Athen hofft demnach auf niedrigere Zinsen oder längere Tilgungsfristen.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz will die Banken im Euroraum notfalls zwingen, Kredite an Unternehmen zu vergeben. "Wir müssen prüfen, ob wir die Banken rechtlich dazu verpflichten können, zumindest einen Teil des EZB-Geldes an die Realwirtschaft weiterzugeben."

Der ehemalige Bundesbankpräsident Axel Weber hat vor negativen Auswirkungen der Niedrigzinspolitik gewarnt. Man könne "die Zinsen nicht dauerhaft nahe Null halten, ohne Verwerfungen in der Wirtschaft zu produzieren", sagte er dem Südwestrundfunk (SWR).

Nach Ansicht von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem muss Frankreich mehr tun. Das Land habe bis 2015 Zeit, um seinen Haushalt zu sanieren und die Rentenversicherung zu reformieren, sagte er dem "Handelsblatt". Was bisher beschlossen wurde, reiche keinesfalls aus.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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