Fundamentale Nachricht
16:48 Uhr, 27.09.2013

Finanzkrise im Überblick: Griechenland strebt Umschuldung an!

Griechenland: Vizeregierungschef Evangelos Venizelos bringt Umschuldung ins Spiel. Seine Regierung strebe Neuverhandlungen über Verzinsung und Laufzeit der bestehenden Schulden an.

Wochenende, 21./22. September:

Irland: Moody's hebt den Ausblick für die Bonitätseinstufung (Ba1) von "negativ" auf "neutral" an. "Die Wirtschaft Irlands wächst wieder moderat, die Export-Aussichten haben sich verbessert und das Land kann inzwischen auch wieder die Kapitalmärkte anzapfen", so die Ratingagentur.

EZB stellt vor Übernahme der zentralen Banken-Aufsicht Forderungen. "Wir werden nicht mit der Arbeit anfangen, solange sich die Regierungen nicht über Notfallfinanzierungen für Kapitallücken geeinigt haben, die möglicherweise in den Bilanzen auftauchen", so EZB-Direktor Yves Mersch zum "Handelsblatt".

Italien: Wirtschaftsminister Fabrizio Saccomanni droht mit Rücktritt für den Fall, dass seine Regierung die EU-Schuldengrenze wegen neuer Steuersenkungen überschreitet. "Die Versprechen müssen gehalten werden, andernfalls bin ich weg", so Saccomanni gegenüber "Corriere della Sera".

Montag, 23. September:

Griechenland verhandelt seit Sonntag mit der Troika über einen möglichen dritten Rettungsschirm.

William White, ehemaliger Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), hält sowohl die Regierungsschulden als auch die Unternehmens- und Konsumentenschulden für fatal und nicht mehr tragfähig. Seit der weltweiten Wirtschaftskrise habe sich die Situation für niemanden wirklich verbessert. Die Schuldenquoten seien mittlerweile 30 Prozent höher als 2007.

William White, ehemaliger Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), warnt angesichts rasant steigender Schulden der G20 vor einer neuen Finanzkrise. "Es ist kaum vorstellbar, dass all diese Schulden bedient und zurückgezahlt werden. Das ganze System kann zusammenbrechen", so White.

EZB-Präsident Draghi: Es ist noch zu früh, um Aussagen über ein mögliches drittes Hilfsprogramm für Griechenland treffen zu können.

EZB-Präsident Draghi schließt weitere Geldspritzen nicht aus: "Wir sind bereit, im Bedarfsfall alle Instrumente einzusetzen, auch langfristige Refinanzierungen, um die Geldmärkte stabil zu halten".

Spanien braucht nach Einschätzung von Ministerpräsident Rajoy keine Verlängerung der Bailout-Programme.

Dienstag, 24. September:

Nach den Worten von Bundesfinanzminister Schäuble gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" wird der bisherige Kurs in der Euro-Schuldenkrise sowohl mit den Grünen als auch mit der SPD im Falle einer Koalitionsbildung beibehalten.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hat mit Blick auf eine mögliche Große Koalition erste Bedingungen gestellt, darunter ein Ende des radikalen Sparkurses in Europa. "Diese Politik wird Merkel nicht weiterführen können", sagte er dem "Spiegel". Er appellierte an sie, die sozialen Nöte der Menschen in Europa ernst zu nehmen.

Nach Ansicht von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz muss die Politik der Haushaltskürzungen um eine Wachstumsstrategie für Europa ergänzt werden. "Nur so kommen wir aus der Krise. Nur so können Schulden abgebaut werden, denn kein Haushalt lässt sich ohne Wachstum konsolidieren", sagte er im Interview mit dem "manager magazin".

Nach den Worten von Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger ist die Ertragskraft der deutschen Banken durch die anhaltende Niedrigzinsphase "nachhaltig betroffen". "Deswegen sehen wir uns die Banken derzeit sehr genau an", sagte sie der "Börsen-Zeitung".

Das weltweite Geldvermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Bankeinlagen, Aktien oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen ist 2012 um 8,1 Prozent auf 111,2 Billionen Euro gestiegen.

Die Niedrigzinspolitik der EZB beschert der Privathaushalten in Deutschland Verluste. Wie eine Allianz-Studie zeigt, verloren die Menschen in Deutschland im Jahr 2012 im Saldo 5,8 Milliarden Euro, wenn man die "entgangenen" Zinsen auf der Einlagenseite den weniger gezahlten Zinsen für Kredite gegenüberstellt.

EZB-Ratsmitglied Nowotny: Wir befinden uns noch nicht in einer Situation, in der über einen Ausstieg aus den unkonventionellen Maßnahmen nachgedacht werden kann.

Nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sollte die EZB Bereitschaft zu weiteren Langfristtendern signalisieren.

Spanien: Das Haushaltsdefizit beträgt in den ersten acht Monaten des Jahres 4,62 Prozent des BIP.

Mittwoch, 25. September:

Bei der europäischen Bankenunion zeichnet sich ein Kompromiss ab. Statt für alle 6.000 Finanzinstitute in der Euro-Zone könnte die geplante zentrale Behörde nur für 130 Großbanken die Verantwortung übernehmen, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Klagewelle privater Anleger gegen Griechenland rollt an. "Jetzt ist das Stadium erreicht, in dem wir Privatanleger zu regionalen Klagegemeinschaften zusammenfassen und die Klagen gegen Griechenland bei den Gerichten einreichen können", erklärt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der DSW. Damit soll der sogenannte "freiwillige Zwangsumtausch" rückgängig gemacht werden.

Bundesfinanzminister Schäuble will im Koalitionsvertrag das Ziel des Schuldenabbaus festschreiben. "Ich plädiere sehr dafür, vertraglich festzulegen, dass der nachhaltige Haushaltsausgleich Vorrang hat, damit die Erfolge unserer Haushaltspolitik nicht durch immer neue Ausgabenwünsche gefährdet wird", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit".

Baseler Ausschuss: Die weltgrößten Banken haben noch einen Kapitalbedarf von 115 Milliarden Euro um eine Kernkapitalquote von 7 Prozent zu erreichen.

Die französische Regierung will im kommenden Jahr 15 Milliarden Euro sparen und das Haushaltsdefizit damit auf 3,6 Prozent des BIP drücken.

Spanien: Nach den Worten von Ministerpräsident Rajoy sind keine weiteren Sparanstrengungen nötig, um das Defizitziel für 2013 zu erreichen.

Donnerstag, 26. September:

Nach Ansicht von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy ist die Eurozone heute in einem besseren Zustand als vor zwölf Monaten. "Die existenzielle Bedrohung des Euros ist vorbei", sagte der Belgier vor der UN-Vollversammlung.

Irland: Der IWF hat einen weiteren Hilfskredit aus dem Euro-Rettungspaket in Höhe von 770 Millionen Euro freigegeben.

Deutschland: Die Schulden der öffentlichen Haushalte sind im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent oder 34,1 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr auf 2,048 Billionen Euro gesunken. Maßgeblichen Einfluss auf den Rückgang hatten vor allem die beiden Bad Banks FMS Wertmanagement und Erste Abwicklungsanstalt, die ihren Portfolioabbau weiter fortgesetzt haben und ihren Schuldenstand reduzieren konnten.

Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark warnt Berlin vor Zugeständnissen bei der von anderen Euro-Ländern geforderten Etablierung einer Fiskalunion. Denn alles laufe auf eine noch weitergehendere Transfer- und Haftungsunion hinaus, sagte er der "Börsen-Zeitung".

FAZ: Das zum Jahresende auslaufende ESM-Hilfsprogramm zur Stabilisierung des spanischen Bankensektors wird voraussichtlich nicht verlängert. Spanien wird also von den in dem Programm vorgesehenen Kreditlinien von maximal 100 Milliarden Euro nur 41,8 Milliarden Euro ausschöpfen.

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen ist davon überzeugt, dass die USA eine kurzfristige Lösung bei der Schuldenobergrenze finden werden. Langfristig müsse die US-Fiskalpolitik aber neu geordnet werden. Es könne nicht nur alle paar Monate die Schuldenobergrenze angehoben werden.

Nach Ansicht von EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen ist es noch zu früh für einen Ausstieg aus der EZB-Krisenpolitik.

Das portugiesische Verfassungsgericht hat Teile der Arbeitsmarktreform des vergangenen Jahres gekippt. Als verfassungswidrig wurde unter anderem die flexiblere Entlassungsregelungen beim Wegfall des Arbeitsplatzes bezeichnet.

Die Ziele zum Abbau der griechischen Staatsschulden, die beim letzten Rettungsprogramm im Zentrum standen, sind nach Ansicht von ESM-Chef Klaus Regling "bedeutungslos". Es reiche nicht aus, ein Ziel für eine bestimmte Schuldenrelation zu haben, sagte er dem "Wall Street Journal". Die Kalkulationen nähmen nicht genügend Rücksicht auf die außergewöhnlich guten Konditionen der griechischen Hilfskredite. Die Kredite seien sehr gering verzinst und müssten im Schnitt erst 30 Jahre später zurückgezahlt werden. Ökonomisch komme das einem Schuldenschnitt gleich.

Griechenland: Vizeregierungschef Evangelos Venizelos bringt Umschuldung ins Spiel. Seine Regierung strebe Neuverhandlungen über Verzinsung und Laufzeit der bestehenden Schulden an. Damit könne der zusätzliche Finanzbedarf gedeckt werden, ohne die Geldgeber noch einmal um Hilfe bitten und dafür neue Reformauflagen erfüllen zu müssen.

Freitag, 27. September:

Börsen-Zeitung: Nach Ansicht von EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch sollten die sogenannten Bail-in-Regeln zur Abwicklung maroder Banken schon 2015 und nicht erst 2018 in Kraft treten.

In der EU ist ein Streit über eine mögliche Rekapitalisierung von Banken aus Nicht-Euro-Staaten ausgebrochen. Anlass ist ein Vorschlag der EU-Kommission, das bestehende Instrument der EU-Zahlungsbilanzhilfen auszuweiten und diese auch für die Rekapitalisierung maroder Banken zu gewähren, wie die "FAZ" berichtet. Widerstand regt sich aus Deutschland, Großbritannien, Schweden und Finnland.

Der slowenische Finanzminister Uros Cufer sieht keine Notwendigkeit für europäische Hilfskredite. Die Probleme seien beherrschbar, sagte er in einem Interview.

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Ein drittes Rettungspaket für Griechenland ist abhängig von der Rückkehr des Landes an den Kapitalmarkt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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