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18:52 Uhr, 18.07.2014

Finanzkrise im Überblick: Draghi vs Weidmann

EZB-Präsident Draghi hat erneut bekräftigt, dass die Zinsen für längere Zeit auf dem gegenwertigen Niveau verbleiben werden und dass die EZB bereit ist, wenn nötig weitere Maßnahmen zu ergreifen. Bundesbank-Chef Weidmann hat unterdessen erstmals von einer Zinserhöhung gesprochen.

Wochenende, 12./13. Juli:

Moody's: Bankprobleme um Banco Espirito Santo gefährden Aufschwung Portugals wohl nicht. "Die Bonität Portugals ist nicht betroffen", so Moody's.

Die Leitzinsen in der Euro-Zone sind laut Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zu niedrig für Deutschland. "Wenn wir unsere eigenständige Geldpolitik machen würden - was wir nicht tun - sehe sie anders aus", so Weidmann.

Die spanische Regierung hat per Dekret ein Gesetz zur Besteuerung von Bankguthaben in Höhe von 0,03 Prozent rückwirkend zum 1. Januar 2014 beschlossen.

Montag, 14. Juli:

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn warnt vor den Folgen des billigen Zentralbankgeldes. "Die Niedrigzinspolitik verhindert nämlich nicht, dass es in vielen Teilen der Welt keine Möglichkeit gibt, rentabel zu investieren, weil es strukturelle Probleme gibt", sagte er in einem Interview mit der "Welt". "Die niedrigen Zinsen verlängern die Lebensdauer unrentabler Unternehmen, und sie verlangsamen den Strukturwandel."

Bundeskanzlerin Merkel hat davor gewarnt, die Schuldenregeln aufzuweichen. Die finanzielle Lage sei weiterhin zerbrechlich.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist Befürchtungen entgegengetreten, dass künftig wieder der Steuerzahler für die Schieflage von Banken einstehen könnte. Die Behauptung, dass deutsche Steuerzahler doch an den Kosten der Bankenrekapitalisierung in Südeuropa beteiligt werden soll, "ist schlicht Populismus und entspricht nicht den Tatsachen", so Schäuble in einer Stellungnahme für das Handelsblatt.

Italien: Staatsverschuldung steigt im Mai auf 2,166 Billionen Euro (April: 2,146 Billionen Euro).

IWF: Es besteht die Möglichkeit weiterer Schocks, welche die Erholung stoppen und das Vertrauen in die Märkte belasten könnten. Eine Deflation ist denkbar.

IWF: Weitere Asset-Käufe durch die EZB könnten Wachstum und Inflation positiv beeinflussen

EZB-Präsident Mario Draghi: EZB intensiviert die Vorbereitungen für ein ABS-Programm und ist bereit, wenn nötig weitere Maßnahmen zu ergreifen. Zinsen werden für längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau verbleiben +++ Aufwertung des Euro wäre ein Risiko für den Aufschwung +++ Inflation wird 2015 und 2016 schrittweise zulegen.

Dienstag, 15. Juli:

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet: Das TLTRO-Programm wird die Banken anspornen, mehr Kredite zu vergeben und den Euro-Wechselkurs drücken.

Moodys senkt den Ausblick für den italienischen Bankensektor auf negativ. Die Assets sowie Profitabilität der italienischen Banken haben sich ungünstig entwickelt.

Mittwoch, 16. Juli:

Das Vermögen ist laut einer neuen EZB-Studie noch ungleicher verteilt, als bisher angenommen. Frühere Analysen ließen die Superreichen außer Acht, schreiben die Autoren laut FAZ. In Deutschland besäßen die reichsten 5 Prozent sogar über die Hälfte des Vermögens.

Bundesfinanzminister Schäuble: Italien muss auf die gesunkene Wachstumsprognose reagieren und Reformen durchführen, auch um die Verschuldung zu senken.

Donnerstag, 17. Juli:

Die EZB will die Ergebnisse des Banken-Stresstests in der zweiten Oktoberhälfte veröffentlichen. Die Banken bekommen die Ergebnisse erst kurz vor der Veröffentlichung. Vorläufige Ergebnisse sollen aber schon früher mit den Banken diskutiert werden. Die Banken müssen dann innerhalb von zwei Wochen nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des Banken-Stresstests Pläne für die Kapitallücken vorlegen.

Die EZB will den Kapitalbedarf der Banken, der sich aus dem Stresstest ergibt, gesondert ausweisen.

EZB-Ratsmitglied Hansson: EZB-Anleihekäufe stehen nicht unmittelbar bevor und sind aktuell auch nicht notwendig.

Spanien: Die Staatsverschuldung ist im Mai um 14,2 Milliarden Euro auf ein neues Rekordniveau von 997,0 Milliarden Euro gestiegen.

Freitag, 18. Juli:

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) stellt Europas Geldhäusern ein durchwachsenes Zwischenzeugnis aus. "Fast sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise machen deren Nachwirkungen dem Finanzsektor noch immer zu schaffen", zitiert das Handelsblatt aus dem Bericht.

FAZ: Wissenschaftler vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fordern ein Insolvenzverfahren für Staaten in der Eurozone. Sonst entwickele sich Europa zur Fiskalunion.

Frankreich: Bundesfinanzminister Schäuble hat gefordert, dass die Diskussionen über eine weitere Fristverlängerung zum Abbau des Defizits ein Ende finden.

Spanische Zentralbank: Der Anteil der faulen Kredite bei den Geschäftsbanken des Landes lag im Mai unverändert bei 13,4 Prozent. Das Volumen der faulen Kredite betrug 189,5 Milliarden Euro.

Bundesbank-Chef Weidmann: Auf mögliche Zinserhöhungen sollte nicht aus Rücksicht auf die Staatsfinanzen verzichtet werden.

Bundesbank-Chef Weidmann hat sich indirekt gegen eine weitere Lockerung der Geldpolitik ausgesprochen. "Mit Blick auf den Euroraum würde ich sagen, dass die Geldpolitik ihren Beitrag zur Bewahrung von Preisstabilität geleistet hat."

Die italienische Notenbank hat ihre BIP-Prognose für 2014 von +0,7 Prozent auf +0,2 Prozent gesenkt +++ Risiken zur Unterseite überwiegen.

1 Kommentar

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  • student
    student

    Ich finde, Weidmann darf seine Währungspolitik als Bundesbanker für Deutschland machen. Wir haben uns unsere eigene Währung schließlich redlich erarbeitet. Und das ist gut für uns und für den Handel mit den anderen Ländern Europas - weil sie gegenüber Deutschland wieder konkurrenzfähige Preise machen und abwerten können.

    Draghi macht seine Währungspolitik als Goldman Sachs Banker.

    Auch wenn es gegen die Wirtschaft und gegen die Bevölkerung der Südländer gerichtet ist: macht nichts, hauptsache die EZB kauft den Banken uneinbringliche Staatsanleihen zu Höchstpreisen ab. Der IWF (auch so eine Bank) ist ja auch dafür...

    Die beste Lösung wäre ein geordneter Staatsbankrott der überschuldeten Euroländer und eine Auflösung der europäischen Euro-Währung. Ein Wirtschaftsaufschwung der vormals bankrotten Länder wäre die Folge.

    01:09 Uhr, 24.07.2014

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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