Fundamentale Nachricht
14:46 Uhr, 19.04.2016

Finanzkrieg: Saudi-Arabien droht mit 750-Milliarden-Sell-Off

Saudi-Arabien könnte US-Staatsanleihen im Volumen von bis zu 750 Milliarden Dollar verkaufen, sollte der US-Kongress ein Gesetz beschließen, dass die Saudis zur Mitverantwortung für den 11. September heranziehen könnte. Was steckt dahinter?

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Saudi-Arabien droht mit dem Verkauf von US-Staatsanleihen im Volumen von bis zu 750 Milliarden Dollar und weiteren Vermögenswerten, sollte der US-Kongress ein Gesetz beschließen, nach dem saudi-arabische Regierungsmitglieder für die Terroranschläge vom 11. September 2001 vor US-Gerichten belangt werden könnten. Damit habe der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir bei einem Washington-Besuch im vergangenen Monat gedroht, berichtet die New York Times.

Saudi-Arabien befürchtet, dass Vermögenswerte in den USA eingefroren werden könnten, sollten saudische Staatsbürger für die Terroranschläge vom 11. September 2001 mitverantwortlich gemacht werden.

Nach dem Besuch des saudischen Außenministers habe die US-Regierung unter Präsident Obama Mitglieder des Kongresses unter Druck gesetzt, das Gesetz nicht zu beschließen, schreibt die Zeitung weiter. Der Gesetzentwurf hatte zuvor den Justiausschuss des Senats ohne Gegenstimmen passiert. Abgeordnete und Angehörige von Opfern der Terroranschläge zeigten sich schockiert über die Einschüchterungsversuche der US-Regierung.

Mit dem Gesetz soll die diplomatische Immunität von ausländischen Regierungsvertretern im Zusammenhang mit Terroranschlägen in den USA aufgehoben werden.

Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen ist seit Jahresbeginn aufgrund der schwächeren Konjunktur- und Inflationserwartungen massiv eingebrochen. Ein Verkauf von US-Staatsanleihen im großen Stil könnte die Rendite merklich steigen lassen und auch den Dollar unter Druck setzen. Gleichzeitig könnte ein Verkauf im Volumen von mehreren hundert Milliarden Dollar auch weltweit Turbulenzen auf den Finanzmärkten auslösen.

Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen
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Osama bin Laden, Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001, entstammte einer wohlhabenden saudischen Familie mit engsten Verbindungen zum saudischen Königshaus. Der Familie gehört unter anderem der Baukonzern Saudi Binladin Group, der milliardenschwere Bauvorhaben umsetzt. Auch wenn Osama bin Laden seine saudische Staatsangehörigkeit bereits in den 90er Jahren abgelegt hatte, gab es immer wieder Spekulationen, dass Osama bin Laden die Verbindungen zum saudischen Establishment nicht vollständig abgebrochen hatte.

Gerüchte über eine Beteiligung von saudi-arabischen Personen oder Institutionen an den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gibt es schon länger. Im offiziellen Untersuchungsbericht zu den Terroranschlägen sind 28 Seiten, die sich mit der Rolle von saudi-arabischen Personen und Institutionen befassen, geschwärzt. Der Bericht hält allerdings fest, dass es „keine Beweise“ für eine Beteiligung der saudi-arabischen Regierung oder hoher Regierungsvertreter gebe.

Die Familie der Bin Ladens hatte enge Geschäftsbeziehungen zur Familie des US-Präsidenten Bush, was immer wieder Verschwörungstheorien Vorschub leistete. Unmittelbar nach den Terroranschlägen des 11. September wurden Angehörige von Osama bin Laden vom FBI aus den USA und "in Sicherheit" gebracht.

Wie viel Geld Saudi-Arabien in den USA angelegt hat, ist offiziell nicht bekannt. Das US-Finanzministerium veröffentlich zwar regelmäßig Statistiken zu US-Staatsanleihen in ausländischer Hand, ignoriert dabei jedoch das von Saudi-Arabien gehaltene Volumen vollständig. Schätzungen gehen aber von rund 750 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen aus. In Folge des Einbruchs der Ölpreise hat Saudi-Arabien offenbar bereits im Jahr 2014 damit begonnen, Vermögenswerte im Ausland zu verkaufen. Dies könnte auch zu den jüngsten Marktturbulenzen beigetragen haben.

Tobt im Geheimen etwa bereits ein Finanzkrieg zwischen den ölreichen Saudis und der westlichen Welt? Auslöser könnte der starke Anstieg der US-Ölproduktion in den vergangenen Jahren und der Ölpreisverfall sein, der den Einfluss der erdölproduzierenden Länder wie Saudi-Arabien zu verringern droht. Am Mittwoch wird US-Präsident Barack Obama Saudi-Arabien besuchen.

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21 Kommentare

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  • motörhead
    motörhead

    Was den Umstand der gestiegenen US-Ölproduktion via Fracking betrifft, nun, es könnte eine Antwort an die Saudis sein. Natürlich wird man jetzt einwenden, dass Fracking bei den Ölpreisen nicht rentabel sei und Fracking-Unternehmen pleite gehen würden vice versa.

    Ich bin überzeugt, die USA nutzen Fracking als strategische Waffe auch um die Saudis zu schwächen und haben als Zauberpille "Chapter 11" für die Fracking-Industrie in der Hinterhand. Zitat:"Vor allem die Beispiele ineffizienter Unternehmen, die nach der staatlich gestützten Sanierung ihre Wettbewerber dominierten, bringen Kritiker auf die Palme. Die Schutzfunktion sei branchenschädigend, schrieb der Krisenmanager David N. James im Harvard Businessmanager (Heft 5/2002, Seite 80 - 89). Weil die Schuldner ihre Gläubiger zunächst nicht mehr fürchten müssten, könnten sie ihre Preise senken und der Konkurrenz Kunden abjagen. Auf diese Weise würden ganze Branchen geschwächt und das Preisgefüge verzerrt." Wie sieht's mit dem Ölpreis aus?

    http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/...

    09:08 Uhr, 20.04.2016
  • 1 Antwort anzeigen

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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