Fed: Wirtschaftliche Erholung noch nicht stark genug
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1. Wie allgemein erwartet wurde, beschreibt die Fed in ihrem Statement die wirtschaftliche Entwicklung etwas freundlicher als noch bei ihrem vorangegangenen Zinsentscheid am 14. Dezember. Sie fügt dieser Einschätzung allerdings auch eine ganze Reihe von Relativierungen hinzu. So verweist sie darauf, dass die wirtschaftliche Erholung bisher nicht stark genug war, um eine signifikante Verbesserung am Arbeitsmarkt herbeizuführen. Im Dezember hatte es noch geheißen, die Erholung sei unzureichend gewesen, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Die Änderung dieser Formulierung dürfte zweierlei Gründe haben. Zum einen ist die Arbeitslosenquote im Dezember tatsächlich unerwartet stark zurückgegangen, was aber auch aus Sicht der Fed vor allem auf statistischen Verzerrungen beruht haben dürfte und damit keinen Trendwechsel signalisiert. Zum anderen zeigten aber bereits die Minutes zum Dezember-Meeting und vor allem eine Rede Bernankes vom 7. Januar, dass die Fed durchaus Anzeichen für eine stärkere Belebung am Arbeitsmarkt feststellt, so z.B. bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, den offenen Stellen und den Beschäftigungsabsichten von Unternehmen. Nur konnten die harten Arbeitsmarktdaten diesen positiven Vorzeichen bisher nicht wirklich folgen. Von daher hält die Fed auch in diesem Statement an der Einschätzung fest, dass die Unternehmen bei Neueinstellungen zurückhaltend seien.
2. Bei den privaten Konsumausgaben spricht die Fed von einer Belebung zum Ende des vergangenen Jahres. Gleichzeitig nennt sie mit der hohen Arbeitslosigkeit, bescheidenen Lohnzuwächsen, dem gesunkenen Immobilienvermögen und strengen Kreditbedingungen jedoch die gleichen Belastungen für die Ausgaben der privaten Haushalte wie schon seit über einem Jahr. Die negativen Aussagen zu den Gewerbe- und Wohnimmobilienmärkten blieben unverändert gegenüber dem Statement vom Dezember.
3. Bei der Kommentierung der Inflationsentwicklung hat die Fed eine minimale sprachliche Änderung vorgenommen. Indem die Fed sagt, Maßzahlen der zugrundeliegenden Inflation waren rückläufig, deutet sie zumindest vage an, dass die Kerninflation derzeit dabei ist, ihre Talsohle zu durchschreiten. Dies wäre auch unsere Interpretation der aktuellen Entwicklung des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie sowie der ebenfalls von der Fed stark beachteten Maße Trimmed Mean und Weighted Median. Zudem erwähnt die Fed den jüngsten Anstieg der Rohstoffpreise. Mit ihrer Formulierung bringt sie jedoch nicht zum Ausdruck, dass sie den längerfristigen Inflationsausblick deshalb deutlich anders einschätzen würde. Auch die Erfahrung zeigt, dass die Fed nur sehr wenig Bereitschaft besitzt, mit ihrer Geldpolitik auf schwankende Rohstoffpreise zu reagieren. So verwies die Fed im Jahr 2008 mehrere Monate lang auf die stark gestiegenen Preise von Energie- und sonstigen Rohstoffen. Anders als die EZB verzichtete sie aber letztlich auf eine Anhebung der Leitzinsen.
4. Diesen leicht verbesserten wirtschaftlichen Ausblick und den allenfalls geringfügig nach oben korrigierten Inflationsausblick stellt die Fed ihrem gesetzlichen Auftrag gegenüber. Mit exakt den gleichen Formulierungen wie schon im Dezember und November kommt sie dabei zu dem Ergebnis, dass der Fortschritt in Richtung Vollbeschäftigung und eines angemessen starken Preisauftriebs bisher enttäuschend langsam gewesen sei. Folglich bleiben auch ihre geldpolitischen Ankündigungen nahezu unverändert. Die Fed geht weiter davon aus, dass die wirtschaftlichen Bedingungen es rechtfertigen werden, die Leitzinsen für eine "ausgedehnte Periode" auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau zu belassen. Zudem hält sie an ihrem Plan fest, ihre Bestände an lang laufenden Staatsanleihen bis Mitte des Jahres um 600 Mrd. Dollar aufzustocken und darüber hinaus Rückflüsse aus hypothekanbasierten Anleihen in Staatsanleihen zu reinvestieren. Lediglich beim Tempo der Wertpapierkäufe legt sie sich nicht mehr explizit auf ein monatliches Volumen von 75 Mrd. Dollar fest. Damit hält sie sich insbesondere die Möglichkeit offen, ähnlich wie bei der ersten Stufe der quantitativen Lockerung ihre Käufe langsam und stetig zurückzufahren.
5. Insgesamt bringt das Statement nicht zum Ausdruck, dass die Fed besonders pessimistisch für die wirtschaftliche Entwicklung wäre. Ganz im Gegenteil - sie würdigt durchaus die überwiegend positiven Datenveröffentlichungen der vergangenen Wochen. Allerdings sieht sie deshalb keine Notwendigkeit, von ihrem bisherigen geldpolitischen Kurs abzuweichen, da sie ihre Zielsetzungen in Bezug auf Arbeitslosigkeit und Inflation nach wie vor deutlich verfehlt. Dieser Zustand dürfte sich vorerst nicht wesentlich ändern, sodass wir mit einem nur sehr langsamen Rückzug aus der äußerst expansiven Geldpolitik rechnen. Nach dem voraussichtlichen Ende des Wertpapierankaufprogramms im Juni dürfte die Fed zunächst ein Abschmelzen ihrer Bilanz durch das Auslaufen von Wertpapieren erlauben und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zur Reduktion der Überschussreserven im Bankensystem ergreifen. Mit einer Anhebung der Leitzinsen rechnen wir erst im kommenden Jahr.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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