Kommentar
12:30 Uhr, 25.09.2020

Fed wird 2% Inflation noch dieses Jahr erreichen

Gerade erst wurde die Geldpolitik geändert und schon könnte ein Ziel erreicht werden, das seit Jahren nicht erreicht wurde. Nur: die Geldpolitik hat damit nichts zu tun.

In einem anderen Artikel hatte ich beschrieben, wieso die Notenbank den Kampf gegen die Deflation schon verloren hat. Hier steht nun im Titel, dass das 2 % Ziel noch in diesem Jahr erreicht werden kann. Das wirkt zunächst wie ein Widerspruch, passt tatsächlich aber gut zusammen. Man darf nämlich die Zeitkomponente nicht vergessen. Nach einer Rezession, in der Preise für gewöhnlich fallen, kommt es zu einem Rebound. Das gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Preise. Nach der Finanzkrise 2008 stieg die Inflation von -2 % auf 2,6 % und vor Beginn der Eurokrise sogar auf mehr als 3 %. Danach ging es jahrelang bergab. Deflation blieb der US-Wirtschaft in dieser Rezession erspart, zumindest auf Jahressicht. Misst man die Preissteigerungen über einen Zeitraum von drei Monaten, sanken die Preise kurzfristig um 5,1 % und zeigen aktuell einen Anstieg von 6,1 %. Einen so hohen Inflationsdruck gab es seit langem nicht mehr.


Es ist sogar möglich, dass die Inflation überraschend deutlich ansteigt. Der Grund dafür liegt mehr oder minder auf der Hand. Die Produktion war im zweiten Quartal sehr niedrig. Viele Länder waren im Lockdown. Es kam zu Lieferengpässen.

Im dritten Quartal wird zwar wieder produziert, aber nicht bei voller Kapazität. Die Nachfrage hingegen ist hoch. Das liegt nicht zuletzt an den Konjunkturprogrammen überall auf der Welt. Bis Jahresende könnte dies zu einer Situation führen, in der die Produktionsmenge in diesem Jahr 5-8 % unter dem Vorjahr liegt, die Nachfrage aber nur 3-4 % tiefer ist.

Ein so klarer Nachfrageüberhang sollte zu einer höheren Inflationsrate führen. Ansätze davon zeigen sich bereits in der Dreimonatsinflationsrate. Dieser Anstieg bedeutet jedoch nicht, dass die Inflation außer Kontrolle gerät. Es ist lediglich Ausdruck davon, dass der Lockdown das Angebot stärker gesenkt hat als die Nachfrage.

Sobald die Wirtschaft ausreichend Zeit hatte, um die Prozesse wieder zu normalisieren, sinkt auch die Inflationsrate wieder. Wie lange das dauert ist schwer zu sagen. Nach der Finanzkrise dauerte es zwei Jahre. Wohlmöglich geht es diesmal schneller.

Langfristig werden wir weiterhin mit zu niedriger Inflation kämpfen müssen. Kurzfristig wird die Inflationsrate ansteigen, sogar über die Zielmarke von 2 %. Davon sollte man sich als Anleger nicht blenden lassen. Der kurzfristige Anstieg ist technischer Natur und sagt nichts über die langfristigen Aussichten aus. Höhere Inflation in den kommenden Monaten bedeuten nicht, dass es ein neues Inflationsregime gibt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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