Fundamentale Nachricht
10:58 Uhr, 09.03.2017

Fed vor Zinsanhebung

Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, bleibt in Bezug auf Aktien optimistisch gestimmt.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 20.855,73 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (GodmodeTrader.de) - In der vergangenen Woche versuchte Donald Trump, sich bei seiner ersten Rede vor dem US-Kongress sehr präsidial zu geben. Mit blau-weiß-gestreifter anstatt der sonst von ihm gewohnten roten Krawatte lieferte der neue US-Präsident zwar abermals keine konkreten Hinweise über seine geplante Steuerreform oder sein Infrastrukturprogramm. Sein eher plumper Versuch, die Hand verbal in Richtung des gesamten Kongresses auszustrecken und die mitunter vordergründig versöhnlichen Töne, die er anschlug, versetzen den Markt dennoch wieder in einen „Risiko-Modus“, der Kurse risikobehafteter Anlageklassen steigen ließ, wie Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, in seinem wöchentlichen Kommentar schreibt.

Dass der DAX zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren und US-Aktien sogar auf frische Allzeithochs geklettert seien, zeige, wie niedrig die Latte für Trump zu hängen scheine. Anders als im Gesamtmonat Februar sei die zurückliegende Woche darüber hinaus von stark steigenden Zinsen gekennzeichnet gewesen. Parallel steigende Zinsen und Aktienkurse seien dabei ein Spiegelbild des herrschenden Konjunkturoptimismus, der jüngst unter anderem durch sehr gute Laune bei den Einkaufsmanagern in den USA neue Nahrung erhalten habe, heißt es weiter.

„Ursächlich für den Zinsanstieg in der letzten Woche waren neben den guten Konjunkturdaten aber auch Kommentare verschiedener Mitglieder der US-Notenbank, die mehrheitlich und erstaunlich klar für einen raschen Zinsanstieg plädierten. Die am Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinsanhebung im März machte daraufhin einen beachtlichen Satz und liegt nunmehr bei fast 80 Prozent. Mit ihrer Rede am Freitagabend gab sich Yellen keine Mühe, diese Marktwahrnehmung zu korrigieren, sodass eine Anhebung im März tatsächlich immer wahrscheinlicher wird“, so Herrmann.

Von Zinsanhebungen sei die EZB noch recht weit entfernt. Spannend werde auf der EZB-Ratssitzung in dieser Woche jedoch, ob und wenn ja wie stark die Zentralbank ihre Inflations- und Wachstumsprojektionen nach oben anpasse und wie Draghi mit den immer lautstärkeren Forderungen nach einer rascheren Straffung der Geldpolitik umgehe. Eine leichte Anhebung der Inflationsprojektionen aufgrund des überraschend starken Basiseffektes bei der Inflationsrate sowie der vielversprechenden Frühindikatoren in der Eurozone scheine geboten. Bei der letzten Revision im Dezember seien die Projektionen nach unten angepasst und dennoch die Rückführung des Anleiheankaufvolumens beschlossen worden, heißt es weiter.

„Dieser vordergründige Widerspruch hatte seinerzeit viele Marktteilnehmer verunsichert. Eine Korrektur der Projektionen wird dieses Mal sehr wahrscheinlich von keiner Anpassung des Ankaufprogramms begleitet. Ohnehin dürfte sich die EZB nun in der heißen Phase der Wahlkämpfe in den Niederlanden, wo bereits nächste Woche gewählt wird, und in Frankreich stärker zurückhalten. Der Druck auf Draghi & Co. wird dennoch mit jeder positiven Nachricht aus der Wirtschaft größer und größer“, so Herrmann.

Einige Marktteilnehmer seien im Februar skeptisch geworden ob der widersprüchlichen Signale, die von Renten- und Aktienmärkten ausgesendet worden seien. Deutlich fallende Renditen deutscher sowie auch von US-Staatsanleihen hätten noch bis vor kurzem die Frage aufkommen lassen, wie lange die Rallye an den Aktienmärkten noch weitergehen könne. Vereinzelt sei die Vermutung aufgekommen, der Rentenmarkt glaube im Gegensatz zum Aktienmarkt nicht so recht an ein globales Reflationsszenario, heißt es weiter.

„Diese Sorgen und Mutmaßungen könnten nun erst einmal wieder in den Hintergrund geraten, denn das positive Momentum bei den globalen Konjunkturdaten ist durchaus bemerkenswert. Es zeigt, dass das Wachstum in der Welt nicht ausschließlich getragen wird durch das, was in den USA passiert, sondern genauso durch eine spürbare Dynamik in Europa, Asien und dem Rest der Welt. Das spricht für einen Anstieg des globalen Zinsniveaus. Auf Basis dieser positiven Konjunkturdaten dürften sich aber auch die Gewinnerwartungen der Unternehmen weiter auf hohem Niveau halten und somit dem Aktienmarkt Rückenwind verleihen“, so Herrmann.

Dass die hohen Aktienkurse den einen oder anderen Anleger dennoch langsam skeptisch werden ließen, sei verständlich. Wenn sich jedoch mehr Wachstum mit mehr Inflation mische, könne daraus durchaus ein Cocktail entstehen, der zusätzlichen Spielraum bei den Bewertungskennzahlen zulasse. Die größte Gefahr drohe nach wie vor an der politischen Front. Weniger in Frankreich oder den Niederlanden – obwohl sich dort teilweise die Ereignisse überschlügen – sondern tatsächlich eher in den USA. Denn Rückschlagpotential bestehe vor allem dann, wenn die neue US-Regierung bezüglich ihrer in Aussicht gestellten Maßnahmen enttäusche, heißt es weiter.

„Ein mögliches Ende des Trump-Hypes am Markt dürfte dabei aber nicht zwangsläufig dem Ende der globalen Aktienrallye gleichkommen, da klar unterschieden werden muss zwischen dem ‚Trump-Trade‘ einer- und dem ‚Reflation-Trade‘ andererseits. Letzterer hat – wir erinnern uns – bereits vor der US-Wahl eingesetzt und dürfte auch wenn Trump ein gewisser Gegenwind aus dem Kongress beim Umsetzen einiger seiner Maßnahmen entgegenwehen sollte, weltweit im weiteren Jahresverlauf an Traktion gewinnen. Wir bleiben daher in Bezug auf Aktien optimistisch gestimmt“, so Herrmann.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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