Kommentar
09:47 Uhr, 24.06.2010

Fed: Statement spricht für anhaltend niedrige Leitzinsen

1. In ihrem Statement hat die Fed einige Anpassungen an ihrer Einschätzung des makroökonomischen Umfelds vorgenommen, die darauf hindeuten, dass sie vorerst keine Notwendigkeit sieht, von ihrer extrem expansiven Geldpolitik abzurücken. Zwar geht sie weiterhin von einer wirtschaftlichen Erholung mit moderatem Tempo aus. In den Details äußert sie sich jedoch etwas weniger optimistisch als noch beim Zinsentscheid Ende April. So spricht sie nur noch mit der Einschränkung „allmählich“ von einer Verbesserung am Arbeitsmarkt und kommentiert die Entwicklung der Konsumausgaben ebenfalls ein wenig zurückhaltender. Eine der wichtigsten Änderungen gegenüber den vorangegangenen Statements besteht darin, dass sie die Bedingungen an den Finanzmärkten nun als weniger unterstützend für das Wirtschaftswachstum ansieht. Die Ursachen hierfür sieht sie vor allem in den Ereignissen in der Eurozone.

2. Aufgrund der erheblichen Unterauslastung der Wirtschaft und stabiler Inflationserwartungen geht die Fed weiterhin von einer für einige Zeit geringen Inflation aus. Ergänzend fügt sie nun jedoch hinzu, dass sich der zugrunde liegende Trend der Preisentwicklung abgeschwächt habe. Eine Mehrheit der FOMCMitglieder scheint sich somit sehr sicher darin zu sein, dass auf absehbare Zeit keinerlei Inflationsgefahren drohen.

3. Unter anderem in den Minutes zum FOMC-Meeting vom 27. und 28. April war die Einschätzung einiger Notenbanker zu lesen, das größere Risiko eines Politikfehlers bestehe in einer zu frühen Straffung der Geldpolitik. Mit einer vorsichtigeren Beurteilung des wirtschaftlichen Ausblicks und tendenziell noch geringeren Inflationsgefahren werden die Argumente für diese Position umso überzeugender. Alles in allem untermauert das Statement daher in stärkerer Weise als bisher den geldpolitischen Ausblick der Fed, die Leitzinsen voraussichtlich noch für eine „ausgedehnte Periode“ auf einem „außergewöhnlich niedrigen Niveau“ belassen zu können.

4. In den vergangenen Monaten haben wir des Öfteren darauf hingewiesen, welche Voraussetzungen eintreten müssen, damit die Fed – wie von uns erwartet – gegen Ende des Jahres mit einer Anhebung der Leitzinsen beginnt. Von zentraler Bedeutung ist dabei ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit, da die Fed die nach wie vor erhöhte Arbeitslosenquote als Verfehlung ihres dualen Mandats betrachtet. Zudem sollte der Abwärtstrend der Kerninflation in absehbarer Zeit enden. Die Arbeitsmarktdaten waren zuletzt eher durchwachsen. Nicht nur enttäuschte der Arbeitsmarktbericht für Mai mit nur 41 Tausend neu geschaffenen Stellen in der Privatwirtschaft. Auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigten in den vergangenen Wochen per saldo keinerlei Verbesserung. Darüber hinaus war der Preisauftrieb in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie seit Ende letzten Jahres außergewöhnlich schwach. Allein dies könnte der Fed als Rechtfertigung genügen, noch für längere Zeit an ihrer extrem expansiven Geldpolitik festzuhalten.

5. Mit den von der Staatsschuldenkrise in der Eurozone hervorgerufenen Verwerfungen auf den Finanzmärkten kommt ein neues Hindernis für Leitzinserhöhungen hinzu. Insbesondere die gestiegenen Risikoprämien auf den US-Dollar-Geldmärkten könnten die ohnehin schwache Kreditvergabe der Banken weiter beeinträchtigen. Von daher wird eine Entspannung in diesem Bereich zu einer weiteren zentralen Voraussetzung für einen Kurswechsel der Fed. Insgesamt haben damit in den vergangenen Wochen die Risiken zugenommen, dass die Fed erst später als bislang von uns antizipiert mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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