Kommentar
06:54 Uhr, 31.07.2014

Fed-Sitzung: FOMC Statement mit kleiner, aber wichtigen Überraschung

Das gestern veröffentlichte Statement der Fed ist größtenteils identisch mit dem letzten Statement - bis auf einen ganz zentralen Satz.

Dieser zentrale Satz beschäftigt sich mit der Inflation. Bisher hatte die Fed die Ansicht vertreten, dass Inflation langfristig unter dem Ziel von 2 % ein wirtschaftliches Risiko darstellen kann und dadurch die Wirtschaft unter Potential wächst.

Nicht zuletzt damit wurde die Niedrigzinspolitik und QE begründet. Das hat sich nun geändert. Das Risiko einer langfristig unter 2 % liegenden Inflation sieht die Fed nun als rückläufig an. Zugegeben, das klingt zunächst nicht übermäßig spannend. Im Detail ist das allerdings eine deutliche Kehrtwende. Die Fed erkennt an, dass sich die Inflation wieder Richtung ihres Ziels bewegt. Davon war in den letzten Jahren überhaupt keine Rede. Eine graduelle Annäherung an das Inflationsziel bedingt früher oder später eine Reaktion. Klassischerweise wird durch steigende Zinsen reagiert. Noch ist es nicht soweit. Das Statement enthält keine Hinweise darauf, wann genau die Fed die Schwelle von 2 % erreicht sieht. Das kann auch erst in einem Jahr sein. Entsprechend gibt es auch keine Andeutung auf eine früher als geplante Zinsanhebung. Die Formulierung, die Zinsen auch einen substantiellen Zeitraum nach Erreichen der Ziele niedrig zu halten, bleibt bestehen.

Damit sind 2 wichtige Punkte im Statement enthalten: Erstens braucht sich der Markt keine Sorgen darüber machen, dass sich die Zinspolitik bald ändert. (Bonds steigen wieder; USD gibt Teile seiner heutigen Gewinne wieder ab). Zweitens hat die Fed eine Trendwende bei der Inflation unter genauer Beobachtung und dürfte nicht von ansteigender Inflation überrascht werden. Das war eine große Befürchtung nach der letzten Sitzung. Die Inflation zeigte schon Tendenz nach oben. Das wurde komplett ignoriert. Bei so etwas schrillen die Alarmglocken. Steigt die Inflation nämlich dann doch überraschend an, dann steht die Fed plötzlich etwas dumm da, ohne großen Handlungsspielraum zu haben. Dem hat sie nun vorgebeugt.

Mit der Ankündigung, dass sich die Risiken niedriger Inflation für die Wirtschaft abschwächen, kann die Fed auf steigende Inflation reagieren. Das ist absolut konsistent zur bisherigen Politik und den bisherigen Ankündigungen. Die Fed hat mit der kleinen Anpassung ihrer Einschätzung die Tür geöffnet zu reagieren. Das käme dann nicht mehr überraschend.

Hier noch der Satz aus dem letzten Statement zur Inflation (1) und der neuen Einschätzung (2):

(1) The Committee recognizes that inflation persistently below its 2 percent objective could pose risks to economic performance, and it is monitoring inflation developments carefully for evidence that inflation will move back toward its objective over the medium term.

(2) The Committee sees the risks to the outlook for economic activity and the labor market as nearly balanced and judges that the likelihood of inflation running persistently below 2 percent has diminished somewhat.

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2 Kommentare

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  • Jarakoff
    Jarakoff

    Ich interpretiere Satz (2) eher so:

    Die Fed schätzt das Risiko, dass die Inflation über einen längeren Zeitraum unter 2% liegen wird, als geringer an...

    Damit ist m.E. nicht das Risiko auf die Konjunktur, welches aus einer Inflation von <2% ausgeht, gemeint, wie im Artikel beschrieben.

    Oder habe ich da was missverstanden?

    13:50 Uhr, 31.07. 2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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