Kommentar
08:25 Uhr, 06.03.2019

Fed-Bilanzabbau: So geht es weiter

Notenbankchef Powell hat angekündigt, dass die Notenbank bald mitteilen werde, wie es mit der Bilanzreduktion weitergeht. Wir sind heute schon schlauer.

Powell hat die Notenbank selbst in die Enge manövriert. Im Dezember hieß es noch, die Bilanzreduktion sei auf "utopilot". Das kam überhaupt nicht gut an. Inzwischen entspricht das nicht mehr dem offiziellen Standpunkt. Stattdessen soll die Normalisierung flexibel sein. Wie flexibel sie sein wird, wenn die Notenbank bald einen Plan für das Ende der Normalisierung ausrollt, sei dahingestellt. Jeder Plan ist ja das Gegenteil von flexibel. Wie dem auch sei, der Plan dürfte keine Überraschung werden. Vielmehr wissen wir bereits jetzt, dass die Bilanzsumme für lange Zeit höher bleiben wird als vor der Krise.

Vor der Krise war die Bilanzsumme in etwa so hoch wie die Summe aus Geld im Umlauf und den Mindestreserven, die Banken halten mussten. Zukünftig soll das anders sein. Die Überschussreserven, die angehäuft wurden, sollen bis zu einem gewissen Grad bleiben. Die meisten Beobachter gehen von 800 Mrd. Dollar aus.

Bei dem derzeitigen Tempo der Bilanzreduktion muss dann bereits Anfang 2020 Schluss sein. Andernfalls sinken die Überschussreserven zu tief. Dafür muss die Notenbank bei einer Bilanzsumme von ca. 3,5 Billionen mit der Reduktion aufhören und die Bilanzsumme in der Folge um 10 Mrd. pro Monat vergrößern, damit die Überschussreserven bei konstant 800 Mrd. bleiben.

Das wirft die Frage auf, wieso die Überschussreserven überhaupt höher sein sollen als vor der Krise. Das hat, ganz entgegen der Intuition, gar nichts mit der Krise zu tun. Die Notenbank stellte ihre Geldpolitik auf ein anderes System um. Das fiel mehr oder minder zufällig mit der Krise zusammen.

Vor der Krise legte die Notenbank die Zinsen über den Leitzins fest. Banken mussten sich Geld zu diesem Satz bei der Zentralbank leihen, wenn sie nicht über ausreichende Mittel verfügten. Da die Notenbank die Reserven sehr knapp hielt, war das möglich. Banken hatten kaum Überschussreserven, die sie hätten zu anderen Zinssätzen verleihen können.

Heute ist das anders. Es gibt hohe Überschussreserven. Diese könnten von Banken zu jedem beliebigen Zinssatz verliehen werden, z.B. auch zu 0 %. Damit könnte die Notenbank dann ihren Leitzins nicht durchsetzen und würde die Kontrolle über das Zinsniveau verlieren.

Praktisch zahlt die Notenbank daher Zinsen auf die Überschussreserven und verhindert somit, dass sie günstiger verliehen werden. Keine Bank verleiht zu niedrigeren Zinsen Geld, wenn sie den jeweils gültigen Leitzins risikolos verdienen kann. So behält die Notenbank die Kontrolle.

Die Notenbank ist nicht gezwungen, das so zu machen. Sie kann die Überschussreserven auch komplett abbauen und zum alten System zurückkehren. Sie hat sich aber dagegen entschieden. Es ist beschlossen, dass es Überschussreserven geben wird. Die Notenbank wird Quantitative Tightening daher bereits in einem Jahr beenden müssen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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