Kommentar
05:34 Uhr, 28.02.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 28. Februar 2014

Der DAX / FDAX lässt aktuell an Dramatik nichts zu wünschen übrig. Reaktionspotentiale zu beiden Seiten angehandelt, bieten sich immer wieder interessante Entwicklungsszenarien und Trading-Ideen. Der Bund-Future erreichte per gestern ein neues Hoch.

Erwähnte Instrumente

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unter http://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Über mangelnde Dramatik müssen wir uns im Hinblick auf das, was sich aktuell an den Börsen abspielt, nicht zu beklagen. Dominierten Gewinnmitnahmen und folglich Kursverluste den Vormittag im DAX / FDAX, so erholte sich das Börsenbarometer am Nachmittag wieder, nachdem sich an den US-Märkten die Nachfrageseite durchsetzen konnte. Sowohl der Dow Jones, als auch der S&P 500 schafften im gestrigen Handelsverlauf die Überwindung Ihrer charttechnisch vielbeachteten Hürden, womit sich deren Kursverlaufsbild schlussendlich weiter aufhellte.

Als Begründung für die anfängliche Unsicherheit an den Märkten, welche die Rentenmärkte in Europa und den USA weiter stützte und auf den Aktien lastete, wurde die steigende Unsicherheit im Hinblick auf die politische Entwicklung in der Ukraine genannt. „Ja, da braut sich möglicherweise etwas zusammen, über dessen Konsequenzen wir uns alle wahrscheinlich noch gar nicht im Klaren sind“, sagte dazu ein befragter Experte aus dem Rentenmarkt der Postbank. Die am Nachmittag an Dominanz gewinnende Nachfrage profitierte unter anderem von den Aussagen der US-Notenbankchefin Yellen, welche eine weiterhin lockere Zinspolitik zugesichert hatte. Darüber hinaus sagte sie, dass die Notenbank die Senkung der Anleihekäufe auf den Prüfstand stellen könne, sollte sich der Ausblick auf die Konjunktur ändern. Damit spielte Yellen auf die derzeit gemischten Ausweise der US-Konjunkturdaten an. So auch gestern wieder: die Zahlen zum Arbeitsmarkt fielen schlechter aus als erwartet, während die Auftragseingänge gut ausfielen. Zur aktuellen „Wetter-Debatte“ wurde Yellen von DJNW dahingehend zitiert, dass es derzeit schwer zu ermitteln sei, inwieweit die jüngste Konjunkturschwäche vom harten Winterwetter verursacht wird.

Im Ergebnis bleibt auch die technische Ausgangslage an den Märkten vielversprechend. Der Bund-Future markierte per gestern ein neues Hoch mit 145,33 Punkten (Schlusskurs bei 145,16), der S&P 500 schloss auf einem neuen Schlusskursrekord, der Dow Jones nähert sich wieder dem Bewegungshoch seines laufenden Aufwärtstrends an.

Doch am technisch beeindruckendsten zeigte sich für unsere Einschätzung der FDAX. Hier sahen wir gestern das Anhandeln von Korrekturpotentialen auf beiden Seiten, was zu einer überaus interessanten Ausgangslage führte.

Um die Hintergrundinformationen für den Handel mit Korrekturpotentialen zu liefern, da diese den Rahmen des Handelstagebuches hier sprengen würden, stehen diese (bei Interesse) zum Abruf bereit unter:

http://www.godmode-trader.de/artikel/korrekturpotentiale-in-boersenkursen-zur-ermittlung-von-kurs-zielen,3676715

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

Sehen wir uns die für sich genommen beeindruckende technische Ausgangslage des FDAX auf Tagesbasis zunächst an und führen wir ein wenig Manöverkritik gegenüber unserer gestrigen Kurseinschätzung im Handelstagebuch durch:

(a) Wir definierten gestern zunächst eine mögliche Konsolidierungszone in den Grenzen um 9.600 und 9.737,50 Punkten, innerhalb derer wir den Kursverlauf des Future als „trading neutral“ einstuften. Wären wir gestern früh gefragt worden, hätten wir die größte Wahrscheinlichkeit für den Handelstag darin gesehen, dass sich der FDAX innerhalb dieser Begrenzungen bewegen wird. (b) Auf der Unterseite definierten wir mit Unterschreiten der 9.600 Abwärtspotential bis etwa 9.500, dem Niveau, dem wir eine hohe signaltechnische Bedeutung beigemessen haben (und noch immer beimessen), da mit Unterschreiten der 9.500 innerhalb des Tagescharts von einer vollendeten Umkehrformation im Sinne der klassischen Formationslehre ausgegangen werden kann (in diesem Falle wäre der Bereich um 9.500 als Nackenlinie zu bezeichnen). Besonders brisant in diesem Falle war aber auch die Tatsache, dass das errechnete minimale Reaktionspotential auf der Unterseite, errechnet im Bezug auf die Wegstrecke des gesamten Aufwärtsimpulses von 9.010 bis zur 9.737 Punkte, bei 9.495 bis 9.460 angesiedelt war. Damit ergaben sich per gestern im Prinzip zwei weiterführende Handelssignale auf der Unterseite, nämlich (1) das Unterschreiten des negativen Überlappungsmusters (vorangegangenes Zweitagesmuster, dem wir auf Grund seiner Lage innerhalb der Konsolidierungszone zunächst nur eine geringe Aussagekraft beigemessen hatten) bei 9.613 (Tagestief vom Mittwoch) und (2) der Fall unter die 9.600er Unterstützung. Eine (3) Sogwirkung war im Anschluss zudem das errechnete minimale Reaktionspotential, welches gleichzeitig mit der analytisch wichtigen 9.500er Unterstützung nahezu zusammenfiel.

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(c) Nach Erreichen der Minimumkorrektur (Punktlandung bei 9.493), stellte sich die Frage nach dem „wie weiter?“. Hierbei galt zu berücksichtigen, dass der FDAX intraday als überverkauft angesehen werden konnte, was ihn zunächst in einer Konsolidierung knapp oberhalb der 9.500 hielt. Wieder gemäß dem Regelwerk der Anwendung der Reaktionspotentiale und ihrer Anwendung in der Praxis, errechneten wir die entsprechenden Ziele jetzt auf der Oberseite und trafen folgende Aussagen, welche für unsere heutige Kursbeurteilung von Bedeutung sind:

- Mit Erreichen der Minimumkorrektur per gestern auf der Unterseite, ist im Grunde im Bezug auf den Bestand des übergeordneten Aufwärtstrends „noch nichts passiert“. So unglaubwürdig es in diesem Moment auch war, die Chance, dass sich der FDAX im laufenden Fraktal auch wieder erholt und sogar in diesem Bewegungsschub die 9.737 wieder erreicht, definierten wir mit 67 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit (Begründung siehe Kommentar unter oben genannter URL).

- Folglich sollten uns die jetzt auf der Oberseite errechneten Reaktionsziele über zweierlei Aufschluss geben, nämlich einmal darüber, wie weit sich der FDAX erholen könnte (womit schlussendlich zwei der Ziele (fast) erreicht wurden, nämlich die 9.574 bis 9.586 als Minimumkorrektur und die 9.615 als Normalkorrektur – das Reaktionshoch erreichte die 9.613). Zum anderen wollten wir daraus Schlüsse ziehen, ob kurzfristig mit neuen Reaktionstiefs zu rechnen ist, oder ob doch der übergeordnete Aufwärtsimpuls in seiner Gesamtheit Dominanz behält. Hätte sich der FDAX in der gestrigen Erholung im Bereich der 9.574 / 9.586 erschöpft, wäre unser Folgeszenario bearish gewesen. In diesem Falle hätten wir unterstellt, dass die Dynamik auf der Unterseite mittlerweile ein Niveau erreicht hat, welches weitere Kursabschläge erwarten lässt. Mit Erreichen der Normalkorrektur ist diese Aussage nur noch eine Trefferquote von etwa 50 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit wert.

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Was für ein Fazit lässt sich ziehen?

Damit ziehen wir jetzt folgendes Fazit: die Oberseite ist strategisch bisher auch weiterhin eine zu favorisierende Ausrichtung, begründbar über das bisherige Reaktionsverhalten des Future (und damit auch des Index). Eine Einschränkung müssen wir aber hinterherschieben: die Markttechnik trübt sich zunehmend ein. Während der eher träge ausgerichtete Richtungsfilter weiterhin ein long-set-up ausweist, gibt die Schwungkraft weiter ab. Ziehen wir diese Beurteilungskomponenten mit hinzu, favorisieren wir aktuell eine neutral bis positive Ausrichtung für heute, wobei wir uns in Ermangelung weiterer bedeutender Chartmarken vorerst an den Bereichsbegrenzungen um 9.600 und 9.737 orientieren wollen.

Das heißt konkret, wir halten den FDAX einmal mehr für sehr gut abgesichert auf der Unterseite. Wir bleiben übergeordnet latent positiv, solange sich der Future oberhalb der 9.600 bewegt, wir rechnen aus Sicht der bisher gehandelten Reaktionspotentiale mit einer 67 prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass der FDAX die 9.737 und mehr noch im laufenden Fraktal erreichen kann, mit einer etwa 50 prozentigen Wahrscheinlichkeit gibt der Future auf neue Reaktionstiefs ab. Ergo bleiben wir mit einer höheren Anstiegswahrscheinlichkeit optimistisch für den FDAX. Wir werden selbstverständlich die Entwicklung zeitnah begleiten und kommentieren.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future setzte gestern erwartungsgemäß seinen Höhenflug fort und markierte mit 145,33 Punkten ein neues Hoch innerhalb des intakten und in jeder Hinsicht bestätigten Aufwärtstrends. Der Schlusskurs lag mit 145,16 erstmals oberhalb der 145,00 Punkte und hinterließ damit einen Tageskörper mit einem nur gering ausgeprägten Docht.

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Weiterhin gilt: sinnvolle Widerstände leiten sich auf der Oberseite aktuell keine her, vielmehr werden uns die Unterstützungsniveaus auf der Unterseite interessieren. Diese lassen sich wie folgt bestimmen: 145,05 / 145,04 als bestätigte Unterstützung, abgeleitet aus dem 3 Minuten-Chart, darunter die 145,00 und dann die 144,83. 144,80 und 144,63 wären die nächst tieferen potentiellen Auffangniveaus.

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Wir wollen für den allgemeinen Überblick hier allerdings auch die Reaktionspotentiale anfügen, bezogen auf die bisherige Wegstrecke des jüngsten Aufwärtsimpulses von 143,49 bis zum gestrigen Hoch bei 145,33 Punkten. Diese errechnen sich wie folgt und bilden damit die jeweiligen errechneten Reaktions-Ziele, aus denen sich die statistisch vergleichbaren Aussagen wie im FDAX ziehen lassen: 144,72 / 144,63 (Minimumkorrektur), 144,41 (Normalkorrektur) und 144,19 / 144,10 (Maximumkorrektur).

Interessant hierbei ist, dass die erwähnte 144,63er Unterstützung mit der errechneten Minimumkorrektur zusammenfällt, was deren analytische Bedeutung erhöht.

Die Markttechnik im Allgemeinen ist weiterhinauf Tagesbasis positiv zu interpretieren. Der unterlegte Richtungsfilter weist ein long-set-up aus, die Schwungkraft ist wieder ansteigend.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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