Kommentar
05:57 Uhr, 27.06.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 27. Juni 2014

Das Wochenziel, die Unterschreitung der 9.837 und zumindest temporäre Kurse unter 9.800, konnten wir gestern ausschöpfen. Doch fehlen uns weiterhin im Aktienmarkt finale Orders.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.804,90 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 147,07 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Allgemeine Markteinschätzung

Befragte Marktbeobachter berichteten gestern von Befürchtungen, wonach das Wachstum der US-Wirtschaft doch nur schleppender vorankommen könnte, als bisher gemein hin angenommen. Zudem setzten sich nach Aussagen von Fed Präsidenten von St. Louis, Bullard, Sorgen durch, die Zinsen in den USA könnten bereits Ende des ersten Quartals 2015 wieder steigen (bisher ging man davon aus, das wäre erst frühestens Mitte 2015 zu erwarten). Im Ergebnis sahen wir über weite Strecken des Handels Kursabschläge in den Aktienmärkten, an denen zum Teil auch institutionelle Adressen beteiligt waren, welche vereinzelt mit kleineren Orders im Markt gewesen sein sollen. Und doch wurde das Angebot vom Markt schlussendlich zu einem großen Teil wieder aufgesogen, so dass die US-Indizes ihre anfänglich auffälligen Minuszeichen deutlich verkleinerten und auch in Europa verkürzten FDAX und FESX die Abschläge. Von Seiten befragter Händler hieß es: „Wir sind in einem Bullenmarkt und fallende Kurse werden sofort zum Einstieg genutzt.“

FDAX

Weiterführende Einschätzung

So zeigt sich der FDAX heute Morgen in einer technisch interessanten Ausgangslage. Fakt ist, dass mit dem gestrigen Fall der 9.837, die im Vorfeld mehrfach angesprochene potentielle Umkehrformation innerhalb des Tagescharts, formal vollendet wurde. Diesem Entwicklungsschritt schloss sich auch ein Fall der 9.800 an (was folgerichtig zu erwarten war) und im Tief erreichte der Future die 9.756,50. Damit setzte sich aus rein charttechnischer Sicht das durch, was sich aus dem Gesamtkursverlauf für diese Woche erwarten ließ – doch auch der Rückkauf und ein Schlusskurs oberhalb der 9.837 passt ins Bild, wenn wir dem bisher gesehenen Ablaufmuster folgen, wonach noch nicht ausreichend Volumen in den Markt fließt, um die Nachfrage auch wirklich vollends zu befriedigen. In unseren vorangegangenen Beurteilungen gingen wir davon aus, dass für diese Woche eine Vollendung der Formation anstehen sollte, dass wir Kurse unter 9.800 sehen sollten, dass aber ein weiterführender Ausverkauf wahrscheinlich nicht stattfinden würde, angesichts des verbleibend hohen Anlagebedarfs. Hinzu kommt, dass wir dem Quartalsende zusteuern, was „Pflegekäufe“ (window dressing) nach sich ziehen könnte.

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Sehen wir uns die technische Ausgangslage an, befindet sich der FDAX in einer Ausgangslage, welche weiterführend im Grunde Abschlagspotential bis in den Bereich um 9.600 bereithalten sollte. Zumindest wäre dies das aus der klassischen Formationslehre heraus herleitbare Kurspotential, welches sich aus der oben genannten Kursformation heraus ergibt. Die Praxis zeigt hier aber zwei Einschränkungen. (a) Es liegen uns, wie bereits mehrfach an anderer Stelle angemerkt, keine statistische Auswertung vor, welche die Zuverlässigkeit dieser Erwartungshaltung tatsächlich belegt (wir können ein solches Kursziel nur aus allgemein anerkannten Erfahrungswerten heraus ableiten, ohne Beleg auf Sinnhaftigkeit). (b) Im Moment spricht die allgemeine Orderlage nicht dafür, dass ausreichend Abgabematerial in den Markt fließt, um ein solches Abschlagspotential als realistisch unterstellen zu wollen (das kann sich allerdings auch rasch ändern).

Somit halten wir uns vorerst an die „Formalien“. Die Formation ist vollendet. Der unterlegte Richtungsfilter ist im Tageschart seit Dienstag dieser Woche auf short. Die Schwungkraft ist fallend und baut die negative Divergenz zum Kursverlauf weiter aus. Unterhalb der 9.837 eröffnet sich zunächst einmal formales Abwärtspotential. Auch innerhalb der intraday-Charts liegt uns ein intakter Abwärtstrend vor, dessen Trendbegrenzung zwar immer wieder abflachend angepasst werden musste, aber der nach unten zeigt.

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Soweit die Fakten und die Schlussfolgerung wäre folglich seit Anfang der Woche klar. Und doch fehlen uns bis jetzt auch weiterhin nennenswerte Anschlussverkäufe aus dem institutionellen Bereich. Das, was wir hier sehen ist bis jetzt überwiegend ein Machwerk des Kurzfristhandels, garniert mit Unterstützung der Indexarbitrage. Ändert sich das Ganze hier nicht, könnte sich dieser Entwicklungsprozess so fortsetzen, mit schwachen Impulsen, langen lethargischen Tagesphasen und einem nur zögerlich nach unten krauchenden Aktienmarkt, bis ein Niveau erreicht ist, auf dem Fonds und Versicherungen bereit sind, wieder in den Markt auf der Käuferseite einzusteigen. Doch in diesem Falle würde unsere Erwartungshaltung Bestand haben und eine 9.600 wäre ein kaum realistisches Ziel, viel eher sollte unterhalb der 9.800 bereits immer wieder Nachfrage die Dominanz übernehmen.

Der gestrige Schlusskurs im FDAX (oberhalb der 9.837) und die ausgeprägten Lunten in den Tagesmustern der US-Indizes, weisen darauf hin, dass noch immer jegliche auffällige Verkaufsbereitschaft von finaler Seite fehlt und folglich jeder Zeit damit gerechnet werden muss, dass hier wieder Käufer auf den Plan treten, welche das ganze Kursverlaufsbild umdrehen können. In der Konsequenz müssen wir die Orderentwicklung und Teilnehmerdurchmischung im Auge behalten, um Schlüsse ziehen zu können, ob sich das übergeordnete Kursverlaufsbild durchsetzen wird, oder ob wir mit nachhaltigen Gegenbewegungen werden rechnen müssen.

Bund-Future

Der Bund-Future ist der Profiteur der ganzen Entwicklung und hier haben seit Monaten die Experten der befragten Großbank recht, die bereits Mitte April Kurs-Ziele von 147 und höher ausriefen, mit der Begründung, dass es keine Alternative zum Anleihemarkt gäbe und besonders Versicherungen würden kaufen müssen, um ihren zwingend notwendigen positiven Cash flow zu erhalten. Gestern nun setzte der Renten-Kontrakt über die 147 seinen intakten Aufwärtstrend fort, ungeachtet jeder markttechnisch überkauften Marktverfassung im Stundenchart und ungeachtet der vormalig negativen Divergenz der Schwungkraft zum Kursverlauf (welche sich aktuell übrigens auflöst).

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Sinnvolle Widerstände liegen uns keine vor, die Markttechnik bestätigt die charttechnisch bullish´e Ausrichtung in jeder Hinsicht. Wir stellen dennoch eine Situation fest: die immer mal wieder auffallende negative Konstellation, wonach einem fallenden Aktienmarkt ein steigender Rentenmarkt gegenübersteht, dominiert derzeit wieder das Bild. Kommt es tatsächlich in Kürze zu einem Ende der quälend verlaufenden Kursabschläge im Aktienmarkt und setzen hier dann tatsächlich die für sehr wahrscheinlich erachteten Käufe wieder ein, sollte sich das mit Kursabschlägen im FGBL bemerkbar machen. Machen wir uns nichts vor, der Rentenmarkt hat eine reaktionsgefährdete bzw. anfällige Verfassung, ohne dass uns bereits Verkaufsindikationen vorliegen. Dennoch werden auch hier die Bäume nicht ungebremst in den Himmel wachsen. Folglich behalten wir auch hier den Aktienmarkt im Auge, um rechtzeitig reagieren zu können.

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1 Kommentar

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  • holzkkopf
    holzkkopf

    Hallo Herr Wagner ,

    mal Hand aufs Herz .. welcher normal denkende Investor sollte in diesem Marktumfeld ( ein paar Jahre Markterfahrung vorausgesetzt) in den Aktienmarkt investieren .. mit der Gewissheit das auch eine neuerliche Aufwärtsbewegung in den Aktien indizis nichts nachhaltiges hervor bringen wird ... keiner traut dem anderen ... wir haben eine patt Situation ... ich glaube je länger die Andauert werden sich mehr und mehr Anleger aus dem Markt zurückziehen ... es sei den ein paar Instituionelle möchten vorher noch einmal kasse nach oben machen und treiben die Sau durchs Dorf um sie dann zu schlachten !!

    13:01 Uhr, 27.06.2014

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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