Kommentar
05:55 Uhr, 27.02.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 27. Februar 2014

Der FDAX zeigte sich im gestrigen Handel auf der Unterseite gut besichert, worauf hin wir eine Zwischenkonsolidierung definieren, an der sich unsere nächsten handelstechnischen Schritte festmachen lassen. Der Bund-Future beeindruckte mit einem neuen Hoch.

Erwähnte Instrumente

  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 144,77 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.661,73 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Allgemeine Markteinschätzung

Dow Jones, S&P 500, DAX … in diesen Indizes fokussieren die Marktakteure auf wichtige charttechnische Widerstandsmarken, welche auch gestern wieder angehandelt, temporär überwunden, per Schlusskurs aber behauptet wurden. Und damit kommen die genannten Indizes übergeordnet nicht wirklich vom Fleck, zeigen sich bisher aber ausreichend stabil untermauert, trotz des Scheiterns zumindest bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht in eine Gegenreaktion gedrängt worden zu sein. Folglich werden die Kommentare der Experten wieder zuversichtlicher, dass eine erfolgreiche Überwindung nur noch eine Frage der Zeit sei und die dann in Erwartung stehenden Anschlussgewinne noch nicht abzuschreiben sind.

Auch fundamental werden derzeit die passenden Argumente zu diesem Szenario wieder fein säuberlich aufgelistet: (1) per gestern überraschten die veröffentlichten US-Konjunkturdaten im positiven Sinne, nachdem in den Tagen und Wochen davor der negative Überhang eine gewisse Dominanz gezeigt hatte. So fielen die Neubauverkäufe besser aus als erwartet, was von Beobachtern als „Durchbruch“ im jüngst eher kritischen Datenreigen gewertet wurde. Damit festigte sich einmal mehr die Einschätzung, dass es das harte Winterwetter gewesen sei, dem die jüngsten fundamentalen Eintrübungen zuzurechnen gewesen seien. Im Umkehrschluss spiegelten (so einige Einschätzungen) die Daten nicht den realen Zustand der US-Wirtschaft wider. (2) Laut der Nachrichtenagentur DJNW hat sich die Bank of America-Merrill Lynch hierzu ebenfalls „ein paar Gedanken gemacht“. Wie es gestern Abend hieß, ermittelt das Institut derzeit einen sogenannten „Extrem-Winter-Wetter“-Index. Demzufolge war der vergangene Winter, so DJNW weiter, tatsächlich der dritthärteste in fünfzig Jahren (nach 1977 und 2009). „Dies unterstreiche die Sichtweise, dass das Wetter schuld sei an den schwachen Daten“, zitierte die Agentur Expertenmeinungen. (3) Und nicht zuletzt kursieren im Markt wieder zunehmend Meinungen, wonach auch die EZB vor einer erneuten Zinssenkung stehen könnte. Inwieweit diese Erwartung realistisch ist, sei hier und jetzt dahingestellt, aber Fakt ist, dass bereits zur letzten Entscheidung der EZB hin, nicht unerhebliche Marktpositionierungen in dieser Erwartungshaltung hin aufgebaut wurden.

Das bisherige technische Gesamtbild in den oben genannten Indizes, ebenso die sich wieder leicht aufhellenden konjunkturellen Rahmenbedingungen, lassen folglich noch immer die Option auf eine Überwindung der technischen Hürden zu, deren Bedeutung mittlerweile soweit angestiegen sind, dass diese nicht nur von einigen wenigen Akteuren beobachtet werden, sondern man bereits im breiteren Stile darüber berichtet.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

Der FDAX zeigte auch gestern wieder einen Versuch, Fakten nach oben hin zu schaffen und startete bereits mit Notierungen oberhalb der zumindest psychologisch wichtigen 9.700 in den Handel. Doch wieder blieben Anschlussorders aus, wieder verabschiedete sich der Future nach Süden – diesmal sogar in einem ausgeprägteren Ausmaße als am Vortag, was zur Ausformung eines negativen Überlappungsmusters in der Zweitagesbetrachtung führte. Im Tagestief rutschte der Future auf das Börsenbarometer auf 9.613 Punkte ab – zeigte im Laufe des Nachmittages noch einmal ein Aufbäumen bis knapp über 9.680, um dann am Abend dem Tagestief erneut näher zu kommen und mit 9.642,50 in den Feierabend zu gehen.

Im gestrigen Handelstagebuch hatten wir nach Beurteilung der technischen Ausgangslage im FDAX die Schlussfolgerung getroffen, die „Seite“ zu wechseln. Auch wenn die Auflistung der technischen Ausgangslage des Tagescharts unverändert positiv zu interpretieren war (und weiterhin ist), so verwiesen wir auf die sich häufenden negativen Aspekte, besonders in den kürzeren Zeitfenstern der charttechnischen Betrachtung (siehe gestriges Handelstagebuch).

Und dennoch: der FDAX zeigt sich technisch zwar in gewisser Weise „angeschossen“, aber es scheint zunehmend gerechtfertigt, eine „Zwischenstufe“ der Einschätzung einzuziehen: nämlich die Möglichkeit einer Zwischenkonsolidierung, womit die Option auf weitere Kursgewinne offen bleibt.

FDAX-und-Bund-Future-Handelstagebuch-vom-27-Februar-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-1

Konkret: wir fokussieren nun auf zwei charttechnisch abgeleitete Marken innerhalb des Tagescharts des FDAX: die 9.600 als runde Marke auf der Unterseite (Unterstützung) und auf die 9.737,50 als derzeit gültige obere Begrenzung (Widerstand) einer möglichen Konsolidierungszone. Die 9.700 für sich genommen, reduzieren wir dagegen in ihrer Bedeutung. Charttechnisch hatte sich deren Bedeutung in den letzten Tagen ohnehin relativiert, der entsprechende „Realwiderstand“ hatte sich bereits nach oben hin verschoben. Die 9.700 galt vielmehr als „runde Marke“ und als Scheideweg zwischen möglichen Anschlusskäufen in Richtung 9.800 oder der Möglichkeit, den FDAX in eine ausgeprägtere Reaktion zu schicken, deren Ausmaß im ersten Schritt durchaus bis zur errechneten Minimumkorrektur bei 9.495 / 9.460 Punkten hätte reichen können.

Jetzt schieben wir die Option der Zwischenkonsolidierung ein, welche wir zum einen fundamental mit den Ausführungen im oberen Teil des Handelstagebuches erklären / begründen wollen. Technisch gesehen rechtfertigt sich unserer Meinung nach eine neutrale (bis strategisch noch immer optimistische) Sichtweise durch die Tatsache, dass der Future auf der Unterseite Nachfrageüberhänge nahe der 9.600 aufweist, welche in einem negativen Umfeld in der Konsequenz nicht hätten vorliegen dürfen. Darüber hinaus bietet diese Sichtweise das „Einziehen“ einer Signalmarke, nämlich die 9.600, an der wir unsere fortführende Ausrichtung festmachen können.

Das soll heißen:

(a) Kurse über der 9.737,50 beurteilen wir ganz klar positiv und setzen in diesem Falle auf das Kurs-Ziel 9.800. Damit liegen wir auf gleicher Linie wie der allgemeine Mainstream für diesen Fall.

(b) Unterhalb der 9.600 wechseln wir dagegen auf eine eher kritische Sichtweise. In diesem Falle rückt die 9.500 in den Fokus unserer Zielebene, darunter das errechnete minimale Reaktionspotential bei den bereits genannten Ebenen um 9.495 / 9.460.

(c) Zwischen der 9.600 und der 9.737,50 interpretieren wir den FDAX als grundsätzlich „trading neutral“. Das soll heißen, hier erwarten wir eine seitwärts ausgerichtete Konsolidierungstendenz, geprägt von kurzen Bewegungsschüben, plötzlichen Richtungswechsel und keiner wirklich zu bevorzugenden Handelsrichtung. Eine Einschränkung wollen wir (Stand hier und jetzt) dennoch „einziehen“: nähert sich der FDAX der oberen Bereichsbegrenzung an, werden wir weniger aggressiv die Short-Seite spielen, als vielleicht die Long-Seite nahe der 9.600, da wir noch immer davon ausgehen wollen, dass der Versuch neuer Bewegungshochs eine größere Eintrittswahrscheinlichkeit hat, als Kurse nachhaltig unterhalb der 9.600. Fällt allerdings diese 9.600, werden wir an einem Umdenken nicht mehr vorbeikommen und uns zunächst auf die 9.500 fokussieren.

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Noch zwei Anmerkungen zur Konsolidierungszone im Kursverlauf des Tagescharts:

(1) Die Begrenzungen um 9.600 und 9.737,50 betrachten wir aktuell lediglich als Arbeitsmarken: Während die 9.600 bereits als „fast bestätigt“ angesehen werden kann, ist die 9.737,50 bisher unbestätigt. Folglich könnte es hier noch zu Anpassungen der Begrenzungen kommen.

(2) Per gestern liegt uns innerhalb der Konsolidierungszone ein negatives Überlappungsmuster vor, welches wir sogar als „recht ausgeprägt“ bezeichnen wollen. Diese Zweitagesmuster gehören der Klassifizierung nach zu den Erschöpfungsmustern. Statistische Auswertungen zeigen (bezogen auf den FDAX), dass ihre Zuverlässigkeit als Verkaufssignal eine eingeschränkte Begeisterung hervorruft (d.h. nicht sehr zuverlässig, Trefferquote unter 50 Prozent). Setzen sie sich aber einmal durch, mit Unterschreiten des Formationstiefs (in diesem Falle mit Unterschreiten der 9.613), liegt die Wahrscheinlichkeit, weitere Verluste von etwa einem Prozent noch anzuschließen bei über 80 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit. Einschränken wollen wir hier jedoch mit dem Hinweis, dass sich das Erschöpfungsmuster innerhalb einer möglichen, im Anfangsstadium befindlichen Konsolidierungszone bewegt. In einem solchen Falle haben wir zumindest bisher die Erfahrung gemacht, dass sich hier die Trefferquote im Hinblick auf „zuverlässiges Verkaufssignal“ noch weiter in Grenzen hält. Somit wollen wir das gestrige Zweitagesmuster aktuell nicht überbewerten, wollen dieses aber auch nicht ignorieren.

Was für ein Fazit lässt sich ziehen?

Halten wir als Fazit fest: wir richten uns aktuell auf eine mögliche Zwischenkonsolidierung im Kursverlauf des FDAX ein. Die Begrenzungen, innerhalb derer diese Einschätzung gilt sind die 9.600 und die 9.737,50. In der praktischen Konsequenz wollen wir uns hier auf intraday-Aktivitäten fokussieren, wobei wir (Stand hier und jetzt) Bereiche um 9.600 (mit Stopp knapp unterhalb der 9.600) bevorzugt zum Positionsaufbau auf der Kaufseite nutzen wollen, nach oben hin fokussieren wir auf die 9.737,50 Punkte, hier wird sich zeigen, ob und wann ein noch immer möglicher Ausbruch eintritt.

Wir heben aber auch hervor, dass wir die gestern eher eingetrübte Einschätzung des Kursverlaufes, nicht völlig aus dem Blick verlieren wollen. Ein Kursabriss auf 9.500 oder bis zur tiefer liegenden Minimumkorrektur ist und bleibt eine denkbare Option, folglich ist das Arbeiten mit Stopps zwingend und noch einmal zwingend.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future beeindruckte gestern mit der Überwindung der oberen Begrenzung seiner jüngsten Zwischenkonsolidierung und erreichte im Tageshoch die 144,80 (Schlusskurs 144,76 Punkte). Damit setzte er formal gesehen seinen Aufwärtstrend fort, begleitet von einer sich aufhellenden Markttechnik. So weist uns der unterlegte Richtungsfilter wieder ein knappes long-set-up aus, die Schwungkraft ist wieder anziehen.

Hintergrund dieser Bewegung soll das gestrige „Säbelrasseln“ von Putin sein, der im Zusammenhang mit der Krise in der Ukraine seine Truppen in Alarmbereitschaft versetzen ließ.

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Bereits im Vorfeld hatte sich der Renten-Kontrakt jedoch schon beeindruckend stabil gezeigt, als eine Auktion einer 30 jährigen BUXL Anleihe wenig Begeisterung im Markt auslöste und folglich nicht vollständig platziert werden konnte. Üblicherweise folgen solchen Ereignissen ausgeprägtere Kursabschläge, gestern hielt sich das alles in Grenzen.

Aus technischer Sicht leitet sich im FGBL aktuell kein sinnvolles Widerstandsniveau mehr auf der Oberseite her. Die aktuell gültige Unterstützung ist dagegen die 144,57, darunter das Niveau um 144,29 / 24 und darunter die 144,14 (abgeleitet aus dem Tageschart).

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Die Markttechnik ist bis jetzt positiv zu bewerten (siehe oben). Hinweisen möchten wir dennoch auf einen wichtigen markttechnischen Faktor: sollte der FGBL sich heute der gestrigen Entwicklung nicht mehr anschließen können, wird sich eine ausgeprägte negative Divergenz zwischen Kursverlauf und Schwungkraft entfalten. Hierauf ist zwingend zu achten, wir werden diesen Aspekt gegebenenfalls im Livestream diskutieren müssen.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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