Kommentar
05:45 Uhr, 04.04.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 04. April 2014

Der FDAX beendete den gestrigen Handelstag mit einer Doji-Bildung auf eine Rede und Pressekonferenz Draghis, in der er wieder alles sagte und doch nichts Konkretes äußerte. Wir diskutieren die jetzt möglichen Szenarien. Der Bund-Future zeigt dagegen wieder Stärke und schaffte die Überwindung des Abwärtstrends.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.628,82 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 142,91 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Draghi war und ist ein Meister der Kommunikation. Einmal mehr hat er es geschafft, die Märkte in eine Richtung zu lenken, ohne wirklich geldpolitische Entscheidungen durchzusetzen oder auch nur konkret anzukündigen. Wieder einmal hält sich die EZB alle Türen offen, wobei die gangbaren Wege wie Zinssenkung oder Anleihekäufe eine Option darstellen. Interpretationen sind in beide Seiten möglich, was sich schlussendlich im Kurs des DAX / FDAX widerspiegelte, welcher am Ende des gestrigen Handelstages (wie schon am Nachmittag im Stream und im Handelsrückblick prognostiziert) mit einer klassischen Doji-Bildung in den Feierabend ging.

Die vordergründigste Interpretation der Worte Draghis ging in Richtung zukünftiger zusätzlicher Schritte der EZB, um die Geldpolitik weiter zu lockern. Der Euro kam unter Druck (und hat sich bis jetzt nicht mehr erholt), da laut der Meinung der überwiegenden Mehrheit der Experten die EZB die Wahrscheinlichkeit erhöht hat, die Geldmenge weiter zu erhöhen. Aber es gab gestern Abend auch gegenläufige Meinungen. So wurde in einem DJNW Begleitkommentar ein Marktbeobachter der DZ-Bank zitiert, dass Draghi in seinem Inflationsbild „eine Absage der Währungshüter an die Spekulationen des Finanzmarktes über quantitative Lockerungen“ skizziert habe. Sollte sich allerdings die Abwärtsdynamik bei der Teuerung wider Erwarten weiter fortsetzen, so in dem Artikel weiter, seien Anleihekäufe weiterhin eine mögliche Handlungsoption. „Die EZB setzt derzeit auf eine Politik der ruhigen Hand“, so der Experte.

Die Aktienmärkte in Europa konnten gestern per Saldo von Draghis Worten profitieren und ihren Höhenflug fortsetzen, wobei die größten Gewinner die Börsen Südeuropas waren. Die Begründungen hierfür sind allerdings durchaus etwas grotesk: sorgte man sich bisher vor deflationären Entwicklungen, denen es unbedingt gegenzusteuern galt, waren es diese gerade, welche die Kursgewinne in den südeuropäischen Ländern gestern Nachmittag erst richtig befeuerten. „Zwar sinken die Preise in einigen Eurostaaten, doch sind das diejenigen Länder, die sinkende Löhne und Preise benötigen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen“, sagte gestern Abende der Leiter des Zins- und Anleihenresearch der DZ-BANK gegenüber DJNW. Besonders in Spanien, wo erst jüngst eine Deflation von 0,2 Prozent vermeldet wurde, zog der Aktienindex IBEX um deutliche 1,4 Prozent an.

Hinweis in eigener Sache: Ich bin heute Vormittag etwa bis 11:15 Uhr aus organisatorischen Gründen nicht am Desk. Somit stehe ich Ihnen auch erst ab 11:15 Uhr in unserem Stream zur Verfügung.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung

Der Handel im DAX / FDAX zeigte sich am gestrigen Donnerstag über weite Strecken uneinheitlich und abwartend, einzig eine institutionelle Verkaufsorder wurde überaus diszipliniert im Markt abgearbeitet, ohne den Kurs des Future zu sehr zu strapazieren, worauf hin sich dieser in der (im Stream) prognostizierten Spanne von 9.623 und 9.650 hielt. Die Entscheidung der EZB, die Zinsen bei 0,25 Prozent unverändert zu belassen, führte zunächst nur zu temporären und auch nur marginalen Kursabschlägen, da in den Handelsräumen umgehend die dominante Meinung lautete, Draghi werde sich in der PK konkret zu der Problematik der Deflationsbekämpfung äußern, was Schritte von Seiten der EZB nach sich ziehen müsse.

Alle im Frage- / Antwortspiel der PK getroffenen Aussagen Draghis wurden folglich auch zunächst in diese Richtung hin interpretiert, was den Future im Tages- und Bewegungshoch auf 9.712 katapultierte, bevor sich der Markt dort in einem Bündel von potentiellen Widerständen und einer überhitzten Markttechnik (in den intraday-Zeitfenstern) wieder südwärts einordnete, was uns in der praktischen Konsequenz unseren gestrigen einzigen und erfolgreichen Trade nach der erwarteten Musterausbildung erlaubte.

Das gestrige Tagesmuster ist als klassischer Doji den neutralen Kursmustern zuzuordnen und signalisiert ein temporäres und lokales Verhältnis einer ausgeglichenen Angebots- und Nachfrageverfassung im Markt. Die Chance, den Aufwärtstrend fortzusetzen oder diesen zu korrigieren, wird durch die Statistik tatsächlich als „neutral“ bestätigt: sie lag in den Messreihen der letzten 12 Handelsjahre bei etwa 50 / 50. In vielen Fällen folgten am Tag nach einer ausgeprägten Doji-Bildung sogar erst sogenannte Inside-Days, welche sich dadurch auszeichneten, dass deren Tageshoch oder –tief nicht über das Doji-Hoch oder Tief ansetzen konnten.

Marktbeurteilung nach dem Conviction Circle

(1) Einschätzung der grundsätzlichen Ausrichtung der Aktienmärkte: Besonders Europas südliche Börsen profitierten von der Draghi-Rede am gestrigen Donnerstag, was dem EuroStoxx 50 auffällig unter die Arme griff. Der fundamentale Hintergrund dieser Entwicklung ist im obigen Teil dieses Handelstagebuches aufgeführt. Der FESX (Future auf den EuroStoxx 50) markierte im gestrigen Handel mit 3.156 Punkten ein neues Bewegungshoch innerhalb seines intakten und in jeder Hinsicht bestätigten Aufwärtstrends. Sinnvolle Widerstände liegen uns in diesem Kursverlauf auf Tagesbasis keine mehr vor, der Aufwärtstrend erfüllt alle gängigen chart- wie auch markttechnische Beurteilungskriterien. Auffällig ist ein mittlerweile leicht überkaufter Trendverlauf, ohne dass uns bereits konkrete Verkaufsindikationen vorliegen, so dass hier zumindest, aus diesem Blickwinkel heraus, die Börsenampeln noch immer auf „grün“ stehen.

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Die US-Indizes (Dow Jones und S&P 500) weisen ebenfalls noch immer intakte Aufwärtstrends innerhalb ihrer Tagescharts aus, allerding kam die jüngst gesehene Dynamik etwas ins Stocken. Der S&P 500 formte gestern sogar ein knappes negatives Schiebemuster aus, zumindest in der Nachkommastelle, was für sich genommen vielleicht „an den Haaren herbeigezogen“ klingt, aber statistisch dennoch unter eine solche Zweitagesmusterzuordnung fällt. Die zu erwartende negative Implikation hält sich hier zwar in Grenzen, wir wollen dennoch darauf hinweisen, dass zumindest die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Gegenbewegung (auch wenn sie nicht trendgefährdent eingestuft werden sollte), so unmittelbar vor dem Wochenende gestiegen ist.

(2) Technische Beurteilung DAX / FDAX: Der DAX / FDAX weist uns innerhalb seines Tagescharts einen unverändert klar ausgebildeten, in jeder Hinsicht bestätigten Aufwärtstrend aus. Dieser Trendverlauf lässt sich im Tageschart sogar durch einen Kanalverlauf begrenzen, er verläuft folglich lehrbuchmäßig. Die Markttechnik signalisiert weiterhin und uneingeschränkt ein klares long-set-up im unterlegten Richtungsfilter, die Schwungkraft bewegt sich leicht abflachend auf hohem Niveau, nahe des überkauften Niveaus, ohne dass sich bereits konkrete „Gefahrenindikationen“ ableiten lassen.

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Wir passen nach der gestrigen Markierung eines neuen Bewegungshochs bis 9.712 die errechneten Reaktionspotentiale wieder neu an. Diese lauten jetzt im Bezug auf die gesamte Wegstrecke der Aufwärtstendenz von 8.934 bis 9.712 wie folgt: 9.453 / 9.415 (Minimumkorrektur), 9.323 (Normalkorrektur) und 9.231 / 9.194 (Maximumkorrektur). Für uns interessanter und aussagekräftiger sind die Korrekturpotentiale, bezogen auf die kürzere Wegstrecke des jüngsten, aufwärts ausgerichteten Bewegungsfraktals von 9.197 bis 9.712: hier errechnet sich die Minimumkorrektur bei 9.540 / 9.515, die Normalkorrektur liegt jetzt bei 9.454 und die Maximumkorrektur liegt bei 9.393 / 9.369 Punkten. Potentielle Widerstände innerhalb des Tagescharts leiten sich ab am Tageshoch bei 9.712 Punkten, darüber unterstellen wir indikativ ein Widerstandsband um 9.719,50 bis 9.755,50 Punkte und dann kommt natürlich das Hoch von Jahresanfang bei 9.818 Punkten. Zur Orientierung lässt sich auch noch eine HC antragen durch die Verbindung des Januarhochs und dem gestrigen Hoch, welches heute folglich bei etwa 9.709 verläuft und damit die symbolische Bedeutung des 9.712er Widerstandes zumindest erhöht.

(3) Wie sieht das Tagesmuster im FDAX aus? Wie interpretieren wir den FDAX intraday? Das Tagesmuster im DAX / FDAX ist klar als Doji zu interpretieren und gehört den neutralen Kursmustern an. Und „neutral“ heißt hier auch wörtlich „neutral“. Statistische Auswertungen dieser Kursmuster in ausgeprägten Trendphasen zeigt ein fast ausgeglichenes 50 / 50 Verhältnis, wonach sich der Trend fortsetzen oder umkehren kann. Dojis gelten in der klassischen japanischen Candle-Lehre auch als „Kreuzungswege“ an denen sich Angebot und Nachfrage zunächst neu definieren und sortieren muss. Im aktuellen Falle passt die Musterausbildung auch gut mit der fundamentalen Lage zusammen. Die Meinungen sind geteilt – was hat Draghi nun eigentlich gesagt? Die eine Seite interpretiert die Wortwahl als sehr positiv und bullish, die andere Seite der Beobachter meint, er hätte im Grunde weiteren Lockerungen vorerst praktisch eine Abfuhr erteilt.

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Dieses neutrale Bild signalisieren auch die intraday-Charts im 30 und 60 Minuten-Zeitfenster. Abgesehen von zwei Durchstichen, welche beidseitig nicht für Nachhaltigkeit sorgten, setzte sich gestern im Grunde die neutrale Konsolidierung, welche bereits am Mittwoch das Bild prägte, konsequent fort. Sogar die Begrenzungen vom Mittwoch hielten stand (abgesehen von den beiden temporären Durchstichen beidseitig). Die Markttechnik bestätigt diese Ausrichtung zudem.

(4) Geplante Handelsrichtung: Arbeiten wir regelkonform, gilt demnach: der Aufwärtstrend im Tageschart des DAX / FDAX ist aufwärts ausgerichtet und bestätigt, folglich ist die Wertung positiv. Die Aktienindizes in Europa und den USA, werten wir ebenfalls übergeordnet positiv. Das errechnete minimale Reaktionspotential auf der Unterseite ist nicht einmal in der Nähe, folglich auch hier: positiv. Die Nähe zu einem potentiellen Widerstandsfeld, die Tatsache, dass uns ein Doji im Tageschart vorliegt, die Tatsache, dass wir im Tageschart einem überkauften Niveau zumindest nahe sind und die Tatsache, dass der Stunden- und 30 Minuten-Chart ebenfalls neutrale Indikationen aufweisen, lassen uns jedoch wieder mahnend den Finger zu heben. Hinzu kommt: die fundamentale Lage lässt im Grunde beide Interpretationsrichtungen zu (wie so oft) und das Wochenende steht vor der Tür – nach einer Woche kräftiger Kursgewinne. Besonders letzteres könnte Gewinnmitnahmen erwarten lassen, besonders nachdem Draghi ja nun zumindest seine Katze aus dem Sack gelassen hat. Das heißt: streng genommen und so unbefriedigend das jetzt klingen mag, müssen wir uns aus statistischer Sicht auf beide möglichen Bewegungsrichtungen für heute einstellen, das gebietet der ausgebildete Doji. Doch wenn wir alle Argumente zusammenfassen, halten wir es aktuell für wahrscheinlicher, dass es Abschläge geben sollte / könnte, mindestens jedoch eine Konsolidierung innerhalb der gestrigen Tagesspanne – wobei Kursabschläge konsequenter wären. Um nicht falsch verstanden zu werden: hier spricht niemand von Kursverlusten epischem Ausmaßes. Eine Trendgefährdung unterstellen wir (noch) nicht, zumindest solange nicht, wie das errechnete minimale Reaktionspotential nicht unterschritten ist. Aber Kursabschläge in Richtung 9.600 / 9.550 wollen wir an dieser Stelle nicht völlig ausschließen. Wenn wir die drei Entwicklungsmöglichkeiten: steigen, neutral oder fallen heute gewichten wollen, dann würden wir jetzt, heute früh, hier und jetzt, die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit einer beginnenden Reaktion einräumen (Kurspotential bis zur 9.540 / 9.515), an zweiter Stelle sehen wir bis jetzt ein Verharren innerhalb gestriger Handelsspanne und an dritter und letzter Stelle stünde folglich die ungebremste Fortsetzung des Aufwärtstrends am heutigen Freitag.

Hinweis in eigener Sache: Ich bin heute Vormittag etwa bis 11:15 Uhr aus organisatorischen Gründen nicht am Desk. Somit stehe ich Ihnen auch erst ab 11:15 Uhr in unserem Stream zur Verfügung.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future zeigte gestern nun endlich mal einen etwas ausgeprägteren Stabilisierungsansatz innerhalb seines Stundencharts und überwand die angepasste obere Trendkanalbegrenzung im Laufe des Nachmittages, nach Draghis Pressekonferenz. Interessant ist hierbei, dass der unterlegte Richtungsfilter dieser Entwicklung folgte, ebenfalls die Stärke deutlich anzog, bevor sie mittig ihres Bewertungsbandes konsolidierte.

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Auch der Tageschart des Renten-Kontrakts lässt Entspannung erwarten, nachdem wir das gestrige Tagesmuster als positiv interpretieren und dem FGBL solange weiteres Anstiegspotential zubilligen, solange das gestrige Tagesformationstief bei 142,49 nicht unterschritten wird.

Wir rechnen folglich mit tendenziell weiter steigenden Kursen. In der praktischen Konsequenz heißt das, wir fokussieren auf der Long-Seite auf aggressivere Positionierungen, als auf der Unterseite.

Widerstände leiten wir her in den Bereichen um 142,99, dann 143,05 und 143,12 / 143,16. Potentielle Unterstützung leitet sich her im Bereich um 142,81 und 142,58 bis 142,49.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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